Riot Girls
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Riot Girls

Riot Girls
„Riot Girls“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Als 1995 alle Erwachsenen auf mysteriöse Weise sterben, sind die Jugendlichen von nun an auf sich selbst gestellt. Schnell bilden sich in dem Ort Potter’s Bluff zwei Lager, die Titans und die East-Side Gang. Beide kämpfen um das Gebiet, die übrig gebliebenen Ressourcen und ums nackte Überleben. Mittendrin Nat (Madison Iseman) und Scratch (Paloma Kwiatkowski), die beiden taffen Mädels der East-Side Gang. Gemeinsam schlagen sie sich durch den Alltag, immer auf der Suche möglichem Brauchbaren. Als Nats Bruder allerdings von den Titans entführt wird, gehen die beiden fest entschlossen auf Rettungsmission ins feindlichen Lager.

Nach XX (2107) ist Riot Girls der zweite Langfilm von Jovanka Vuckovic. Nachdem aber schon das Debüt nicht auf riesige Begeisterung stieß und das einzig gruselige an dem Horrorfilm tatsächlich die deutsche Synchronisation der unheimlichen Dialoge war, kann auch der Endzeit-Science-Fiction-Film nicht viel mehr überzeugen. Riot Girls mangelt es nicht nur, aber vor allem, an einem interessanten Skript. Was Vuckovic hier präsentiert, ist weder neu noch spannend und bedient sich einfach an zu vielen Stereotypen und Klischees.

Eine altbekannte Zukunft
Wenn also Teenager ganz plötzlich auf sich selbst gestellt sind und ohne Autoritäten versuchen im Chaos zurecht zu kommen und dabei Clans bilden, erinnert das ein wenig an Don’t Grow Up oder Alone, die ebenfalls beide bereits auf dem Fantasy Filmfest liefen. Auch dort kamen die Erwachsenen um und die Jugendlichen mussten von einem Moment auf den nächsten selbst sehen, wie sie den Alltag und die Rohstoffknappheit organisieren. Schnell bilden sich dabei altbekannte Gesellschaftsstrukturen heraus, in denen es entweder diktatorisch oder halbwegs demokratisch zugeht. So eben auch in Riot Girls. Konzentriert sich die Geschichte hier zwar auf die Darstellung von zwei verfeindeten Gruppierungen und dementsprechend wenig Charaktere, so holt das Drehbuch erstaunlich wenig aus deren Darstellung heraus.

Die beiden Mädchen Nat und Scratch als Riot Girls bleiben in ihren Charakterzügen viel zu blass und funktionieren als eigentliche Hauptfiguren fast gar nicht. Eine kleine Vorstellung der beiden erfolgt zwar am Anfang, macht sie aber nicht interessant genug, um sich näher mit den beiden auseinandersetzen zu wollen. In Zeiten, wo man nach starken, mutigen und entschlossenen Frauenfiguren sucht, mit Vorbildcharakter, da sind Nat und Scratch als weibliches Duo oft nicht dominant genug gegenüber ihren männlichen Schauspielkollegen. Es fehlt ihnen einfach der Biss, die Frauenpower. Es reicht einfach nicht aus, die beiden Mädels in eine Rockerkluft zu stecken, um so auf cool zu machen.

Ach, ihr mal wieder …
Bei den Jungs sieht es aber auch nicht viel besser aus. Denn bei denen greifen die Filmemacher für die Charaktere so richtig tief in die Klischeekiste. Wäre da nicht nur der psychopathische Anführer des Titanclans, nein, so gibt es natürlich auch einen naiv doofen, viel zu gutmütigen „Bösen“ und ja es gibt auch den Flüchtigen von der anderen Seite, der sich erstaunlich schnell in Nat verliebt und dann daran versucht sie für sich zugewinnen. Kennt man die Charaktere so kennt man sogleich auch die komplette Geschichte. Demnach ist das Ganze unglaublich vorhersehbar ab der ersten Minute und erntet immer wieder Seufzer der Ernüchterung und ein Augenrollen, wenn sich die Vorahnung mal wieder bestätigt.

All das wäre vielleicht halb so schlimm, wenn sich Vuckovic wenigstens visuell zu etwas Aussagekräftigem entschlossen hätte. Aber hier spielt sie inkonsequenterweise mit kleineren Comicelementen, die letztendlich mehr für Verwunderung über deren Verwendung sorgen, als dass sie dem Gesamtwerk guttun. Und wenn dann noch Rock erklingt zu Szenen, die aber durch keinen einzigen Schnitt zugleich an Tempo gewinnen, hätte man die Musik tatsächlich auch beliebig ersetzten oder sogar weglassen können. So sehr man kleine Produktionen unterstützen möchte, wenn knapp 80 Minuten nur so von Fantasielosigkeit und Klischees strotzen, ist selbst das verschenkte Zeit. Schade.



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"Riot Girls" bietet alles was ein Film nicht bieten sollte. Klischees, inkonsequente Gestaltung und Vorhersehbarkeit gepaart mit Fantasielosigkeit. Selbst 80 Minuten werden damit zu einer Herausforderung, die einem nicht mehr als ein Augenrollen abgewinnen können.
2
von 10