Howard Lovecraft and the Frozen Kingdom

Howard Lovecraft and the Frozen Kingdom

(„Howard Lovecraft and the Frozen Kingdom“ directed by Sean Patrick O’Reilly, 2016)

Howard Lovecraft and the Frozen Kingdom
„Howard Lovecraft and the Frozen Kingdom“ läuft im Rahmen des Internationalen Trickfilm Festivals Stuttgart (2. bis 7. Mai 2017)

Es sei nicht ratsam, seinen Vater zu sehen – so die Meinung des Arztes. Paranoid soll er sein, ein furchtbarer Anblick, der dem jungen Howard Lovecraft nicht zumutbar wäre. Tatsächlich ist die Begegnung mit seinem Vater Winfried in der Arkham Nervenheilanstalt traumatisch: Immerzu faselt dieser etwas von einem Buch namens Necronomicon, das unbedingt zerstört werden müsste. Wieder zu Hause entdeckt Howard besagtes Buch und öffnet versehentlich das Tor zu einer anderen Welt, in dem die seltsamsten Kreaturen leben. Thu Thu Hmong beispielsweise, dem er das Leben rettet, den Namen Spot gibt und der nun sein bester Freund ist. Aber auch die Königin Algid Bunk, welche die Hilfe des kleinen Fremden braucht, um den ewigen Winter zu beenden. Im Gegenzug will sie Howard helfen, wieder in seine Welt zurückzukommen.

Ob in Filmen oder Musik, Comics oder Video-/Brettspielen – das Vermächtnis des 1937 gestorbenen Horror-Autors H.P. Lovecraft wird in den unterschiedlichsten Unterhaltungsformen geehrt und fortgeführt. Vor allem sein Cthulhu-Mythos ist bei den Anhängern düsterer Geschichten absoluter Kult. Warum also nicht daraus auch mal einen Animationsfilm machen? Wie gut sich solche klassischen Gruselgeschichten dafür machen, das hatte schließlich vor zwei Jahren die Edgar-Allen-Poe-Anthologie Extraordinary Tales bewiesen. Visuell aufregend und abwechslungsreich wurde der Film seinem Titel und dem berühmten Autor mehr als gerecht.

Keine Überraschung, aber doch enttäuschend
Von Howard Lovecraft and the Frozen Kingdom wird das wohl kaum einer behaupten wollen. Die ganz große Überraschung ist das nicht, zumindest für die Zuschauer, die den Namen des Regisseurs wiedererkennen: Sean Patrick O’Reilly. Denn der hatte zuvor mit Pixies – Kleine Elfen, großes Abenteuer einen der hässlichsten und langweiligsten Animationsfilme inszeniert, der in den letzten Jahren nach Deutschland kam. Ganz so übel wie sein vorangegangenes Werk ist seine Adaption der gleichnamigen Graphic Novel nicht. Wohl aber eine große Enttäuschung.

Denn eigentlich fängt der Film ganz ordentlich an. Der Ausflug in das unheimliche Sanatorium ist sogar ausgesprochen atmosphärisch mit seinen finsteren, engen Gängen, dem Gefühl des Verborgen-Verbotenen, den seltsamen Warnungen des verrückten Vaters. Doch sobald Howard einen Fuß in die Horrorwelt setzt, beginnt die Ernüchterung. Da wäre zum einen der missglückte Balanceakt, das Okkulte mit der jungen Zielgruppe zu vereinen. Lovecraft, das bedeutete eben oft, dass die Figuren angesichts des unbeschreiblichen Grauens ihren Verstand verloren. Das geht natürlich nicht, wenn man versucht, Kinder zu unterhalten.

Hörenswert, aber nicht sehenswert
Und so ist Howard Lovecraft and the Frozen Kingdom ein Mischmasch beider Welten, der keinem der jeweiligen Ansprüche wirklich gerecht wird. Kinder werden mit dem vielen Namesdropping in der konfus erzählten Geschichte nicht viel anfangen können. Erwachsene wiederum sind hier schnell gelangweilt, trotz der vielen bedrohlich gemeinten Fantasykreaturen und der gelegentlichen Action. Trotz guter Synchronsprecher. Beispielsweise dürfen wir Ron Perlman (Hellboy II – Die goldene Armee, Pacific Rim) als Shoggoth lauschen. Und auch die weniger namhaften Sprecher – darunter O’Reilly selbst – liefern eine hörenswerte Arbeit ab.

Dass das Projekt nicht mit viel Geld ausgestattet war, das merkt man dafür in erster Linie an der Optik. Während der Inhalt noch irgendwo ein durchschnittliches Niveau erreicht, ist die Verpackung von Howard Lovecraft and the Frozen Kingdom deutlich darunter. Auch da täuscht der Einstieg im Sanatorium, wo die simplen Hintergründe die Atmosphäre noch unterstützen. Wenn später aber grob modellierte Figuren, bei denen man gar nicht mehr erkennen kann, was das sein soll, durch detailbefreite Farbkleckse wandern, dann hört auch der letzte Spaß auf. Da sahen Videospiele vor 15 Jahren teils noch besser aus. Wer den Film dennoch sehen will, kann entweder zum US- bzw. UK-Import greifen. Alternativ wird das Fantasywerk Anfang Mai auf dem Internationalen Trickfilm Festival in Stuttgart gezeigt. Ein Nachfolger ist übrigens bereits in der Mache, Howard Lovecraft & the Undersea Kingdom soll den zweiten Teil der Graphic-Novel-Trilogie aufgreifen. Vielleicht wird das Potenzial dort ja besser ausgeschöpft.



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Die Idee eines Animationsfilms basierend auf H.P. Lovecraft ist reizvoll, das Ergebnis ist es jedoch nicht. Abgesehen von der unzumutbar veralteten Optik scheitert „Howard Lovecraft and the Frozen Kingdom“ daran, die abgründige Horror-Thematik mit den Ansprüchen des jungen Zielpublikums zu verknüpfen.
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von 10