Into Dad's Woods le forêt de mon père
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Into Dad’s Woods

Kritik

Into Dad's Woods le forêt de mon père
„Into Dad’s Woods“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Jimmy (Alban Lenoir) liebt die Wälder nahes seines Zuhauses, verbringt dort viel Zeit mit seinen Kindern Gina (Léonie Souchaud), Tony (Mathis Bour) und Nora (Saskia Dillais de Melo) – selbst als er seine Stelle dort verloren hat und deshalb unerwünscht ist. Auch sonst ist er etwas eigen, neigt dazu etwas weltfremd zu sein. Doch der 15-jährigen Gina ist das egal, sie versucht immer für ihn da zu sein und hat seine Sonderbarkeiten akzeptiert. Jimmys Frau Carole (Ludivine Sagnier) hingegen verliert nach und nach die Geduld mit ihrem Mann und dessen Marotten. Als es eines Tages zu einem verstörenden Zwischenfall kommt und klar wird, dass seine geistige Gesundheit zu einer Gefahr wird, muss sie eine folgenschwere Entscheidung treffen …

Aus Liebe zur Natur
In den letzten Jahren hat es eine ganze Reihe von Filmen gegeben, welche eher schrullige Väter zeigen, die ihr Familienglück im Wald suchen. Captain Fantastic – Einmal Wildnis und zurück fällt einem an der Stelle ein oder auch Leave No Trace, in dem Vater und Tochter ein festes Zuhause gegen ein Zelt mitten im Park getauscht haben. Und zumindest am Anfang sieht es danach aus, als würde sich Into Dad’s Woods an dieser Stelle einreihen. Da sieht man sie verträumt in den Bäumen hängen, den naturverliebten Papa und seine Kinder, sich ganz der Schönheit der Natur hingebend, so als würde sie die Welt da draußen nichts angehen – bis dann doch der Besitzer auftaucht und sie verscheucht.

Zu dem Zeitpunkt ahnt man dann schon, dass da vielleicht etwas nicht ganz stimmt in der Familie, dass es da einen gewissen Bruch gibt. Doch erst später wird klar, dass Jimmy nicht einfach nur ein komischer Kauz ist, der auf eine liebenswerte Weise die Welt mit anderen Augen sieht. Wo hören Eigenheiten auf, wann liegt eine tatsächliche Störung vor? Into Dad’s Woods wandelt immer wieder an dieser Grenze, zeigt auf, wie schwierig es ist, diese ziehen zu müssen. Das ist gerade für Carole ein Problem, die zu Beginn noch etwas steif und verbissen wirkt, gerade im Kontrast zu ihrem quirligen Ehemann. Sie ist die Partnerin, liebt ihn auch offensichtlich – muss zugleich aber auch die Verantwortung für die Familie übernehmen, die durch Jimmy nach und nach in Schwierigkeiten und mehr gebracht wird.

Wie umgehen mit der Situation?
Allgemein ist Into Dad’s Woods, anders als man vielleicht denken könnte, gar nicht so sehr ein Film über Jimmy als vielmehr über seine Familie. Genauer erzählt Regisseurin und Drehbuchautorin Vero Cratzborn, die nach einer Reihe von Kurzfilmen hiermit ihr Spielfilmdebüt gibt, in erster Linie aus der Sicht von Gina. Sie ist ebenfalls hingerissen, sieht einerseits das zunehmend schwierige, unkalkulierbare Verhalten des Vaters, ist aber nicht bereit ihn aufzugeben. Zum Teil geht das Werk dann auch als ein Jugenddrama durch, das von dem schwierigen Aufwachsen in einer Familie ohne echten Halt erzählt. Von der Herausforderung, ein normales Leben eines Teenagers zu führen, inklusive erster Liebe, wenn drumherum nichts mehr normal ist.

Das bedeutet dann zwangsläufig, dass einiges hier an der Oberfläche bleibt. So erfahren wir nie wirklich, was genau mit Jimmy nicht stimmt oder wann sein seltsames Verhalten angefangen hat. Gleiches gilt für die Ärzte, die sich später um ihn kümmern sollen und als unpersönliche Monster dargestellt werden. Denn das ist es, was Gina in ihnen sieht. An dieser Stelle heißt es deshalb eher Abstriche machen, Into Dad’s Woods ist nicht der erhoffte Beitrag um den gesellschaftlichen Umgang mit psychischen Störungen. Stattdessen hat Cratzborn einen sehr persönlichen Film gedreht, getragen von Alban Lenoir (Die glitzernden Garnelen) und natürlich vor allem Newcomerin Léonie Souchaud, die mal trotzig, dann wieder zärtlich auftritt, sich immer wieder bewusst in den Wald ihres Vaters begibt, in der Hoffnung, ihn zu finden – aber auch sich selbst.

Credits

OT: „La forêt de mon père“
Land: Belgien, Frankreich, Schweiz
Jahr: 2019
Regie: Vero Cratzborn
Drehbuch: Vero Cratzborn, Ève Deboise, François Verjans
Musik: Daniel Bleikolm, Maxime Steiner
Kamera: Philippe Guilbert
Besetzung: Léonie Souchaud, Ludivine Sagnier, Alban Lenoir, Mathis Bour, Saskia Dillais de Melo, Carl Malapa

Bilder

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In „Into Dad’s Woods“ versucht eine 15-Jährige, ihren Platz in der Welt zu finden, während die Familie unter den stärker werden psychischen Störungen des Vaters leidet. Das Drama handelt dabei gar nicht so sehr von dem Betroffenen selbst, sondern vielmehr von der Schwierigkeit, als Angehörige damit umzugehen.
7
von 10