Pokemon Der Film Du bist dran

Pokémon – Der Film: Du bist dran!

(OT: „Pokemon: Kimi ni kimeta!“, Regie: Kunihiko Yuyama, Japan, 2017)

Pokemon Der Film Du bist dran
„Pokémon – Der Film: Du bist dran!“ läuft ab 5. November 2017 im Kino

Seit Ewigkeiten hat Ash von diesem einen Tag geträumt: Er bekommt sein eigenes Pokémon! So zumindest war der Plan. Dummerweise schafft es der 10-Jährige im Schlaf, seinen Wecker zu demolieren. Bis die Schlafmütze dann bei Professor Eich auftaucht, sind die drei Wunschmonster natürlich schon weg. Eines gäbe es zwar noch, die Elektromaus Pikachu. Doch die stellt sich bald als sehr widerspenstig heraus und hält nicht viel davon, sich an die Anweisungen von Ash zu halten. Und das sind nicht die einzigen Hindernisse, mit denen sich der ambitionierte Nachwuchstrainer herumärgern muss: Ob konkurrierende Sammler oder mächtige Monster, die Reise wird so manches Abenteuer bereithalten.

Die Skepsis am Anfang war groß, viele sagten voraus, dass der Hype um Pokémon nur von kurzer Dauer sein würde. Rekorde bricht das Monster-Franchise 20 Jahre später natürlich nur noch selten, kaum eine Spielereihe erfreut sich aber einer vergleichbar verlässlich hohen Beliebtheit wie eben diese. Nachdem letztes Jahr das Spiele-Jubiläum durch den Mobil-Ableger „Pokémon Go“ noch einmal befeuert wurde, wird 2017 nun der Animeserie gedacht. Denn auch die hat nun zwei Jahrzehnte auf dem Buckel. Also entschloss man sich, beim 20. Kinofilm Du bist dran! wieder ganz zu den Anfängen zurückzukehren und erneut zu erzählen, wie Ash und Pikachu sich eigentlich kennengelernt haben.

Ein fest für Nostalgiker
Gerade zu Beginn dürften die einen angesichts der vielen bekannten Szenen und auch der TV-Titelmelodie grinsen, andere ein nostalgisches Tränchen wegwischen. Und doch ist der Film eben keine reine Wiederholung: Relativ früh schlägt er einen anderen Weg ein als der Fernsehurahn. Einzelne Szenen sind im Anschluss zwar auch dann noch der ersten Staffel entnommen, sie werden jedoch mit Elementen aus späteren Abenteuern und auch ganz neuen Ideen kombiniert. In der Theorie ist das eine ziemlich gute Idee, der Mix aus alt und neu funktioniert, bietet sowohl Veteranen wie Amateuren etwas.

Insgesamt ist das Gleichgewicht jedoch eindeutig zu den Alteingesessenen verschoben. Ähnlich wie bei anderen Evergreen-Revivals – beispielsweise Digimon Adventure tri. Chapter I – Reunion – bezieht so manche Szene ihren Effekt daraus, dass man die alten Teile kennt. Gerade diverse legendäre Pokémon, die kurz vorbeischauen, bringen einem relativ wenig, wenn man nicht in der Materie drin ist. Auch an anderen Stellen geht Du bist dran! offensichtlich davon aus, dass das Publikum mit den regeln vertraut ist. Wo die noch junge Serie mithilfe des Pokédex sowohl die Monster wie auch die Welt nach und nach vorstellte, fehlt hier jegliche Einführung. Das System der wechselseitigen Schwächen und Stärken – Wasser ist effektiv gegen Boden, Elektrizität ist effektiv gegen Wasser, Boden ist effektiv gegen Elektrizität – geht aus dem Film überhaupt nicht hervor.

Witz und Leichtigkeit verzweifelt gesucht
An anderen Stellen hat man sich hingegen recht weit von der Serie entfernt. Dass die Urgesteine Misty und Rocko nicht von der Partie sein würden, wurde schon im Vorfeld mit Entsetzen wahrgenommen. Zwar gibt es Ersatz, der hat innerhalb des Films aber nicht die Möglichkeit, sich groß als Charaktere zu etablieren – gerade Verena ist zu sehr Kopie. Und auch bei Team Rocket reicht es nur für ein paar unmotivierte Gastauftritte. Noch bedauerlicher ist jedoch, dass 20 Jahre später viel von dem Witz und der Leichtigkeit verlorengegangen ist. Gerade die Interaktionen waren seinerzeit sehr unterhaltsam. Beim 20. Kinofilm gibt es stattdessen Drama satt: Nicht das Abenteuer steht im Mittelpunkt, sondern das Thema Freundschaft. Auch das gehört natürlich zu Pokémon, der erste Kinofilm nahm hier ebenfalls keine Gefangenen. Es fehlt jedoch der Ausgleich zwischen den Angriffen auf die Tränendrüse und denen auf das Zwerchfell.

Aber es gibt auch positive Entwicklungen. Gerade bei der Optik hat sich in den letzten zwanzig Jahren doch eine ganze Menge getan. Das schon damals tätige Animationsstudio Oriental Light and Magic (Yo-kai Watch, Rudolf der schwarze Kater) hat die Hintergründe deutlich aufgewertet, auch der eine oder andere schöne Effekt kam hinzu. Dafür nimmt man dann auch den computerbedingt nicht ganz einheitlichen Look in Kauf. Vor allem in einem der stärksten Momente, wenn wir eine düstere Alternative zum Pokémon-Alltag sehen, spielt der Film seine visuellen Stärken heraus. Das Ergebnis ist aufgrund der simplen Geschichte natürlich in erster Linie für ein junges Publikum gedacht. Das darf dafür ein paar nette Botschaften mit nach Hause nehmen. Und die jung gebliebenen Altfans dürfen sich auf ein Wiedersehen und viele wieder hochkommende Erinnerungen freuen.



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20 Jahre nach der ersten Anime-Folge kehrt „Pokémon“ noch einmal zu den Anfängen zurück. Das Ergebnis ist eine Mischung aus Erinnerungen und Anspielungen mit diversen neuen Elementen. Leider wurden der Witz und die Leichtigkeit des Originals zugunsten von verstärktem Drama stark reduziert. Dafür hat sich der Fortschritt visuell sehr bezahlt gemacht.
6
von 10