The Greasy Strangler
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The Greasy Strangler

(„The Greasy Strangler“ directed by Jim Hosking, 2016)

The Greasy Strangler
„The Greasy Strangler“ läuft im Rahmen des 20. Fantasy Filmfests vom 17. August bis 18. September 2016

So richtig herzlich ist das Verhältnis zwischen Big Ronnie (Michael St. Michaels) und seinem Sohn Big Brayden (Sky Elobar) ja noch nie gewesen, selbst vor der hässlichen Scheidung. Und daran hat sich jetzt, wo beide wieder zusammenwohnen, nicht wirklich viel geändert. Vor allem Braydens Kochkünste lassen nach Ansicht von Ronnie einiges zu wünschen übrig. Oder zumindest eines: Fett. Denn nur, wenn etwas trieft vor Fett, ist es gut genug. Es gibt aber noch einen zweiten Punkt, der die beiden des Öfteren aneinandergeraten lässt: Janet (Elizabeth De Razzo), die sie während einer Disco-Besichtigungstour kennengelernt haben. Dass ausgerechnet sein Nichtsnutz von einem Sohn mit der hübschen Dame liiert sein soll, geht dem alten Herrn mächtig gegen den Strich. Und wenn der mal sauer ist, dann sollte man sich besser von ihm fernhalten. Denn dann treibt er als nächtlicher Serienmörder „Greasy Strangler“ sein Unwesen.

Wenn ein Beitrag beim Fantasy Filmfest mit den Worten eingeleitet wird, dass er an Unsinnigkeit den kurz zuvor gezeigten Yoga Hosers noch einmal übertrifft, dann lässt einen das schon ein wenig unruhig auf dem Sessel hin und her rutschen. Schließlich war der neueste Film von Kevin Smith ein beeindruckendes Beispiel dafür, dass Trash-Humor ungemein langweilig sein kann, wenn man versucht wenige Ideen auf anderthalb Stunden auszubreiten. Aber ganz so schlimm konnte The Greasy Strangler nicht werden, oder? Wie schlecht kann ein Film schon sein, bei dem immerhin Elijah Wood und Ben Wheatley Ausführende Produzenten sind? Die Antwort: sehr schlecht. So schlecht, dass man sich selbst mit einer Dauerkarte betrogen fühlt.

Dabei muss man Regisseur und Ko-Autor Jim Hosking, der hier sein Langfilmdebüt gibt, immerhin zugutehalten, dass er keine Angst vorm Anderssein hat. Oder Angst davor, andere Menschen vor den Kopf zu stoßen. Denn das will er ja. Szenen, in denen er nicht gerade versucht, die Mägen seines Publikums rebellieren zu lassen, sind hier dann auch rar gesät. Ob es nun bizarre Sexszenen sind, ein derber Furzhumor, groteske Morde oder eben auch jede einzelne Einstellung, die Essen enthält – The Greasy Strangler soll widerlich sein, jede Grenze des guten Geschmacks derart mit Fett einschmieren, dass die einzige rettende Insel die ist, seine Augen zu schließen. Dann könnte man sich vielleicht sogar auf das einzige konzentrieren, was tatsächlich irgendwie nett ist: die verspielte Retro-Synthesizermusik.

Dummerweise wird jedoch auch die immer wieder von Dialogen unterbrochen sowie Wortfetzen, deren Anliegen es wohl war, witzig zu sein. Und das ist eben das Problem von The Greasy Strangler: derb und geschmacklos zu sein, das bedeutet nicht zwangsweise, dass man darüber auch lachen muss. Hin und wieder tut man das zwar tatsächlich, wenn Hosking mal wieder mit einem besonders absurden Einfall um die Ecke kommt und ein wenig an seinen französischen Kollegen Quentin Dupieux (Wrong, Reality) erinnert. Nur sind diese Einfälle rar, sehr rar sogar. Eigentlich sind es nur eine Hand voll Ideen, die ihren Weg in den Film fanden und anschließend in einer Art und Weise breitgetreten werden, wie sie dreister noch als die diversen Widerlichkeiten sind.

„You’re a bullshit artist.“

„No, you’re a bullshit artist.“

„No, you’re a bullshit artist.“

Man mag sich über die Sinnlosigkeit der Dialoge aufregen, schlimmer ist aber, dass sie aus lauter Wiederholungen bestehen, die The Greasy Strangler zu einem der zähsten Filme machen, die man auf dem berüchtigten Genrefestival in den letzten Jahren sehen durfte – trotz einer eher bescheidenen Länge von anderthalb Stunden. Als Kurzfilm hätten die bizarren Einfälle durchaus spaßig sein können, allein schon aufgrund des Überraschungseffekts. Und eine gewisse Faszination geht von dem Wettbewerber um den Fresh Blood Award auch unstrittig aus, wie von einem Autounfall, an dem man vorbeikommt. Nur dass der Anblick des Films dabei oft so schmerzhaft und abstoßend ist, dass man sich wünschen würde, selbst Teil des Unfalls zu sein, um so den Anblick nicht mehr ertragen zu müssen.



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Die Ideen sind teilweise grotesk, die Synthesizermusik nett. Beides reicht aber nicht aus, um aus „The Greasy Strangler“ einen sehenswerten Film zu machen. Das Problem ist dabei weniger die konstante Überschreitung des guten Geschmacks, sondern die mangelnde Abwechslung – die Horrorkomödie wiederholt sich selbst so sehr, dass sie schmerzhaft langweilig wird.
3
von 10