Yoga Hosers
© Sony Pictures

Yoga Hosers

(„Yoga Hosers“ directed by Kevin Smith, 2016)

Yoga Hosers
„Yoga Hosers“ läuft im Rahmen des 30. Fantasy Filmfests vom 17. August bis 18. September

Es gibt ein paar Dinge im Leben, welche die Freundinnen Coleen Colleen (Lily-Rose Depp) und Coleen (Harley Quinn Smith) über alles lieben. Ihre Handys beispielsweise, die sie keine Sekunde aus den Augen verlieren wollen. Ihre Yoga-Stunden bei Guru Yogi Bayer (Justin Long). Und Rockmusik, die sie immer dann spielen, wenn sie keine Lust auf ihren Job im Supermarkt haben. Was so ziemlich dauernd der Fall ist. Als dann auch noch blutrünstige Nazi-Bratwürste ihre Schicht versauen, ist das mit der Arbeitsmotivation endgültig Geschichte. Glücklicherweise machen sie dabei aber die Bekanntschaft des berühmten Menschenjägers Guy Lapointe (Johnny Depp), der ihrer unglaublichen Geschichte als einziger Glauben schenkt.

Manchmal darf man schon ein kleines bisschen entsetzt sein, nach einigen Jahren alten Freunden wieder zu begegnen, zu sehen, wie sie aus der Form gekommen sind, Haare verloren haben oder schlichtweg langweilig geworden sind. Kevin Smith ist so ein Fall. Mit dem konnte man in den 90ern eine Menge Spaß haben, sei es mit seinen „Jersey“-Filmen (Mallrats, Chasing Amy) oder der Religionssatire Dogma. Nur sind die 90er inzwischen so weit von der Gegenwart entfernt wie seine derzeitigen Humorversuche von tatsächlichem Humor. Tatsächlich ist Yoga Hosers über weite Strecken derart unlustig, dass man sich im Nachhinein fragt, ob man sich als Jugendlicher nicht vielleicht im König der Loserkomödien geirrt hat, seine Filme vielleicht nie so witzig waren, wie man damals dachte.

Dabei ist der Beitrag vom Fantasy Filmfest 2016 im Vergleich zu Tusk, dem ersten Teil seiner neuen „True North“-Trilogie, sogar ein Schritt in die richtige Richtung. Wo er bei der grotesken Walrosstransformation nur einen einzigen Einfall hatte, den er auf 100 Minuten ausbreitete, sind es hier immerhin ein paar. Und natürlich, Nazi-Bratwürste, das ist selbst in der an Kuriositäten nicht unbedingt armen Nazi-Horror-Nische doch mal ein neuer Ansatz. Wenn diese anschließend auf eine fast undenkbar billige Art und Weise zerplatzen, dann ist das auch nicht völlig frei von Trash-Charme. Aber es ist ein zu kalkulierter Trash, so wie der Film insgesamt nicht die notwendige Anarchie im Herzen trägt, sondern immer recht bemüht um sein Publikum ist, sei es bei den Provokationen oder den restlichen Gags.

Beispiel Handysucht. Klar, wenn Jugendliche mehr auf einen kleinen Bildschirm starren als auf den Rest der Welt, muntere Kommentare in sozialen Netzwerken mit Kommunikation verwechseln, dann kann man hierüber schon seine Witze machen. Nur sollte man da auch eine Idee haben, wie das geschehen soll. Smith hat die nicht. Stattdessen ruht er sich völlig auf dem Grundkonzept aus und variiert dieses so oft, dass man sich tatsächlich wünscht, die Würste würden alle Menschen killen, um dem Elend ein Ende zu bereiten. Dabei kann man den beiden engagiert desinteressierten Darstellerinnen noch nicht einmal einen echten Vorwurf machen, holen sie aus den dünnen Persönchen das raus, was rauszuholen ist. Auch sonst wird man am ehesten noch der Schauspieler wegen seinen Spaß haben, mit Justin Long als naiv-dreistem Yogalehrer zum Beispiel. Mit Adam Brody, der den simplen Drummer in der Mädchenband gibt. Oder Austin Butler, der charmante Schwarm mit den weniger charmanten Absichten.

Leider halten sich diese aber allesamt sehr im Hintergrund auf und überlassen Johnny Depp die Bühne, die der mit seinem gewohnt schrulligen Overacting an sich reißen will, dabei aber so schnell auf die Nerven geht, dass man diese Bühne schon gar nicht mehr sehen mag. Denn dafür hat Depp diese Rolle einfach schon zu oft gespielt, da helfen auch der altbackene Witz um umherwandernde Warzen nicht, der selbst in dem auf Retrosympathien schielenden Yoga Hosers fehl am Platz ist. Dass noch ein dritter Teil folgen wird, stimmt einen deshalb nicht unbedingt hoffnungsvoll. Oder anders gesagt: Manchmal ist es ein Segen, wenn Freunde aus deinem Leben verschwunden sind und du sie auf deine Weise in Erinnerung behalten kannst.



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Kevin Smiths zweiter Ausflug in die obskuren Kanada-Abenteuer ist aufgrund der zahlreicheren Ideen etwas besser als der Vorgänger „Tusk“, insgesamt aber sowohl beim Humor wie den kalkulierten Provokationen zu bemüht, um tatsächlich Spaß zu machen.
4
von 10