Ein Platz an der Sonne A Place in the Sun
© Paramount Pictures

Ein Platz an der Sonne

Ein Platz an der Sonne A Place in the Sun
„Ein Platz an der Sonne“ // Deutschland-Start: 25. Januar 1952 (Kino) // 1. November 2003 (DVD)

Inhalt / Kritik

In Chicago musste George Eastman (Montgomery Clift) zeit seines Lebens um Almosen betteln, doch die Begegnung mit seinem Onkel, einem reichen Industriellen aus New York, verändert seine Lage von einem Tag auf den nächsten. In dessen Firma soll er zunächst als einfacher Fließbandarbeiter anfangen und sich langsam seine Sporen verdienen, was Eastman nur recht ist. Schon bald macht er durch seinen Arbeitseifer auf sich aufmerksam und hat auch Vorschläge, wie man die Produktivität verbessern könne. Beziehungen mit Angestellten sind ihm wie auch seinen Kollegen streng verboten, doch das hält ihn nicht davon ab, sich mit der Arbeiterin Alice (Shelley Winters) zu treffen. Aus dem Flirt wird schnell mehr, sodass George gewillt ist, weiter in der Hierarchie der Firma aufzusteigen, damit er Alice etwas bieten kann.

Bei einem Party auf dem Anwesen seines Onkels, bei dem er eigentlich wegen eines besseren Stellung im Betrieb vorsprechen wollte, lernt er Angela Vickers (Elizabeth Taylor) kennen, die Tochter eines ebenfalls sehr vermögenden Geschäftsmannes. Schon lange hat er ein Auge auf die junge Frau geworfen und verliebt sich Hals über Kopf in sie, während er gleichzeitig versucht, seine Liebe vor Alice geheim zu halten. Da Alice jedoch schwanger ist und auf eine Heirat drängt, sieht sich George unter Druck gesetzt, eine Lösung für die Situation zu finden, wobei er die Beziehung zu Angela auf keinen Fall aufgeben will.

Eine bessere Partie

In seinem Roman Eine amerikanische Tragödie verarbeitet Autor Theodore Dreisler seine Beobachtungen während des Prozesses gegen einen Mann, der wegen des Mordes an seiner schwangeren Frau zum Tode verurteilt wurde. Weil er die Möglichkeit sah, eine reiche Erbin zu heiraten, hatte der Mann begonnen, die schreckliche Tat zu planen und schließlich durchzuführen. Die Prämisse, die im Grunde perfekt für ein Werk des Film Noir gewesen wäre, fand Gefallen in Hollywood, unter anderem bei Paramount, die jedoch erhebliche Änderungen an der Geschichte vornahmen und einen erhöhten Fokus auf die Liebesgeschichte legten.

Ein Platz an der Sonne hat vielleicht auch wegen dieser Veränderungen mit der Zeit etwas von seinem guten Ruf eingebüßt, denn die Entschärfung bestimmter Teile der Geschichte ist nicht immer stimmig und wirkt bisweilen sogar sehr mutlos. Dennoch verbleibt die kritische Sichtweise auf das Versprechen des sozialen Aufstiegs, der „upward mobility“, und somit der Exklusivität der oberen Zehntausend, die nur widerwillig einen Außenseiter bei sich aufnehmen (wenn überhaupt).

Schon bevor George New York betreten hat, trifft er auf die Frau, die ein Leben und sein Denken bestimmen wird. In einem Cabriolet fährt Angela an ihm vorbei, während er nach einer Mitfahrgelegenheit Ausschau hält und der jungen Frau hinterher blickt, als hätte er einen Geist gesehen oder eine Fata Morgana. In seinem kleinen Zimmer schimmert die Leuchtreklame der Firma von Angelas Vaters konstant durchs Fenster, sozusagen als eine ewige Erinnerung an diese eine Frau, diesen einen Moment, den er nicht mehr aus seinem Kopf bekommt. Sie ist das Versprechen auf ein anderes Leben, wobei die Gefühle, die beide füreinander hegen, noch ein Bonus sind, wenn man so will.

