Desaster
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Desaster

(„Desaster“ directed by Justus von Dohnányi, 2015)

Desaster
„Desaster“ läuft ab 16. Juli im Kino

Die Lage ist schlecht: Wenn die Kronzeugen tatsächlich gegen Mischa (Milan Peschel) aussagen, dann kann sich der Gangsterboss für die absehbare Zeit erst einmal von seinem Leben in Freiheit verabschieden. Um genau das zu verhindern, lädt er den der Korruption nicht abgeneigten Schweizer Anwalt Dr. Jürg Würsch (Stefan Kurt) zu sich nach Saint-Tropez ein, damit der gegen kleine Gefälligkeiten ihm den Aufenthalt eben jener Kronzeugen verrät – Gefälligkeiten, die eine besondere Zuwendung von Mischas Frau Lydia (Anna Loos) ausdrücklich enthalten. Nur dass die ganz andere Pläne hat, ihren Gatten eigentlich loswerden will, um so mit ihrem Geliebten Johann (Maximilian Simonischek) zusammen sein zu können. Aber auch Würsch spielt nicht mit offenen Karten: Die beiden Auftragskiller Ed (Justus von Dohnányi) und Mace (Jan Josef Liefers) sollen im Hintergrund dafür sorgen, dass alles glatt geht. Was es aber nicht tut. Überhaupt nicht.

Viele Personen, viel Geld, viel, viel Chaos – Desaster trägt nicht ohne Grund seinen Untertitel „Alles lief nach Plan. Aber der Plan war kacke.“ Und so steckt die deutsche Krimikomödie voller Figuren, die jemand anderes sind, als sie nach außen scheinen, jemand anderes sind, als sie gerne wären. Ein Teil des Vergnügens besteht hier dann auch in den starken Kontrasten: Wenn etwa Mischa in regelmäßigen Abständen jemanden um die Ecke bringt, teils äußerst brutal, zeitgleich aber mit seiner Mama (Angela Winkler) telefoniert, die ihm vorwirft zu viel zu arbeiten und nicht genug auf seine Gesundheit zu achten, dann ist das auch in der fünften Wiederholung noch komisch.

Abwechslung ist dann vielleicht auch nicht die ganz große Stärke des Films, allein schon weil sich ein Großteil in und um das Haus in Saint-Tropez abspielt, was dem Ganzen ein wenig Theateratmosphäre verleiht (aufgewertet durch Traumstände, Traumwasser und ein Traumhaus). Und auch jegliche Form von Anspruch sollte man besser daheim lassen auf dem Weg ins Kino, denn Desaster schämt sich nicht für seine Albernheit. Muss es aber auch nicht, solange der Unterhaltungsfaktor ähnlich hoch wie hier ist. Während das deutsche Komödiengenre zahlenmäßig gut vertreten, meist aber sehr beliebig und harmlos ist, orientiert sich Justus von Dohnányi – Regisseur, Drehbuchautor und Hauptfigur in einem – lieber an einem schwarzen Humor, wie man ihn eher aus dem Ausland kennt.

Man sollte sich daher auch nicht allzu sehr emotional an bestimmte Figuren binden, denn sobald der Plan einmal anfängt schief zu gehen, gibt es für niemanden mehr eine Überlebensgarantie. Ein Problem ist das nicht, denn von Dohnányi hat hier überhaupt kein Interesse daran, jemanden zum Sympathieträger aufzubauen. Ob es die dominante Mutter ist, der cholerische Mischa, die doppelzüngige Lydia oder auch der psychopathisch veranlagte Mace – man würde niemandem von ihnen im wahren Leben begegnen wollen. Umso spaßiger ist es dann auch, wenn sie von einem wahnwitzigen Desaster ins nächste schlittern.

Durch das Fehlen einer tatsächlichen Identifikationsfigur ist der Film zwar weniger zum Mitfiebern geeignet, das macht er aber durch absurde Situationen und gezielt seltsame Dialoge wett: „Und wann hast du aufgehört, andere zu beißen?“ heißt es an einer Stelle, „Es ist traurig, wenn jemand in deiner Nähe stirbt, von dem du das gar nicht wolltest“ an einer anderen. Traurig ist aber auch, dass die Komödie im Kino sicher untergehen wird, zu groß und heiß umworben ist das Genre derzeit. Wer seinen Humor gern ein klein wenig schwärzer mag und die Charaktere skurril, sollte sich diesen Geheimtipp daher nicht entgehen lassen.



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Albern, absurd und schön schwarz: Die deutsche Krimikomödie um ein desaströses Treffen zwischen einem Gangsterboss und einem korrupten Staatsanwalt ist weder anspruchsvoll noch allzu abwechslungsreich. Spaßig dafür aber umso mehr, skurriler Figuren, seltsamer Dialoge und eines immer größeren Chaos sei Dank.
7
von 10