Abikalypse
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Abikalypse

Abikalypse
„Abikalypse“ // Deutschland- Start: 25. Juli 2019 (Kino)

So richtig beliebt waren Musti (Reza Brojerdi), Hannah (Lea van Acken), Yannick (Jerry Hoffmann) und Tom (Lucas Reiber) ja nie an ihrer Schule. Eigentlich waren sie sogar ziemliche Außenseiter. Aber das kann ihnen jetzt eigentlich egal sein, schließlich haben die vier Freunde das Abi in der Tasche, jetzt lockt die große weite Welt! Doch vor allem Musti geht es noch immer nahe, dass er nie von den anderen akzeptiert wurde, obwohl er sich viel Mühe gab. Und so lässt er sich dazu hinreißen, das Unmögliche zu versprechen: Er will eine legendäre Abschlussparty organisieren, an die sich die Schule für immer erinnern soll! Doch das ist ganz schön schwierig, zumal auch die Freundschaft zu den anderen dadurch auf eine harte Probe gestellt wird.

Ein bisschen durfte man bei dem Titel ja schon zusammenzucken. Abikalypse? Das hört sich nach einer dieser meist unterirdischen Teenie-Sauf-Komödien an, mit denen hiesige Filmemacher beweisen wollen, dass man auch in Deutschland Spaß haben kann. Dabei hat der Film eigentlich etwas ganz anderes im Sinn. Drehbuchautor Tim Gondi, der zuvor bei den Serien Bullsprit und You Are Wanted erste Schreiberfahrungen sammelte, will mit seiner ersten Kinoproduktion beweisen, dass im Leben ganz andere Dinge wichtig sind als anonymer Partyrausch.

Gemeinsam gegen den Rest der Welt
Welche das sind, das ist recht schnell klar, dafür braucht es keine besonderen hellseherischen Fähigkeiten. Abikalypse ist ein Film, der Freundschaften feiert und dem Publikum unmissverständlich klar macht, dass Punkte wie Popularität und Geld zwar irgendwie nett sind. Beides kann aber nicht aufwiegen, echte Freunde und Freundinnen an seiner Seite zu haben, die mit einem durch dick und dünn gehen und trotz diverser Schwächen zu einem halten. Das ist sicherlich nicht originell, geht kaum als echte Erkenntnis durch. In Zeiten von Social Media und damit verbundener Like-Zwangs ist dieses bewusst altmodische Statement aber schon irgendwie sympathisch.

Glaubwürdigkeit steht hingegen nicht ganz so weit oben auf der Stärkenliste. Schon bei der Besetzung ploppen diverse Fragenzeichen auf. Dachte man wirklich, dass Lucas Reiber (Fack Ju Göhte 3) als Nerd durchgeht, nur weil man ihm ein Joypad in die Hand drückt? Und den mittlerweile 30-jährigen Jerry Hoffmann (Heil) als Abiturienten verkaufen zu wollen, das setzt auch eine gewisse Dreistigkeit voraus. Die mangelnde Natürlichkeit setzt sich in der Geschichte fort, die Wendungen nur der Dramaturgie wegen einsetzt, nicht weil sie in irgendeiner Form nachvollziehbar wären. Das ist bei den bewusst absurden Erlebnissen des Quartetts noch in Ordnung, die sollen schließlich übertrieben sein. Bei den obligatorischen Konflikten hätte man sich aber doch mehr Mühe geben dürfen.

Figuren als Schwachpunkt
Gleiches gilt für die Figuren. Die Beziehung zwischen Yannick und dem It Girl Leonie (Lisa-Marie Koroll) erschließt sich nie so recht, auch bei Hannah konnte man sich nicht entscheiden, was aus ihr werden wollte. Musti wird gerne zur Witzfigur degradiert. Tom zeichnet sich nur dadurch aus, dass er in den entscheidenden Momenten Angst hat, ansonsten bleibt er ziemlich blass. Das erschwert natürlich den Zugang. Ein Film, der davon lebt, mit den Figuren mitzugehen, sollte gerade an der Stelle mehr leisten können, das Publikum zu Komplizen machen. Das gelingt bei Abikalypse höchstens über Umwege: Die Komödie ist vollgestopft mit unsympathischen Karikaturen, die das Quartett automatisch zum kleineren Übel machen.

Und doch ist der Film irgendwie nett anzuschauen. Es gibt kleinere Spitzen gegen den Popularitätswahn, leicht nostalgische Einlagen für ältere Zuschauer. Und auch die Zwischensequenzen werten den Film auf: Regisseur Adolfo J. Kolmerer, der sich durch die Meta-Action-Komödie Schneeflöckchen einen Namen machte, baut immer wieder traumartige Szenen ein, welche die Ängste der jungen Menschen veranschaulichen. Zusammen mit dem Humor, der zwar nicht zu Begeisterungsstürmen mitreißt, aber doch vereinzelt amüsiert, reicht das, um aus Abikalypse ein Werk zu machen, das nicht nur weit entfernt ist von der befürchteten Katastrophe, sondern sogar ein bisschen rührt und was zu sagen hat. Als Sommerkino geht das durchaus in Ordnung.



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„Abikalypse“ klingt wie eine stupide Teeniekomödie, ist aber vielmehr ein Film über die Bedeutung von Freundschaft. Das ist nicht originell, von den traumartigen Zwischensequenzen abgesehen, zudem fragwürdig besetzt. Gleichzeitig ist das irgendwie sympathisch, ein netter Zeitvertreib, der sich bewusst gegen aktuelle Popularitätswettbewerbe richtet.
5
von 10