Sie ist der „Platz an der Sonne“, wohingegen das Leben mit Alice eines sein wird, was mit harter Arbeit, vielleicht sogar mit Armut verbunden sein wird, wie sie selbst an einer Stelle sagt. Dass das Drehbuch die Sympathien bisweilen eher auf die Beziehung zu Angela verlagert, mag eine dramaturgische Nachlässigkeit sein, die er Liebesgeschichte geschuldet ist, welche man hier in den Vordergrund stellen wollte. Im Grunde stehen die beiden für den Boden der Tatsachen und die andere für ein Aufstiegsversprechen, das man sich nicht nehmen lassen will.

Unter Beobachtung

Aber es gibt noch ein anderes Element in Ein Platz an der Sonne, das man erwähnen sollte. Die einzelnen Welten, von der Firma, dem Anwesen der Eastmans oder später der Gerichtssaal, sind nur scheinbar frei, denn in ihnen gibt es strenge Regeln, auf deren Einhaltung bestanden wird. Clift, Taylor und Winters spielen Figuren, die konstant unter Beobachtung stehen, jede Gelegenheit nutzen, um auszubrechen, und ständig in der Furcht leben, entlarvt oder ertappt zu werden. George Stevens’ Inszenierung betont die Paranoia dieser Menschen, die schon bei einer falschen Bewegung erschreckt aufblicken und die Flucht in einen privaten Raum suchen. Eastman muss erst lernen, sich in dieser Welt zu bewegen, doch auch er steht schon bald unter Beobachtung, wird auf Herz und Nieren geprüft, was seine Doppelbeziehung mit der Zeit naturgemäß ans Tageslicht bringt. Doch auch die von Shelley Winters gespielte Alice ist, trotz ihres sozialen Standes, nicht von der Beobachtung befreit, wobei es in ihrem Falle die Moral der Gesellschaft ist, die diese Rolle übernimmt. Letztlich träumen sie alle von einem Platz an der Sonne, einem idealistischen oder einem materiellen, aber die Karten sind gezinkt und niemand spielt hier fair.

Credits

OT: „A Place in the Sun“
Land: USA
Jahr: 1951
Regie: George Stevens
Drehbuch: Michael Wilson, Harry Brown
Vorlage: Theodore Dreisler
Musik: Franz Waxman
Kamera: William C. Mellor
Besetzung: Mongomery Clift, Elizabeth Taylor, Shelley Winters, Anne Revere, Keffe Brasselle, Fred Clark, Raymond Burr

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1952 Bester Film nominiert
Beste Regie George Stevens Sieg
Bester Hauptdarsteller Mongomery Clift nominiert
Beste Hauptdarstellerin Shelley Winters nominiert
Bestes Drehbuch Michael Wilson, Harry Brown Sieg
Beste Musik Franz Waxman Sieg
Beste Kamera (schwarzweiß) William C. Mellor Sieg
Bester Schnitt William Hornbeck Sieg
Beste Kostüme (schwarzweiß) Edith Head Sieg
Golden Globes 1952 Bester Film (Drama) Sieg
Beste Regie George Stevens nominiert
Beste Hauptdarstellerin (Drama) Shelley Winters nominiert
Beste Kamera (schwarzweiß) William C. Mellor nominiert

Filmfeste

Cannes 1951
Locarno Film Festival 1981
Internationales Filmfestival Mannheim Heidelberg 2023

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Ein Platz an der Sonne
fazit
„Ein Platz an der Sonne“ ist ein Drama über den sozialen Aufstieg und die Klassengesellschaft. Hätte man George Stevens’ Film nicht an Melodram ausgelegt und sich auf die Liebesgeschichte konzentriert, hätte der Film ein bitterer, teils sogar zynischer Kommentar auf Ungleichheit sein können.
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