Die besten weiblichen Charaktere in Glücksspielfilmen

Wenn die Helden zu Karten oder Würfeln greifen, bleiben die weiblichen Charaktere meist im Hintergrund, als Dekoration, Talisman oder Objekt der Begierde. In einigen erfolgreichen Filmen wird den Frauen allerdings mehr Bedeutung eingeräumt, und zwar in verschiedenen Genres.

In der zu Recht zum Klassiker gewordenen Screwball-Komödie „The Lady Eve“ von 1941 ist Barbara Stanwyck als Jean Harrington das verführerische weibliche Mitglied eines Gaunertrios, das mit flotten Sprüchen ebenso auftrumpft wie mit gezinkten Karten. Auserwähltes Opfer ist der Grünschnabel Henry Fonda, der außer Geld sein Herz an sie verliert. Als sie enttarnt und von ihm fallen gelassen wird, beschließt sie, sich zu rächen, erfindet eine neue Identität als ihre Halbschwester, Lady Eve, und muss schließlich feststellen, dass seine Liebe das einzige ist, was sie zurück gewinnen will.

Der Noir-Film „Gilda“ machte Rita Hayworth 1946 endgültig zum Star. Spieler Johnny Farrell (Glenn Ford) versucht sein Glück in den Casinos Südamerikas, doch als er in Buenos Aires beim Falschspiel im Blackjack erwischt wird, überredet er Casinoboss Ballin Mundson, ihm stattdessen einen Job zu geben. Die anfangs florierende Beziehung erleidet einen Bruch, als Johnny Mundsons eine junge Frau trifft – seine einstige Liebe, die schöne Sängerin Gilda. Die beiden versuchen, einander fern zu bleiben, doch Mundson ist ein Sadist, und Johnny beschließt, Gilda zu retten. Allein der erste Auftritt von Rita Hayworth, in dem sie ihre Locken schüttelt, hat Kinogeschichte geschrieben. In „The Shawshank Redemption“ ist das Filmplakat von „Gilda“, das ins Gefägnis geschmuggelt wird, einer der wichtigsten Bestandteile der Geschichte.

In Western gehören Poker- oder Würfelszenen schon fast zu den Grunderfordernissen.  In „Maverick – Den Colt im Gürtel, ein As im Ärmel“ ist Jodie Foster die professionelle Pokerspielerin Annabelle Bransford, die genau wie Titelheld Bret Maverick (Mel Gibson) versucht, 25.000 Dollar Startgeld für ein Pokerturnier auf einem Raddampfer auf dem Mississippi zusammen zu bekommen. Die beiden geben sich alle Mühe, sich gegenseitig zu behindern, so sehr es zwischen ihnen auch knistern mag. Als nach einem nervenaufreibenden Finale der Topf mit einer halben Million Dollar gestohlen wird, verbünden sie sich kurzfristig. Die Komödie lebt von den Kartentricks, der Chemie zwischen den Hauptdarstellern und der Rolle von Annabelle, die sich den Männern als mehr als ebenbürtig erweist.

„Casino Royale“, der erste Film mit Daniel Craig als Geheimagent James Bond, zeichnet sich durch das Gewicht der Casinoszenen und die Bedeutung des Bond-Girls aus. Vesper Lynd (Eva Green) ist weitaus mehr als nur Dekoration. Um Gegenspieler Le Chiffre zu schlagen, überredet Bond seine Chefin M, ihn an einem millionenschweren Pokerturnier teilnehmen zu lassen. Vesper soll auf das ihm anvertraute Geld aufpassen. In einem mehrstündigen Pokerduell, in dem Bond und Le Chiffre bis aufs Äußerste gehen, erweist sich 007 als überlegen. Doch er hat die Rechnung ohne Le Chiffre gemacht – und ohne Vesper, die nicht alles das ist, was sie zu sein scheint, und vielleicht auch deshalb Bonds Herz berührt.

Ein emotional Beteiligter 007 ist eine Rarität. Die erste, der das geglückt ist, war Tracy Draco (Diana Rigg) in „Im Geheimnis Ihrer Majestät“. James Bond (George Lazenby in seinem einzigen Auftritt in dieser Rolle) verhindert den Selbstmordversuch der unbekannten Schönen. Als er sie im Casino beim Roulettespiel wieder trifft, zahlt er ihre Spielschulden, nicht ahnend, dass Tracy die Tochter eines Mafiabosses ist. Der bietet Bond Geld an, um seine Tochter zu umwerben. Bond akzeptiert, wenn Draco und seine Organisation im Gegenzug helfen, den Erzbösewicht Blofeld zur Strecke zu bringen.

Die Spur führt in eine Alpenfestung in der Schweiz, wo Blofeld ein Institut für junge Frauen aus aller Welt führt. 007 infiltriert das Institut, wo er eine überraschende Verbündete findet – Tracy, seine wahre Liebe.

Eine wichtige Rolle, selbst mit wenigen Szenen, spielt Julia Roberts als Tess in der Neuverfilmung von „Ocean’s Eleven“ mit George Clooney als Danny Ocean. Ocean ist ein gerade aus dem Gefängnis entlassener Ganove, der mit seiner Freiheit auch Ehefrau Tess verloren hatte. Diese ist mittlerweile mit dem skrupellosen Casinoboss Terry Benedict (Andy Garcia) liiert. Und gerade auf Benedicts Casinos mit zig Millionen im Tresorraum hat Danny Ocean es abgesehen. Zusammen mit zehn Spießgesellen tüftelt er einen  raffinierten Plan aus, um an das Vermögen zu kommen und zugleich Benedict bei Tess auszustechen. Der Film von 2011 war weltweit ein Kassenschlager, mit 450 Millionen US-Dollar Einnahmen bei Produktionskosten von 85 Millionen US-Dollar.

Die unbestrittene Hauptrolle in einem Pokerfilm ging an Jessica Chastain in „Mollys Game – Alles auf eine Karte“. Der Anfang 2018 in Deutschland in die Kinos gekommene Film beruht auf der wahren Geschichte von Molly Bloom, einem ehemaligen Skistar und für ein Jahrzehnt die Gastgeberin und spätere Organisatorin von millionenschweren Pokerspielen hinter verschlossenen Türen. Doch weil außer Hollywoodstars, Sportgrößen und reichen Geschäftsleuten auch zwielichtige Gestalten aus der Unterwelt unter Mollys Aufsicht zu den Karten greifen, interessiert sich igendwann das FBI für die in einer legalen Grauzone ablaufenden Spiele. Was Molly nicht weiß, ist, dass sie die russische Mafia zu Gast hat und das FBI zu gern mehr wissen möchte… Die echte Molly wurde wegen illegalen Glücksspiels angeklagt. Ihr Vermögen wurde beschlagnahmt und sie wurde schließlich zu einem Jahr auf Bewährung und 200 Stunden Sozialarbeit verurteilt.

Zumindest für Hollywood hat sich Mollys Geschichte so wie auch die anderen Glücksspielfilme mit interessanten weiblichen Charakteren als echter Gewinn erwiesen.



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