A Million Ways to Die in the West
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A Million Ways to Die in the West

Kritik

A Million Ways to Die in the West
„A Million Ways to Die in the West“ // Deutschland-Start: 29. Mai 2014 (Kino) // 9. Oktober 2014 (DVD/Blu-ray)

Albert (Seth MacFarlane) braucht nicht wirklich viel, um glücklich zu sein. Er hat seine Schafe, selbst wenn die ihm mal wieder auf den Dächern herumtanzen. Und er hat Louise (Amanda Seyfried), seine große Liebe. Zu seinem Unglück ist sie aber nicht wirklich daran interessiert, die Beziehung zu einem erfolglosen, geldlosen und mutlosen Schafzüchter fortzusetzen. Stattdessen vergnügt sie sich lieber die Zeit mit Foy (Neil Patrick Harris) und dessen vornehmem Schnauzer. Als Albert schon jede Hoffnung aufgegeben hat, seine Ex zurückzugewinnen, macht er die Bekanntschaft der schlagfertigen Anna (Charlize Theron), die ihm nicht nur in Hinblick auf Schusswaffen einiges beizubringen hat. Eines ahnt er dabei jedoch nicht: Sie ist die Frau des skrupellosen Gesetzlosen Clinch Leatherwood (Liam Neeson) …

Normalerweise ist es so, dass Schauspieler irgendwann einmal den Sprung auf den Regiestuhl wagen, um sich dort ein bisschen an Selbstverwirklichung versuchen. Der umgekehrte Weg ist hingegen ausgesprochen selten: Regisseure, die zu Schauspielern werden. Wenn, dann geschieht das meistens aus Gefälligkeit für Kollegen, gerade auch in kleinen Gastauftritten. Im Fall von Seth MacFarlane dürfte es eher mit einem großen Selbstbewusstsein zu tun haben. Natürlich hatte er in seiner Karriere immer mal wieder vor der Kamera gestanden, doch die Rollen waren dann doch eher klein. Der US-Amerikaner ist einer, der meist irgendwo im Hintergrund rumwerkelt, etwa bei den von ihm geschaffenen Serien Family Guy und American Dad.

Am falschen Ort gelandet
Nachdem MacFarlane aber mit seinem ersten selbst inszenierten Spielfilm Ted einen wahren Blockbuster geschaffen hatte, der mehr als 500 Millionen Dollar einspielte, schrieb er sich bei seinem zweiten Werk A Million Ways to Die in the West die Hauptrolle selbst auf den Leib. Wobei er hier glücklicherweise darauf verzichtete, sich selbst zu einem strahlenden Helden zu machen. Eigentlich ist der von ihm verkörperte Albert ein absoluter Verlierer, der in so ziemlich jedem Lebensbereich versagt. Zwar ist er ausgesprochen schlagfertig. Das jedoch bringt relativ wenig im Wilden Westen, in dem ganz andere Fähigkeiten gefragt sind, wenn schon der Alltag einen harschen Überlebenskampf darstellt.

Tatsächlich war das auch die Idee hinter dem Film: MacFarlane und seine Co-Autoren Alec Sulkin und Wellesley Wild wollten sich ein bisschen darüber lustig machen, wie furchtbar gefährlich das Leben im Wilden Westen gewesen sein muss – und wie furchtbar langweilig. Beides kommt dann auch in seiner Westernparodie vor, immer tauschen sich Albert und andere Figuren über die unschönen Lebensbedingungen aus. Das sind die gelungeneren Gags von A Million Ways to Die in the West: Der Film nimmt auf schelmische Weise alte Klassiker auseinander, greift Klischees auf, nur um sie im Anschluss durch den Kakao zu ziehen. Das lässt zwar nicht so wahnsinnig viel Abwechslung zu, zu wenig für einen Film, der knapp zwei Stunden dauert. Ein paar Mal darf man aber schon schmunzeln.

Höhö, Sex und Scheiße
Nur verbindet er das mit dem Humor, für den er eigentlich bekannt ist: derbe Späße unterhalb der Gürtellinie. Wer mit solchen nichts anfangen kann, der kämpft hier auf verlorenem Boden. Schon die erste Szene zeigt, dass es MacFarlane wahnsinnig witzig findet, irgendwo etwas zum Thema Sex einzubauen. Dabei lässt er nicht nur ein Gespür für Tempo vermissen, wenn diese Momente oft unnötig ausgedehnt sind. Die Gags sind auch nicht sonderlich einfallsreich. Immer wieder hat man den Eindruck, dass da ein pubertierender Junge die Pornosammlung des Vaters entdeckt hat und grölend mit Freunden seine Begeisterung teilt. Das sei ihm vergönnt, auch dem Publikum, dem es genauso geht. Aber es hat schon was sehr Bemühtes und Angestrengtes, wie A Million Ways to Die in the West nach Einsatzmöglichkeiten lechzt, sich hingegen kaum für die Geschichte interessiert.

Die Folge: Der Film zieht sich teilweise schon sehr. A Million Ways to Die in the West ist eher ein Werk, das man sich ausschnittsweise anschauen kann, einzelne Szenen auf YouTube etwa. Denn punktuell kann man hier durchaus seinen Spaß haben. Zum einen macht der Schauplatz einiges her, eine liebevolle Hommage an die Western-Städte von einst. Außerdem darf man sich auf zahlreiche Gastauftritte freuen – auch in Form einer Verneigung vor einer weiteren Westernkomödie. Doch das verdeutlicht zugleich, wie unausgegoren und banal der Film ist, wenn man sich im Anschluss vor allem an diese Auftritte erinnert, weniger die Versuche von MacFarlane, ein romantischer Held zu sein. So sehr man ihm abnimmt, dass er das Genre liebt, das alleine ist dann doch nicht genug.

Credits

OT: „A Million Ways to Die in the West“
Land: USA
Jahr: 2014
Regie: Seth MacFarlane
Drehbuch: Seth MacFarlane, Alec Sulkin, Wellesley Wild
Musik: Joel McNeely
Kamera: Michael Barrett
Besetzung: Seth MacFarlane, Charlize Theron, Amanda Seyfried, Neil Patrick Harris, Giovanni Ribisi, Sarah Silverman, Liam Neeson

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Goldene Himbeere 2015 Schlechteste Regie Seth MacFarlane Nominierung
Schlechtester Hauptdarsteller Seth MacFarlane Nominierung
Schlechteste Hauptdarstellerin Charlize Theron Nominierung
Schlechteste Leinwandkombination Nominierung

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In „A Million Ways to Die in the West“ kämpft ein erfolgloser Schafzüchter um die Liebe einer Frau, muss dafür aber erst zum Helden werden. Die Geschichte selbst ist nicht erwähnenswert, ist ein reiner Anlass, um zahlreiche Gags unterzubringen. Während die parodistischen Verweise auf den Wilden Westen und die Gastauftritte teilweise Spaß machen, ist der typisch derbe Humor von MacFarlane oft zu bemüht.
5
von 10