Pacific Rim

Pacific Rim

(„Pacific Rim“ directed by Guillermo del Toro, 2013)

Pacific RimIst es ein Vogel? Ein Flugzeug? Nein, es ist ein glitschiges, hässliches, aber sehr sehr gefährliches Ungeheuer aus dem Meer. Während Horror- und Science-Fiction-Filme traditionell an den Himmel schauen, wenn es um Bedrohungen für die Menschheit ging, vermutete man in Japan hingegen die schlimmsten Monster in den Tiefen des Ozeans. Ziemlich genau 60 Jahre ist es her, dass dort das bekannteste aller Meeresungeheuer, Gojira, aus den Fluten stieg, um Tokio in Schutt und Asche zu legen. In 28 Filmen machte es sich seither international als Godzilla einen Namen und inspirierte die Geburt weiterer Filmungeheuer wie die Monsterschildkröte Gamera und die Riesenmotte Mothra.

Anfangs noch als Reaktion auf atomare Bedrohung und das Trauma von Hiroshima zu deuten, wurden die Kaiju-Filme (japanisch für seltsame Bestie) später zu reinen Gutelaunestreifen. In die Richtung folgte ihm dieses Jahr Guillermo del Toro, selbst ein großer Fan der fernöstlichen Supermonster. Anstatt ähnlich wie Roland Emmerich 1998 einfach nur ein weiteres Godzilla auf die Leinwand zu bannen, überlegte sich sein mexikanischer Kollege eine eigene Mythologie und ließ seine Kreaturen gegen einen weiteren Dauerbrenner in Japan antreten: Riesenroboter, bei Anhängern auch Mechas genannt.

Bei del Toro heißen diese technischen Wunderwerke jedoch Jaeger und funktionieren etwas anders. Einfach nur Joystick in die Hand ist nicht, vielmehr sind zwei Piloten nötig, die miteinander und dem Roboter verbunden sind. Nur wenn beide eine Einheit bilden und in Einklang ihre jeweiligen Bewegungen ausführen, werden diese auf den Jaeger übertragen. Und genau das muss passieren, damit der Riese auch nur einen Fuß vor die Tür setzt. Bisschen viel Aufwand, aber die Gegenseite lässt sich ebenso wenig lumpen. Zunächst beschränken sich die auch hier Kaiju genannten Kreaturen darauf, alle paar Monate aufzutauchen und die Küstenstädte anzugreifen. Doch dann werden die Angriffe immer häufiger, die Monster komplexer und auch zahlreicher.Pacific Rim Szene 1

Um diesem Treiben ein Ende zu setzen, plant Marshall Stacker Pentecost (Idris Elba) das Dimensionstor unter dem Wasser – aus diesem strömen die Kaijus – mit einer Nuklearwaffe zu zerstören. Doch dafür braucht er fähige Männer, die mit den gerade einmal vier verbliebenen Jaegern umgehen können. Und eben ein solcher ist Raleigh Becket (Charlie Hunnam). Der wollte zwar nie wieder ein Cockpit besteigen, nachdem er bei einem früheren Einsatz seinen Bruder verloren hat. Da aber die Biester kurz davor sind, die Welt völlig zu zerstören – wer kann da schon nein sagen? Und so schnappt er sich mit seiner unerfahrenen Mitstreiterin Mako Mori (Rinko Kikuchi) eine der Maschinen, um die Katastrophe vielleicht doch noch abzuwenden.

Ernst, todernst sogar: Wer in den letzten Jahren einen Science-Fiction-Film gesehen hat, wird vielleicht ein wenig den Spaß vermisst haben. Sich einfach nur an technischen Gadgets und fantastischen Geschichten erfreuen? Das war kaum noch möglich, wenn staatstragende Superhelden unsere Zivilisation retten. Del Toro kann man diesen Vorwurf nun sicher nicht machen, wenn er Seemonster gegen Riesenroboter antreten lässt. Immer irgendwo zwischen kindlich-naiver Freude und augenzwinkerndem Krawall angesiedelt, ist Pacific Rim ein wohltuender Gegenentwurf zu den Werken seiner Kollegen, die vor lauter Pathos und Humorlosigkeit kaum mehr einen Schritt gehen können.Pacific Rim Szene 2

Im Gegensatz dazu wirkt der neueste Film des Mexikaners leichtfüßiger, vielleicht sogar ehrlicher. Spätestens wenn er Raleigh den Kaiju mit einem Schiff verprügeln lässt, spürt man, dass hier wirklich jemand einfach nur seine Kindheitsträume auslebt und dabei monstermäßigen Spaß hat. Aber überträgt sich der auch auf den Zuschauer? Jein. Für manche wird der Film schlicht zu albern sein, anderen Pacific Rim vielleicht sogar nicht weit genug gehen. Es gibt zwar immer wieder witzige Einlagen, insgesamt ist das Monsterprügeln aber erstaunlich zahm geblieben, ohne wirklichen Biss. Die Hintergrundgeschichte ist interessant und Ron Perlman als Schwarzmarkthändler Hannibal Chat wie immer für Lacher gut. Die restlichen Figuren sind aber zum Großteil banal, sogar langweilig.

Und auch bei den Kämpfen hätte del Toro durchaus noch weiter gehen dürfen. Rasant inszeniert sind sie, sicher, aber auch schnell vorbei. Vor allem die anderen Jaeger gehen unerwartet fix in die Knie, dadurch werden die Auseinandersetzungen nie so episch, wie sie hätten sein können. Schade. Potenzial hatte die Geschichte, die Special Effects sind sehenswert und sympathisch ist die Hommage an die Monsterfilme von früher sowieso. Aber ein wirkliches Highlight, das ist Pacific Rim dann doch nicht geworden.



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Guillermo del Toro erfüllt sich einen Kindheitstraum und lässt die Welt daran teilhaben. Das ist sympathisch, gerade als Gegenmittel zu den überernsten Entwürfen der Konkurrenz, bei der man oft genug den Eindruck hat, der Spaß am Filmen abhanden gekommen zu sein. Minuspunkte gibt es aber für die langweiligen Figuren und die zu kurzen Kämpfe.
6
von 10