Ben & Mickey vs. The Dead

Ben & Mickey Vs. The Dead

(„The Battery“ directed by Jeremy Gardner, 2012)

Ben & Mickey vs. The DeadWo sind all die Menschen hin? Keiner weiß es, am wenigsten Ben (Jeremy Gardner) und Mickey (Adam Cronheim). Die Männer als Freunde zu bezeichnen, wäre sicher etwas übertrieben. Man kannte sich, beide spielten Baseball. Vorher, vor der Zombie-Apokalypse. Nichts ist seither so, wie es mal war. Abgesehen von dem jeweils anderen haben die beiden schon länger keine Menschen mehr gesehen. Dafür umso mehr verfaulte Zweibeiner, deren einziger Lebensinhalt darin besteht, die wenigen Überlebenden fressen zu wollen.

Als Ben und Mickey schon längst nicht mehr daran glaubten, erfahren sie, dass sie doch nicht die einzigen sind: Ihr Walkie Talkie funkt zufälligerweise auf der gleichen Frequenz wie eine gewisse Annie, die zusammen mit anderen auf irgendeiner Plantage lebt. Dass die unerwarteten Gesprächspartner den beiden unmissverständlich klar machen, sie sollen bloß nicht dort auftauchen, fällt bei Mickey auf taube Ohren. Denn dem macht die Einsamkeit zunehmend zu schaffen und er sehnt sich danach, wieder unter Menschen zu sein.

Nein, fair ist das Leben wirklich nicht. Diese Binsenweisheit trifft nicht nur auf ehemalige Baseballspieler zu, die es plötzlich mit müffelnden Hirntoten zu tun bekommen, sondern auch auf ambitionierte Filmemacher. Beispiel Fantasy Filmfest. Als dort letztes Jahr Ben & Mickey Vs. The Dead lief, damals noch unter dem Originaltitel The Battery, wurde er von vielen ignoriert. Zombie Hunter, ein Beitrag desselben Festivals, war hingegen sofort ausverkauft. Verständlich ist das schon, hatte man hier doch einen griffigeren Titel und mit Danny Trejo aus ein zielgruppengerechtes Aushängeschild. Aber eben auch schade, denn im Vergleich zum deutlich schwächeren Publikumshit hatte man sich hier richtig Gedanken gemacht.Ben & Mickey vs. The Dead Szene 1

Wirklich vergleichbar sind die beiden Filme, gemeinsamer Zombieplage zum Trotz, aber ohnehin nicht. Splatter? Gemetzel? Durch die Luft fliegende Gliedmaßen? Nein, das gibt es nicht. Kämpfe sind hier ohnehin eine Seltenheit, tatsächlich tauchen die Untoten fast gar nicht auf. Und beim Namen genannt werden die Zombies auch erst ganz zum Schluss.

Aber auch wer vielleicht einen weiteren Zugang im mittlerweile proppevollen Zomcom-Subgenre erwartet, kann hier lange warten. Einige komische Situationen gibt es, dazu noch Elemente aus Buddy- und Roadmovie, ansonsten gehört Ben & Mickey Vs. The Dead in erster Linie einem Genre an, das man mit Zombies gemeinhin eher weniger in Verbindung bringt: Drama. Nein, hier wird nicht à la Warm Bodies eine Romanze ausgepackt. Anziehend finden die beiden Männer sich nicht, selbst unter diesen Umständen, als die Auswahl potenzieller Sexualpartner eher überschaubar ist. Aber genau das ist auch eine der Fragen, die hier zum Beispiel aufkommt: Wie befriedige ich meine Bedürfnisse, wenn das einzige menschliche Wesen weit und breit ein übergewichtiger, vollbärtiger Mann ist?Ben & Mickey vs. The Dead Szene 2

Insgesamt sind es dann auch die beiden Überlebenden, um die sich hier alles dreht, nicht ihre Gegner. Wir erfahren nicht einmal, wie es überhaupt zum Ausbruch der Zombieepidemie kam. Dafür interessiert Jeremy Gardner, der nicht nur eine der beiden Hauptrollen übernahm, sondern auch für Regie und Drehbuch verantwortlich ist, der menschliche Aspekt dabei. Was es heißt, in einer solchen Welt zu leben, wie es ist, frühere Menschen töten zu müssen. Und eben auch: allein sein, Einsamkeit. Isoliert zu sein, niemanden sehen zu können, das kennt man vor allem aus Science-Fiction-Filmen, etwa Quiet Earth oder Zero Gravity. Hier wurde der Grundgedanke erstaunlich erfolgreich aufs Horrorgenre angewendet.

Genreliebhaber, denen es vor allem auf Blut, Gewalt und Nervenkitzel ankommt, werden hier deshalb eher wenig glücklich werden. Abgesehen vom Finale, wenn mit minimalen Mitteln dann doch heftig das Spannungslevel erhöht wird, ist Ben & Mickey Vs. The Dead eine sehr ruhige Angelegenheit. Wen das nicht stört und offen ist für etwas andere Horrorfilme, sollte dem Low-Budget-Streifen aber unbedingt eine Chance geben, denn er ist nicht nur einer der ungewöhnlichsten, sondern auch besten Zombiebeiträge der letzten Zeit geworden.



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Kein Splatter, keine Komödie, nicht einmal Romanze – Ben & Mickey Vs. The Dead geht im Vergleich zu anderen Zombiefilmen einen ganz eigenen Weg. Ein Crowdpleaser ist das ruhige Horrordrama daher nicht, aber doch ein erstaunlich sehenswerter Genrebeitrag.
7
von 10