The Saints

The Saints – Sie kannten kein Gesetz

(„Ain’t Them Bodies Saints“ directed by David Lowery, 2013)

The Saints Sie kannten kein Gesetz
„The Saints – Sie kannten kein Gesetz“ ist seit 19. März auf DVD und Blu-ray erhältlich

Schon der Originaltitel Ain’t Them Bodies Saints klingt leicht poetisch und tatsächlich, eine gewisse Poesie kann man The Saints nicht absprechen. Ob das so von Regisseur David Lowery von Anfang an beabsichtig war, ist eher unwahrscheinlich, denn die Idee zum Titel seines neusten Films kam ihm während einer Autofahrt. Auf dieser Fahrt hörte er einen Song im Radio und begann sofort, wer mag es ihm verdenken, laut mitzusingen. Was ihm erst später bewusst wurde, war, dass er den Songtext die ganze Zeit falsch verstanden hatte. Statt dem eigentlichen Text sang er nämlich immer Ain’t Them Bodies Saints, und dieser Titel hat ihm so gut gefallen, dass er gleich sein nächstes Werk danach benannte. Ob der Titel etwas mit dem eigentlichen Film zu tun hat? Eher nicht, aber dafür verbirgt sich hinter seiner Entstehung eine amüsante Geschichte.

Alles andere als amüsiert ist das Gangsterpärchen Ruth (Rooney Mara) und Bob (Casey Affleck). Nach einem Überfall werden diese von der Polizei verfolgt und müssen sich in einer alten Scheune verschanzen. Beim darauffolgenden Schusswechsel trifft Ruth den Polizisten Patrick Wheeler (Ben Foster). Damit seine schwangere Freundin nicht ins Gefängnis gehen muss, nimmt Bob die ganze Schuld auf sich. Zu einer jahrzehnte langen Haftstrafe verurteilt, sehnt Bob sich nur einem entgegen, dem Tag, an dem er seine Freundin und seine Tochter wiedersehen wird. Nach vier Jahren gelingt ihm die Flucht und so macht er sich auf den Weg zu Ruth, die hunderte Kilometer entfernt wohnt. Diese hat ihr Leben wieder in den Griff bekommen und sich mit Patrick angefreundet, der die Familie beschützt und verhindern möchte, dass Bob es schafft, Ruth wiederzusehen. Doch Ruth muss sich selber entscheiden, welches Leben sie in Zukunft führen will.

Was für Regisseur Lowery wohl keine schwere Entscheidung darstellte, war, ob er sein Hauptaugenmerk in diesem Film eher auf die Story oder auf seine Protagonisten legen sollte. Hier fiel die Wahl ganz klar auf die Letzteren. Die eigentliche Geschichte plätschert im Hintergrund etwas vor sich hin und dient hier eher als Kulisse für das Darsteller-Trio. Mit Casey Affleck, Rooney Mara und Ben Foster gibt es hier drei großartige Akteure vor der Kamera zu sehen, die ihre Rollen, trotz teilweise wenig Text, überzeugend spielen und ihren Figuren einen gewissen Tiefgang geben. Nichtsdestotrotz ist es manchmal schwierig, einen wirklich bestimmten Einblick in die Figuren zu erhalten und ihren Standpunkt dauerhaft zu bestimmen. Dies trägt zwar einerseits zur Unvorhersehbarkeit bei, aber andererseits ruft es auch ein bisschen Verwirrung hervor.

Wie schon bei Quentin Tarantinos Debütfilm Reservoir Dogs, werden auch bei The Saints zentrale Handlungspunkte, wie der Überfall oder der Gefängnisausbruch nicht gezeigt. Ein geschickter Schachzug, um den Fokus noch etwas auf die Akteure zu lenken. Doch auch wenn man einen so großartigen Cast wie hier beisammen hat, sollte man die eigentliche Geschichte nicht vollends aus den Auge verlieren. Doch genau das scheint hier passiert zu sein, denn bis sie richtig in Fahrt kommt, dauert es eine ganze Zeit, und wenn es dann so weit ist, ist es auch schon fast wieder vorbei.

Was The Saints noch etwas besonderer macht, ist die Unkomplettheit, die hier an manchen Stellen herrscht. Dem Zuschauer wird nicht alles verraten, und teilweise lässt sich über manche Absichten nur fantasieren. Zu wirklicher Klarheit trägt dieser Plot nicht bei, doch es ist mal etwas anderes, wenn man als Zuschauer nichts alles vorgekaut bekommt und wenn man sich die ein oder andere Sache selber zusammen reimen muss.



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Perfekt ist David Lowerys Südstaatendrama nicht, doch dank herausragender Darsteller, ist es allemal sehenswert.
7
von 10