Alita Battle Angel
© 2019 Twentieth Century Fox

Alita: Battle Angel

Alita Battle Angel
„Alita: Battle Angel“ // Deutschland-Start: 14. Februar 2019 (Kino)

Dr. Dyson Ido (Christoph Waltz) kann kaum glauben, was er bei einem seiner regelmäßigen Streifzüge durch den Schrottplatz von Iron City findet: den Kopf eines weiblichen Cyborgs, dessen Gehirn noch voll funktionsfähig ist! Sogleich macht er sich an die Arbeit, gibt ihr einen Körper und den Namen Alita (Rosa Salazar). Nur Erinnerungen, die kann er ihr nicht geben, die scheinen alle ausgelöscht zu sein. An ihrer Lebensfreude ändert dies jedoch kaum etwas, vor allem nachdem sie den Menschenjungen Hugo (Keean Johnson) kennenlernt. Mit ihrer Kampfkraft und Stärke erweckt sie aber bald auch die Aufmerksamkeit von Vector (Mahershala Ali), der in Iron City das Sagen hat und finstere Pläne verfolgt.

Ach was, echt noch? So oft war davon die Rede, den Cyberpunk-Manga Battle Angel Alita von Yukito Kishiro als Live-Action-Hollywood-Variante umzusetzen, dass man irgendwann schon gar nicht mehr damit gerechnet hat, das fertige Ergebnis noch sehen zu dürfen. Schließlich hieß es schon im Jahr 2000, dass sich James Cameron des Sci-Fi-Action-Klassikers annehmen würde. Dann kam ihm aber erst Avatar – Aufbruch nach Pandora dazwischen, anschließend die diversen Sequels, da blieb für ein Robotermädchen einfach kein Platz mehr. Das Drehbuch schrieb der Blockbuster-Regisseur dann zwar noch, produzierte das Wagnis auch. Den Regiestuhl überließ er jedoch Robert Rodriguez.

Von allem ein bisschen bitte

Die Wahl stieß auf geteiltes Echo. Während der Texaner mit Sin City bewies, dass er durchaus düstere Zukunftsvisionen mit Comichintergrund beherrschte, war er in den letzten zwei Jahrzehnten vor allem mit seinen Kinderfilmen und komischen Over-the-Top-Actionstreifen (Machete) beschäftigt. Da konnte alles mögliche dabei herauskommen. Und irgendwie ist es das auch, Alita: Battle Angel ist ein etwas seltsamer Mix, der mal einzigartig ist, dann wieder gewöhnlich, zwischen abgründig und oberflächlich gleichermaßen hin und her wandert.

Die Welt selbst ist dabei noch schön klassisch. Nach einem großen Unglück im Jahr 2563 liegt die Erde in Trümmern, zumindest für die, die den Erdboden bewohnen. Sehr viel angenehmer ist hingegen das Leben auf Zalem, der Himmelsstadt. Einen Austausch zwischen den beiden gibt es nicht, sieht man einmal vom Müll ab, den die wohlhabende Oberschicht einfach nach unten plumpsen lässt. Zalem selbst bleibt in Alita: Battle Angel eine Erscheinung im Hintergrund, von der viele träumen, die jedoch keiner zu Gesicht bekommt. Zu sehen gibt es unten dafür aber mehr als genug: In einer Mischung aus Steam- und Cyberpunk erweckt Rodriguez ein Setting zum Leben, das gleichzeitig futuristisch-fortschrittlich und doch ziemlich heruntergekommen ist.

Überhaupt ist die Optik hier oft überwältigend. Das betrifft nicht nur Iron City, das vollgestopft ist mit vielen kleinen Details und auch in den gelegentlichen Panoramablicken das Auge zu beschäftigen weiß. Auch die Actionszenen sind sehr schick geworden, wenn Cyborgs aufeinander losgehen und sich gegenseitig überraschend brutal auseinanderreißen. Dem steht Alita nicht nach, auch wenn bei ihr brachiale Gewalt eher Geschwindigkeit weicht. Das sieht zwar immer recht künstlich aus, so wie man Alita: Battle Angel seine Computerherkunft zu jeder Zeit ansieht. Immerhin ist das aber alles aus einem Guss, weshalb die zahlreichen Kämpfe sehr viel „natürlicher“ anmuten als etwa die oft unglücklichen Real- und CGI-Mischungen der Marvel und DC Comics Kollegen.

Und auch die Sporteinlagen gehören zu den Höhepunkten. In der kaputten Welt der Zukunft braucht das Publikum schließlich ein bisschen Zerstreuung. Und das geschieht hier in Form von Motorball, das schon sehr an den Sci-Fi-Klassiker Rollerball erinnert – nur eben größer, futuristischer und gewalttätiger. Wenn die Teilnehmer jedes Mittel einsetzen – und damit ist wirklich jedes Mittel gemeint –, dann bietet das selbst fürs blockbusterermüdete Auge jede Menge Spektakel. Zumal die Cyborgs teils äußerst bizarr aussehen, eine willkürliche Mischung aus menschlichen, tierischen und nicht näher identifizierbaren Elementen. Und auch das Design von Alita ist mit den großen Augen natürlich gewöhnungsbedürftig, kommt dem Manga-Original aber erstaunlich nahe und stört bald auch nicht weiter.

Es muss mal wieder schnell gehen

Während das Drumherum äußerst schick ist, hapert es aber – Cameron lässt grüßen – an dem Inhalt. Ein Problem des Films ist, dass hier eine riesige Welt für das Publikum aufbereitet werden soll. Viel Spielzeit geht deshalb dafür drauf, einzelne Themen, Figuren und Orte zu etablieren, ohne dass etwas davon je vertieft würde. Dass Alita: Battle Angel als Auftakt einer ganzen Filmreihe gedacht ist, das merkt man, es ist mehr Prolog als eigenständige Geschichte. Dabei gäbe es genug, über das es sich zu reden lohnte. Den Wandel von Alita beispielsweise, die mit der Zeit feststellen muss, eine ehemalige Kampfmaschine zu sein. Das Festhalten am Menschlichen und Erinnerungen. Auch die Kopfgeldjäger-Gilde hätte sehr spaßig werden können.

Doch all das wird nur angeschnitten, Elemente schnell wieder fallengelassen, Entwicklungen übersprungen. Stattdessen wurde die Romanze zum hübschen Hugo eingebaut, um auf möglichst einfachem Weg noch ein bisschen Herz in den künstlichen Körper pressen zu können. Da wird es jedoch nicht nur kitschig, der Film wird an den Stellen außerdem ziemlich gewöhnlich. Doch auch wenn das Langzeitprojekt nur teilweise überzeugt und viel Potenzial unterwegs auf der Strecke bleibt, es ist ein zumindest unterhaltsamer Auftakt, von dem es sehr schade wäre, wenn er wie befürchtet floppt. Denn aus der Materie ließe sich noch einiges mehr herausholen, eine der besseren Manga-Verfilmungen ist Alita: Battle Angel auch so.



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Lange war „Alita: Battle Angel“ in der Mache, das Ergebnis fällt aber nur teilweise überzeugend aus. Die Welt ist trotz bekannter Elemente spannend, zudem optisch überwältigend umgesetzt. Die Geschichte um ein Robotermädchen mit Gedächtnisverlust nimmt sich jedoch nicht die Zeit, um sich auf einzelne Punkte zu konzentrieren und ist daher eine inhaltlich etwas unbefriedigende Einführung, die an den falschen Stellen Akzente setzt.
6
von 10