Magic in the Moonlight
© Warner Bros

Magic in the Moonlight

(„Magic in the Moonlight“ directed by Woody Allen, 2014)

Magic in the Moonlight
„Magic in the Moonlight“ erscheint am 16. April auf DVD und Blu-ray

Wenn es eine Sache gibt, die der beliebte Illusionist Stanley (Colin Firth) nicht ausstehen kann, dann sind es Menschen, die ihre Magie als echt verkaufen wollen und mit der Trauer gutgläubiger Leute Geld verdienen wollen. Und eben eine solche scheint die junge Sophie Baker (Emma Stone) zu sein, die sich als Medium ausgibt und so das Vertrauen von Brice (Hamish Linklater) und seine Mutter Grace (Jackie Weaver) erlangt. Stanleys alter Freund und Kollege Howard Burkan (Simon McBurney) schwant bei der Sache Übles und bittet ihn daher, der Sache auf den Grund zu gehen.

Es scheint das Gesetz der Serie zu sein, auf jeden gelungenen Film von Woody Allen folgt der Absturz ins Mittelmaß. Während sein 2011er Film Midnight in Paris zu den schönsten im umfangreichen Werk des Regisseurs zählt und Blue Jasmine von 2013 Cate Blanchett zu Oscar-Ehren verhalf, wird sich kaum einer mehr an das dazwischen gestartete To Rome With Love erinnern. Und gleiches Schicksal dürfte auch Magic in the Moonlight ereilen, welcher letztes Jahr die Lichtspielhäuser erreichte.

Dabei sind die Voraussetzungen nicht die schlechtesten, die Rollen sind wie immer prominent, im Fall von Colin Firth sogar erstklassig besetzt. Und wie zu erwarten ist es eine helle Freude, den Briten als hochnäsigen Zyniker zu erleben, der nicht nur Sophie, sondern auch dem Rest der Welt seine Sicht aufzwängt. Auf demselben intellektuellen Niveau ist die angeblich medial begabte junge Dame nicht, dennoch kommt es zu einer Reihe höchst amüsanter Kabbeleien zwischen den beiden Widersachern. Dazu gibt es eine sehr hübsche Ausstattung – der Film spielt in den späten 20ern –, die Aufnahmen in Südfrankreich versprühen ein schön entspanntes Flair, das einen dazu verleiht, sich zurückzulehnen und das Leben einfach zu genießen.

Während das Drumherum also alles bietet, was eine charmante und sympathische Liebeskomödie braucht, mangelt es an einer Sache: die Geschichte. Dass die zwei so grundverschiedenen Persönlichkeiten dazu bestimmt sind, Gefühle füreinander zu entwickeln und sich zum Schluss in die Arme zu fallen, darüber ließe sich noch hinwegsehen. Dass der Weg dorthin aber derart vernachlässigt wird, das hätte man von Allen dann doch nicht erwartet. Zu sprunghaft finden Stanley und Sophie zueinander, es wird nicht einmal versucht, eine glaubhafte Entwicklung einzubauen – gerade bei Sophie bleibt zudem unklar, was sie überhaupt an dem deutlich älteren Mann findet. Und auch dem Kitsch ist der amerikanische Altmeister nicht völlig abgeneigt.

Und außerhalb der Romanze? Da passiert nicht viel. Die Möglichkeit, den Zuschauer mit magischen Tricks und erstaunlichen Kniffen zu verzaubern wird nicht ansatzweise genützt, nach seinem ersten Auftritt wird aus Stanley nicht mehr als ein zynischer alter Mann. Warum er so geworden ist, weshalb er sich so sehr nach Magie sehnt, auch darüber schweigt sich Magic in the Moonlight aus, Allen unternimmt nie den Versuch, den Menschen unter der Oberfläche beleuchten zu wollen. Das wird nicht für jeden störend sein, Liebeskomödien stehen schließlich selten in dem Ruf, tiefsinnig oder originell zu sein. Und leidlich unterhaltsam ist der Film ja auch meistens. Aber eben nicht mehr als das. Und für jemanden, der so oft gezeigt hat, dass er sich auf außergewöhnliche Charaktere versteht, ist das hier Gebotene einfach zu wenig, zu bekannt und zu belanglos.



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Magic in the Moonlight
fazit
Ein Illusionist, ein Medium, und doch kein bisschen magisch. Die Besetzung ist gut bis exzellent, die Dialoge teilweise sehr amüsant, das Drumherum stimmt auch. Und doch ist das aktuellste Werk von Dauerfilmer Woody Allen nicht mehr als eine belanglose Liebeskomödie, die sich kaum von anderen unterscheidet und zu wenig Zeit auf die Entwicklung der Charaktere aufwendet.
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