La demoiselle et le Violoncelliste

La Demoiselle et le Violoncelliste

T: „La Demoiselle et le Violoncelliste“, Regie: Jean-François Laguionie, Frankreich, 1965)

La demoiselle et le Violoncelliste
„La Demoiselle et le Violoncelliste“ läuft im Rahmen des 15. Animationsfilmfestivals Fantoche (5. bis 10. September 2017)

Aller Anfang ist schwer. Heute zählt Jean-François Laguionie sicher nicht zu den beliebtesten oder fleißigsten Regisseuren im Animationsbereich. Gerade einmal fünf Langfilme hat der inzwischen 77-Jährige inszeniert, Kwom und der König der Affen war daheim mit knapp 400.000 Besuchern schon das Ende der Fahnenstange. Ein nicht ganz schlechtes Ergebnis, aber auch nicht berauschend für die Grande Nation, wo solche Filme durchaus schon mal 5 Millionen Menschen in die Kinos locken, wie zuletzt bei Ich – Einfach unverbesserlich 3.

Qualitativ spielt der Altmeister aber problemlos in der ersten Liga mit. Sein The Painting ist ein visuell wie inhaltlich einfallsreiches Fantasy-Abenteuer für die ganze Familie, sein aktuelles Werk Louise en Hiver ein reifes Drama über das Leben und die Erinnerung. Bis es so weit war, dauerte es aber, erst mit Mitte 40 drehte er erste Spielfilme. Davor arbeitete Laguionie, der eigentlich zum Theater wollte, an einer Reihe von Kurzfilmen. Der erste davon stammt aus dem Jahr 1965 und lautete La Demoiselle et le Violoncelliste, auf Deutsch: das Fräulein und der Cellospieler. Produziert wurde das gerade mal 9 Minuten dauernde Debüt immerhin von dem Studio von Paul Grimault (Der König und der Vogel), selbst ein Urgestein des französischen Animationsfilms.

Einfache, aber seltsame Bilder
Dessen Einflüsse sind hier und da zu sehen. Ansonsten wird sich der eine oder andere eventuell an Monty Python erinnert fühlen: Wie in den Zwischensequenzen des legendären Flying Circus arbeitet Laguionie mit aus Papier ausgeschnittenen Figuren, die er mithilfe des Stop-Motion-Verfahrens animiert. Die Hintergründe wiederum sind klassisch gemalt, so wie La Demoiselle et le Violoncelliste insgesamt an ein Gemälde erinnert. Ein einfaches Gemälde: Viele Details gibt es nicht, die Bewegungen sind erwartungsgemäß rudimentär.

Interessant anzusehen ist der Kurzfilm dennoch, da der Filmemacher hier bereits seine Vorliebe für das Surreale zeigt, welche er in Gwen et le livre de sable so meisterhaft auslebte. Schon die ersten Szenen, wo der Musiker die holde Maid beobachtet, haben etwas Fremdes, Entrücktes an sich. Doch das wird sich noch deutlich steigern, sobald es ans Eingemachte geht. Und ins Wasser. Was folgt ist eine Aneinanderreihung von Momenten, eine bizarrer und komischer als die andere, ohne ersichtlichen Zusammenhang – ein typischer Kurzfilm eben, wo man alles ausprobieren kann, ohne sich um Dramaturgie oder Sinnhaftigkeit Gedanken machen zu müssen.

Als Retrospektive Pflicht!
Das hohe Niveau der späteren Werke wird aber natürlich nicht erreicht. Der komplett dialogfreie Mini ist eine nett-seltsame Spielerei, die weder die Emotionalität, noch die Kunstfertigkeit zeigt, die wir heute von Laguionie gewohnt sind. Nicht einmal wirklich nachdenklich stimmen die paar Minuten. Ein passender Einstieg in sein Werk ist das aber dennoch, eine kleinere Vorbereitung auf die aufregenden Sachen, die uns der Franzose in den folgenden Jahrzehnten bescherte. Wer das Animationsfilmfest Fantoche im Schweizer Baden besucht, darf sich deshalb darauf freuen, dass im Rahmen einer Retrospektive dieser und sechs weitere Kurzfilme des Regisseurs zu sehen sind.



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In „La Demoiselle et le Violoncelliste“ zeigte der spätere Ausnahmeregisseur Jean-François Laguionie bereits seine Vorliebe für das Surreale. An die Qualität der Folgewerke kam er hier jedoch noch nicht heran: Der Kurzfilm ist eine optisch rudimentäre, inhaltlich simple Spielerei mit einigen verrückten Einfällen.
6
von 10