Corpse Party
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Corpse Party

Corpse Party
„Corpse Party“ Release // Kino: 3. August 2018 // DVD/Blu-ray: 28. September 2018

Die Idee war eigentlich sehr nett gewesen. Naomi Nakashima (Ikoma Rina), Satoshi Mochida (Ikeoka Ryōsuke) und die anderen sind gerade damit beschäftigt, nach einem Schulfest für etwas Ordnung zu sorgen, als Ayumi Shinozaki (Maeda Nozomi) ein kleines Ritual vorschlägt. „Die glückliche Sachiko“ heißt es und soll dabei helfen, dass die Freunde sich nie wieder aus den Augen verlieren. Sonderlich glücklich ist aber keiner von ihnen, als sie sich daraufhin in einer anderen Dimension wiederfinden. Genauer hat es sie an eine verwunschene Schule verschlagen, die nach einer Reihe von Morden vor Jahren schon geschlossen wurde. Nur dass hier das Massaker nach wie vor stattfindet und die Schulfreunde nun nach einer Möglichkeit suchen müssen, wieder heil von dort wegzukommen.

Japanische Filme sind in deutschen Kinos ja eine ziemliche Seltenheit geworden. Wenn überhaupt haben eigentlich nur renommierte Autorenregisseure wie Naomi Kawase (Radiance) oder Hirokazu Koreeda (Unsere kleine Schwester) eine realistische Chance, von einem hiesigen Verleih ins Programm aufgenommen zu werden. Wer es gern etwas deftiger mag, seinerzeit vielleicht auch auf der J-Horror-Welle mitschwamm, der schaut in die Röhre. Das gibt es allenfalls auf Festivals, teils auch auf DVD zu sehen.

Ein guter Bekannter meldet sich zurück
Insofern durfte man eigentlich doppelt erfreut sein, als es hieß, dass im Rahmen der Kazé Asia Nights auch Corpse Party deutsche und österreichische Leinwände beehren wird. Ein neuer Horrorfilm aus dem Land der aufgehenden Sonne? Gerne! Vor allem, wenn dieser auch noch eine bekannte Vorlage hat. Zugrunde liegt dem fatalen Ausflug an eine japanische Schule die gleichnamige Spielereihe, welche auf dem PC ihren Anfang nahm und dank einer Umsetzung für die Playstation Portable auch im Westen für Aufsehen und Schrecken sorgte. Animefans könnten den Titel ebenfalls bereits kennen, da die vierteilige OVA Corpse Party: Tortured Souls seit letztem Herbst in Deutschland erhältlich ist.

Und doch wird genau das der Live-Action-Variante zum Verhängnis. Nicht nur, dass die grundsätzliche Geschichte bereits bekannt ist, was bei einem Mystery-Titel allgemein wenig förderlich ist. Die Anime-Fassung ist zudem in nahezu jeder Hinsicht überlegen, sieht man einmal von den dortigen deplatzierten Fanservice-Momenten ab. Die fehlen hier glücklicherweise. Aber es fehlt in Corpse Party eben noch viel mehr. Ein Grund ist die kürzere Laufzeit des Films. Hetzte schon Tortured Souls etwas unschön durch die schulischen Gänge, um den Ausweg zu finden, wurde hier vieles einfach komplett gestrichen.

Weniger Mystery, mehr Trash
Die spielerischen Anfänge der Reihe fanden noch im Adventure-Genre statt. Soll heißen: Der Spieler schlich durch die Schule, immer auf der Suche nach Hinweisen, die zum einen das Szenario erklären, vor allem aber dabei helfen sollten, wieder herauszukommen. Im Anime wurde das sehr schön durch parallele Handlungsstränge eingefangen, die den Mystery-Faktor hochhielten. Die Schüler stolperten nicht nur ständig über Leichen, sondern auch kleine Informationshappen, die sich nach und nach zu einem grausigen, teils recht überraschenden Bild zusammensetzten. Dort wollte man einfach noch wissen, was hinter allem steckt.

Bei Corpse Party trifft das weniger zu. Der Rätselteil wurde reduziert, die Erzählstruktur begradigt, aus Mystery-Grusel wurde ein sehr viel geradlinigerer Teenie-Slasher. Einer, der nicht mal besonders sehenswert ist. Zuletzt gab es eine ganze Reihe von Beispielen, dass eine Live-Action-Variante dem Animependant unterlegen ist – etwa bei Assassination Classroom. Was als gezeichnete Version noch durchgeht, wirkt mit realen Schauspielern oft trashig, zumindest wenn das Budget gering ist. Und das war wohl auch hier der Fall. Wenn hier Gesichter eingeschlagen werden, dann sieht das so billig aus, dass es aus ganz anderen als den beabsichtigten Gründen zum Fürchten ist. Allenfalls der Erheiterung wegen lohnen sich die Szenen, auch die schauspielerischen Leistungen geben Anlass für Gelächter. Trotz einiger stimmungsvoller Momente, die auch aufgrund der farbarmen Gestaltung an Silent Hill erinnern: Spannend ist der Film nicht.



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Videospieler und Animefans könnten „Corpse Party“ bereits kennen. Doch die Gründe, weshalb die Live-Action-Variante so wenig spannend ist, die sind hausgemacht. Billige Effekte, dürftige Schauspieler und eine stark begradigte Geschichte machen jeglichen Mystery-Faktor zunichte, allenfalls als unfreiwillig komischer Splatter-Trash ist die Geschichte um eine verfluchte Schule zu gebrauchen.
4
von 10