Unser Leben mit Vater Life With Father

Unser Leben mit Vater

Kritik

Unser Leben mit Vater Life With Father
„Unser Leben mit Vater“ // Deutschland-Start: 27. März 2020 (DVD)

Wir schreiben das Jahr 1883 und Clarence Day (William Powell) genießt ein sehr wohlhabendes Leben mit seiner Familie in New York City. Durch seine Arbeit an der Börse zu Geld und Erfolg gekommen, hat Day beschlossen, seine Familie auch wie ein Unternehmen zu führen, zumindest betont er dies immer wieder gegenüber seinen Kindern und seiner Frau Vinnie (Irene Dunne). Von den Ausgaben fürs Geschirr, fürs Einkaufen, fürs Personal oder für die Kleider der vier Söhne muss sie ihm Rede und Antwort stehen, was nicht selten zu langwierigen Wortduellen zwischen den Eheleuten führt. Über die Jahre hat Vinnie gelernt, ihren Gemahl zu besänftigen und letztlich durch Geschick und Charme ihren Willen durchzusetzen, auch wenn Clarence dies naturgemäß immer anders sieht. Während eines Besuchs einer entfernten Verwandten vom Lande hingegen kommt es zu einer Meinungsverschiedenheit ganz anderen Kalibers. Angestachelt von der Schwärmerei des ältesten Sohnes Clarence Jr. (Jimmy Lydon) für Mary (Elizabeth Taylor), fragt diese Clarence Sr. bei einem gemeinsamen Abendessen nach seiner Haltung zur Religion. Auch wenn Vinnie die geringe Meinung ihres Ehemanns zu diesem Thema bekannt war, so ist sie doch tief getroffen, als er zugibt, nie getauft worden zu sein. Von nun an setzt sie alles daran, Clarence dazu zubringen, sich taufen zu lassen, aber damit stellt sie sich vor eine der wohl schwierigsten Aufgaben ihres Lebens, denn dessen Starrsinn könnte in diesem Falle ihre Überredungskünste übertreffen.

Familie und Beruf
Der Name des ungarisch-amerikanischen Regisseurs Michael Curtiz ist auf immer in der Geschichte des Kinos eingraviert, führte er doch Regie bei dem 1942 entstandenen Casablanca, einem stilbildenden Film Hollywoods, der nicht zuletzt wegen seiner Besetzung mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergman Berühmtheit erlangte sowie deren Szenen miteinander. Nur fünf Jahre nach diesem Film inszenierte Curtiz auf der Basis der Bühnenfassung des Romans Clarence Days, der in diesem auf humoristische Weise die Biografie seiner Familie, insbesondere seines Vaters erzählt. Hierbei ist ein Film entstanden, der vor allem ein Porträt des bürgerlichen Patriarchats zeigt, von Geschlechterbildern sowie der New Yorker High Society.

Insgesamt wirkt die Umsetzung, vor allem aus heutige Sicht betrachtet, wie die einer Sitcom und hat immer etwas stark Bühnenhaftes. Durchbrochen wird das Geschehen nur gelegentlich durch Szenen in einem Restaurant, in Days Büro oder vor seinem Haus, welche aber dennoch im Kontext des Porträts einer behüteten, heilen Welt stehen, die der höheren Klasse, deren Probleme sich allenfalls in der Familie abspielen. Diese ist dann auch das Abbild der Gesellschaft, mit dem Vater als der leitenden Figur, die durch ihre wirtschaftliche Position, ihre (vermeintliche) Rationalität und ihre generell praktische Sichtweise sich als überlegen gegenüber Kindern und Frauen betrachtet. In den Augen eines Clarence Day sind die übrigen Belange lästige Nebenschauplätze, deren Kosten es stets zu überwachen gilt, eine Sichtweise, die seine Frau in vielerlei Hinsicht für sich nutzt und ihren Mann so bisweilen austrickst.

Das neue, alte Patriarchat
Jene starren Strukturen, die der Film in so gut wie jeder seiner Einstellung widerspiegelt, dürften gerade in den auf Konformismus bedachten 1940ern und 1950ern viele Befürworter gefunden haben, was eine Erklärung für den kommerziellen Erfolg des Films sein könnte. Die Konfrontation zwischen Mann und Frau ist jene von Gefühl und Verstand, von Intuition und Ratio, die sich ausgerechnet am Thema der Religion, des Taufe entscheidet. Unabhängig von dem episodischen Charakter des Skripts aus der Feder Donald Ogden Stewarts bleibt dies mal mehr mal weniger deutlich das Unterthema der weiteren Szenen, die dann, trotz der nahe an der Karikatur angelegten Darstellung William Powells, dann doch irgendwie das patriarchale System bestätigen und zurückweisen auf die Heiligkeit der Familie.

Credits

OT: „Life With Father“
Land: USA
Jahr: 1947
Regie: Michael Curtiz
Drehbuch: Donald Ogden Stewart
Vorlage: Clarence Day
Musik: Max Steiner
Kamera: William V. Skall, J. Peverell Marley
Besetzung: William Powell, Irene Dunne, Elizabeth Taylor, Edmund Gwenn, ZaSu Pitts, Jimmy Lydon

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„Unser Leben mit Vater“ ist eine Komödie über patriarchale Systeme und Geschlechterbilder, die sich vor allem als Bestätigung der Familie als gesellschaftliche Kerneinheit versteht sowie als Vermittlerin eines bürgerlichen Wertekatalogs. Trotz des guten Ensembles wirkt Curtiz‘ Film gerade wegen dieser Themen sehr bieder, überzogen und aus heutiger Sicht hoffnungslos altmodisch.
5
von 10