Next Goal Wins
Universum Film

Next Goal Wins (2014)

(„Next Goal Wins“ directed by Mike Brett, Steve Jamison, 2014)

Next Goal Wins
„Next Goal Wins“ erscheint am 8. April auf DVD

Dokumentarfilme über Fußballmannschaften sind normalerweise dafür da, diese zu feiern und ihren Fans dabei Geld aus den Taschen zu ziehen – siehe das schamlos nichtssagende Die Mannschaft im Anschluss an den Deutschland-Weltmeistertitel. Gefeiert wird auch in Next Goal Wins kräftig, wenn auch auf eine etwas andere Weise. Und auf zahlungskräftige Fans sollten die Regisseure Mike Brett und Steve Jamison besser nicht bauen. Nicht nur weil die südpazifische US-Insel Amerikanisch-Samoa, um dessen Nationalmannschaft es hier geht, mit 54.000 Einwohnern nicht unbedingt viel Nachwuchs für den Fanblock mitbringt. Die Mannschaft selbst gibt auch nur wenig Anlass, sie zu bewundern.

Einen Sieg konnte das Team mal für sich verbuchen. Das war 1983 gegen Wallis und Futula, eine noch kleinere Inselgruppe im Pazifik, die wohl den wenigsten überhaupt namentlich bekannt sein dürfte. Danach war es düster, Jahre hinweg bildete Amerikanisch-Samoa das Schlusslicht der FIFA Weltrangliste, verlor Spiel um Spiel, darunter auch jenes legendäre WM-Qualifikationsspiel gegen Australien anno 2011, das mit dem Rekordergebnis 31:0 endete – für Australien selbstverständlich. Entsprechend hoffnungslos war die Ausgangslage, daran auch nur etwas zu ändern. Bis ein Hilfegesuch an den US-Fußballverband den niederländischen Trainer Thomas Rongen an Land spült. Der einzige, der auf die Anzeige überhaupt reagierte.

An dieser Stelle setzt Next Goal Wins auch mehr oder weniger ein, zeigt, wie der Niederländer versucht, aus der Chaostruppe eine tatsächliche Fußballmannschaft zu formen. Dass hier zwei Welten aufeinanderprallen, wird schnell klar: Auf der einen Seite der etwas unbeherrschte Europäer, der an keinen Gott glaubt, dafür aber an Disziplin. Und auf der anderen die untrennbar mit ihren Religionen und Überzeugungen verbundenen Spieler, die kaum über Amateurstatus hinauskommen. Aber man rauft sich zusammen, entwickelt ein Verständnis für das Gegenüber, sogar Freundschaft, mit dem gemeinsamen Ziel das Unmögliche zu schaffen: bei der erneuten Qualifikationsrunde für die WM 2014 einmal nicht verlieren zu müssen.

Wäre Next Goal Wins ein Spielfilm, er müsste sich einiges dafür anhören müssen, dass er auf das ausgelutschte „Underdog zeigt es den Kritikern“-Thema zurückgreift. Nur dass die Geschichte von Amerikanisch-Samoa keine Drehbuchentwicklung ist, sondern tatsächlich der Wahrheit entspricht. Klischee hin oder her, effektiv ist das Gezeigte ohne Zweifel. Rongen mag anfangs nicht übermäßig sympathisch sein, der wild zusammengeworfene Haufen dafür umso mehr. Stärker als vergleichbare Filme oder auch Dokumentationen stehen hier die Menschen im Vordergrund, nicht der Sport. Nach und nach lernen wir die Teammitglieder kennen, darunter Jaiyah, die dem sogenannten dritten Geschlecht angehört – geboren als Mann lebt sie seit einigen Jahren schon als Frau, was weder in der Gesellschaft noch in der Mannschaft ein Problem darstellt.

Allein dadurch schon ist Next Goal Wins mitreißender und aufbauender als viele Konkurrenztitel, es ist hier nahezu unmöglich, NICHT für das Team zu sein, mit ihnen zu bangen, zu lachen und zu weinen, Brett und Jamison gelingt es, in dem überraschend persönlichen Film mehr aus den Protagonisten zu machen als (Lach-)Nummern auf dem Trikot, am Ende gewinnt sogar Rongen eine emotionale Tiefe. Das Drumherum ist wenig originell, die Inszenierung entspricht dem Standard, die musikalische Untermalung ist sogar ziemlich manipulativ. Aber wer seinen Film mit derart sympathischen und nachvollziehbaren Personen anfüllt, der muss sich um den Rest keine Gedanken machen. Denn die schönsten, manchmal auch witzigsten Geschichten, die schreibt zumindest im Fußball dann wohl doch das Leben.



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„Next Goal Wins“ erzählt die unglaubliche und witzige Geschichte der schlechtesten Fußballmannschaft der Welt. Das ist in der Umsetzung wenig originell, enthält aber so viele persönliche und sympathische Elemente, dass man dem kleinen Inselteam unweigerlich die Daumen drückt und ins Herz schließt.