Trolls
2016 DreamWorks Animation LLC. All Rights Reserved.

(„Trolls“ directed by Mike Mitchell and Walt Dohrn, 2016)

„Trolls“ ist seit 2. März 2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich

Es gibt nur einen Weg zum Glück, und der besteht darin, einen kleinen Troll zu fressen. Dieser Auffassung war zumindest das Volk der Bergen, welche sich immer einen Vorrat der bunten Wesen hielt, um sie in einer Zeremonie feierlich zu verspeisen. Bis zu jenem Tag, als diese angeführt von König Peppy getürmt sind. Seither sind 20 Jahre vergangen, die Geschichte der riesigen Trollfresser ist in Vergessenheit geraten. Nur Branch, der sich kontinuierlich weigert, wie seine Artgenossen dauernd zu singen, zu tanzen und sich gegenseitig zu umarmen, warnt davor, dass die Monster immer noch da draußen sind. Wartend. Lauernd. Und tatsächlich: Als die Trolle einmal besonders laut feiern, steht auf einmal eine der gefräßigen Giganten vor der Tür und entführt diverse Mitglieder des Volkes. Prinzessin Poppy will da nicht tatenlos zusehen und macht sich auf den Weg, ihre Freunde zu befreien und spannt dafür ausgerechnet Branch ein.

Bekannte Spielzeugfiguren, die auch in animierter Form junge Zuschauer zum fleißigen Kauf animieren sollen, das hat es schon des Öfteren gegeben. Wer in den 80ern aufgewachsen ist, der wird sich vermutlich noch an He-Man and the Masters of the Universe oder M.A.S.K. erinnern. Aber auch heute vertraut man ganz gerne mal auf derlei mehrere medienübergreifende Produktionen, etwa bei den diversen Serien von Lego (Lego Nexo Knights, Lego Ninjago – Tag der Erinnerungen). Eigentlich hätte es daher niemand verwundern sollen, als sich DreamWorks Animation die Lizenz zu den Trolls schnappte. Jenen Puppen also, die entgegen jeglichem gängigen Schönheitsempfinden seit den 50ern immer mal wieder die Kinderzimmer eroberten. Aber würde sich dafür ernsthaft noch jemand im Jahr 2016 begeistern können? War die Popularität der Figuren nicht längst vorbei? Und übersteht man überhaupt 90 Minuten, die vollgestopft sind mit Gute-Laune-Viechern?

Alle drei Fragen kann man im Nachhinein mit einem erstaunlich eindeutigen Ja beantworten. Das weltweite Einspielergebnis von 340 Millionen Dollar lag im Rahmen der meisten zuletzt erschienenen Filme von DreamWorks Animation (von den Fortsetzungen großer Reihen mal abgesehen), auch die Antwort der Kritiker fiel vergleichbar aus. Das ist jetzt nicht unbedingt ein Kompliment, könnte manch einer zynisch einwerfen, denn Disney und Pixar spielen da doch in einer anderen Liga. Mit den letzten Werken von Blue Sky Studios (Ice Age 5 – Kollision voraus!) und Illumination (Sing) kann es das Abenteuer um die Trolle aber schon aufnehmen.

Ein bisschen anstrengend ist es natürlich, wenn das scheue Volk in einem Fiebertraum aus bunten Farben, ständiger Liebe und poppigen Klassikern durch die Gegend hopst. Allerdings geschieht das durchaus auch mit einem Augenzwinkern. So richtig aufs Korn genommen wird das zwar nicht, da war selbst Vaiana letztes Jahr noch weiter. Aber es reicht doch zumindest aus, um auch als Erwachsener nicht schreiend aus dem Zimmer rennen zu müssen. Gerade auch dank Branch, der als ewiger Miesepeter ein willkommen sarkastisches Gegenstück zum Glückseligkeitsdelirium darstellt.

Dass sich beide Seiten annähern müssen, ist klar, nach bester Odd-Couple-Manier wird aus den beiden grundverschiedenen Protagonisten mit der Zeit ein echtes Team. Überhaupt sollte hier keiner mit der Erwartung reinschalten, dass bei der sehr auf Nummer sicher gehenden, auf Kinder ausgerichteten Geschichte irgendwann eine Überraschung wartet. Am ehesten findet man die noch in den zuweilen etwas surrealen Zwischensequenzen, die einen vermuten lassen, bei der Entstehungsgeschichte von Trolls wären bewusstseinserweiternde Substanzen im Spiel gewesen. Auch die sehr fließende Grenze zwischen knuffig und knurrig ist für den einen oder anderen Aha-Effekt gut. Die Optik ist ohnehin die ganz große Stärke, sowohl in den an Die Boxtrolls erinnernden Szenen wie auch in den Smarties-Momenten, einige Zwischensequenzen sind in einem sehr schönen Filzstoffstil gehalten. An die hässlichen Figuren muss man sich natürlich gewöhnen, auch an die fehlenden Persönlichkeiten der Feierbiester, die viel quietschen, aber wenig sagen. Dann bleibt aber ein doch nettes Abenteuer, das mit seiner Glücksthematik sicher nicht die emotionale Wucht von Alles steht Kopf erreicht, aber doch hin und wieder rührend ist und auch musikalisch mit einer schönen Auswahl an alten und neuen Liedern Laune macht.



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Hässliche Figuren, die ständig gute Laune verbreiten wollen, das hört sich sehr anstrengend an. Insgesamt ist „Trolls“ aber doch recht nett geworden, kombiniert eine schöne Optik mit guter Musik und einer manchmal rührenden Geschichte. Dazu gibt es hin und wieder einen Schuss Surreales und Sarkasmus.
5
von 10