Inuyashiki Last Hero
Inuyashiki Vol 1
„Inuyashiki Last Hero“ // Deutschland-Start: 12. April 2019 (Vol. 1, DVD/Blu-ray) // 10. Mai 2019 (Vol. 2, DVD/Blu-ray)

Der 58-jährige Ichiro Inuyashiki hat nicht unbedingt viel Glück im Leben. Freunde hat er keine, beruflichen Erfolg ebenso wenig, seine Familie interessiert sich nicht für ihn. Da erfährt er zu allem Überfluss, dass er Krebs hat und nicht mehr allzu lange leben wird. Doch dann wird er eines Nachts in einem Park Zeuge einer gewaltigen Explosion, die ihn in eine Maschine verwandelt und ihm gewaltige Kräfte verleiht. Dieses Schicksal teilt er mit dem Jugendlichen Hiro Shishigami, der zufällig ebenfalls dort war. Die Reaktionen der beiden könnten jedoch unterschiedlicher nicht sein. Während Inuyashiki diese Fähigkeiten für das Gute nutzen will, findet Shishigami Gefallen daran, wahllos Menschen zu ermorden, erst vereinzelt, später im ganzen großen Stil.

Die Menschen werden heute nicht nur sehr viel älter. Sie sind auch viel länger fit. Schon seit einer Weile schlagen Filmemacher*innen daraus Kapital und präsentieren mit Filmen wie Tanz ins Leben oder Book Club maßgeschneiderte Unterhaltung, die sich auf eine Nachricht herunterbrechen lässt: Du kannst auch im Alter noch Spaß haben und was aus dir machen! Das Szenario von Inuyashiki Last Hero verspricht, etwas ganz ähnliches zu werden. Wie oft sieht man schließlich schon in dem heutigen Superheldenwahn grauhaarige Wracks Ende 50? Bei aller Liebe für die Alten, da müssen normalerweise schon knackärschige Muskelprotze und Amazonen mit tiefem Dekolletee ran, damit das Publikum zuschaut.

Aus Komik wird Ernst
Die Animeserie ist aber weder Bestätigung für ältere Zuschauer und Zuschauerinnen noch eine Parodie auf die üblichen Superheldenklischees, so naheliegend beide Gedanken auch sein mögen. Stattdessen hat Hiroya Oku, der den zugrundeliegenden Manga verfasst hat, eine sehr ernste Geschichte geschrieben. Eine sehr traurige auch. Denn auch wenn beide Figuren an den unterschiedlichen Polen der Heldenskala landen, der eine allen helfen, der andere alle töten will, beide sind letztendlich gebrochene Menschen, die mehr als technologisierte Superkräfte gemeinsam haben. Denn beide brauchen diese Technik, um sich wieder lebendig und als Mensch zu fühlen – was irgendwo schon bittere Ironie ist.

Aber auch wenn die Serie des alternativen Anime-Blocks noitaminA zeitweise mehr Drama ist als Superheldengeschichte, es passiert schon genug, um die Aufmerksamkeit des Publikums an sich zu binden. Vor allem die perfiden Momente, wenn Hiro seiner sinnlosen Mordlust nachgeht, zeigen da ihre Wirkung. Anders als in vielen anderen Animes, in denen abgründige Figuren meist lächerlich sind, ist das Töten hier mit einer Leere verbunden und dem Versuch, dieser zu entkommen. Dass dies auch noch mit einer grotesken Tötungsmethode einhergeht, macht die entsprechenden Momente umso schwerer zu ertragen.

Spektakulär offene Fragen
Über die Hintergründe schweigt sich Oku hingegen aus. Wer sich erhofft, dass das rätselhafte Ereignis zu Beginn der Serie später einmal aufgeklärt wird: Nein, das wird es nicht. Zwar eskalieren die Ereignisse mit der Zeit, Inuyashiki Last Hero wird immer größer und allumfassender. Über den Anfang wird aber kaum gesprochen, es scheint niemanden wirklich zu interessieren, was da nun genau vorgefallen ist. Das wird nicht allen gefallen, ebenso wenig das etwas überstürzte Ende. Aber die Reise dorthin hat doch jede Menge spannender Momente mit sich gebracht, welche die Animeserie zu einer der interessanteren der letzten Zeit machen.

Hübsch anzusehen ist sie auch noch. Das Animationsstudio MAPPA (Punch Line, Terror in Tokio) hat saubere Arbeit abgeliefert, von gelegentlichen hakeligen Weglaufszenen mal abgesehen. Die Designs der Figuren sind gefällig, wenn auch unauffällig, die Hintergründe liefern genügend Details, später fliegen auch ordentlich die Fetzen. Das wäre alles noch ausbaufähig gewesen, optisch wie inhaltlich, so wahnsinnig groß ist die Abwechslung nicht. Aufgrund der düsteren und tragischen Elemente, gekoppelt an ein komplett bescheuertes Szenario, ist Inuyashiki Last Hero dennoch mehr als nur einen flüchtigen Blick wert.



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Nach einer seltsamen Explosion im Park werden zwei Männer zu Maschinen und gewinnen wahnsinnige Kräfte: „Inuyashiki Last Hero“ beginnt mit einem kuriosen Szenario, verwandelt sich aber nicht in die erwartete Komödie. Stattdessen ist die Manga-Adaption eine erstaunlich tragische Science-Fiction-Serie über zwei verlorene Menschen, die ihre Kräfte sehr unterschiedlich anwenden.
7
von 10