The Girl Who Never Knew War

The Girl Who Never Knew War

(„Sensou wa shiranai“ directed by Yoshimasa Jimbo, 2015)

JFFH 2017
„The Girl Who Never Knew War“ läuft im Rahmen des 18. Japanischen Filmfests Hamburg (31. Mai bis 4. Juni 2017)

Wenn man die Menschen nach ihren frühesten Kindheitserinnerungen befragt, dann sind es meistens Ereignisse, die etwa mit drei Jahren stattgefunden haben. Ob auch die dreijährige Schwester von Sana sich an diesen einen Moment erinnern wird, als die Familie zusammen um den Tisch sitzt? Bei Sana ist man sich da fast sicher. Auch wenn sie eigentlich gar nicht am Tisch ist, sondern viel zu sehr damit beschäftigt ist, Klebreis aus dem Kocher zu kratzen. Es ist eine ganz alltägliche Situation. So wie The Girl Who Never Knew War insgesamt aus ganz alltäglichen Situationen besteht.

Nein, eine wirkliche Handlung gibt einem Regisseur Yoshimasa Jimbo hier nicht mit. Will er auch gar nicht, die zwanzig Minuten, die seinen Kurzfilm ausmachen, sind eher eine Momentaufnahme. Impressionen aus einem Sommer des kleinen Mädchens. Gemeinsam mit ihr und der Familie laufen wir durch die Straßen, schauen mal aufs Wasser. Manchmal passiert nichts dabei. Oft sogar. Manchmal fragt sie nach, über das Leben, die Menschen, auf eine direkte, naive Weise, wie es eben nur Kinder können.

Süße Hauptdarstellerin, rührender Film
Solche Alltagsgeschichten leben in erster Linie natürlich von ihrer Authentizität. Davon, wie sehr man sich als Zuschauer darin wiederfindet. Und sie leben von den Figuren, die man im besten Fall mögen, zumindest aber irgendwie interessant finden sollte. Entsprechend groß war der Glücksgriff, als Jimbo die kleine Akari Omura als Hauptdarstellerin auswählte. Mit großen Augen und einem ebenso großen Appetit auf die Welt da draußen läuft sie durch die Gegend, ist in ihrer Offenheit mitreißend und ja auch unglaublich niedlich.

Rein harmlos ist The Girl Who Never Knew War damit nicht. Auch ernstere Themen werden angesprochen, allen voran der Verlust eines vorherigen Kindes. Jimbo tut dies jedoch mit viel Zurückhaltung, geradezu beiläufig – eine ziemliche Wohltat im Vergleich zu anderen japanischen Werken, die aus tragischen Geschichten auch noch die letzte Träne herausdrücken müssen. Es ist der vielleicht rührendste Moment eines Kurzfilms, der die Schönheit im Kleinen sucht, gar nicht mehr zu sein versucht, als was er ist. Liebhaber leiser Alltagsfilmchen sollten an dem Film, der Ende Mai 2017 beim 18. Japanischen Filmfest Hamburg zu sehen sein wird, daher ihre Freude haben.



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„The Girl Who Never Knew War“ erzählt wunderbar beiläufig aus einem Sommertag eines kleinen sechsjährigen Mädchens. Das ist natürlich wenig aufregend, aber doch schon allein aufgrund der mitreißenden Darstellerin rührend.
7
von 10