Machete Kills

Machete Kills

(„Machete Kills“ directed by Robert Rodriguez, 2013)

Machete KillsAufhören, wenn es am schönsten ist? Das mag für Normalsterbliche gelten, Hollywood hat daran nur wenig Interesse. Anders lässt sich nicht erklären, dass in den letzten Jahren so auffallend viele Filme auf den Markt kamen – von The Expendables über R.E.D. bis zu Escape Plan und Zwei vom alten Schlag – in denen die Granden zeigen wollen, dass alt und Eisen nicht zwangsweise zusammengehören. Bei einigen hat man den Eindruck, dass hier durchaus verletzte Egos im Spiel waren. Viele nehmen sich jedoch zum Glück nicht allzu ernst und packen eine Menge Selbstironie und Selbstverweise in die Filme. Das Publikum scheint’s zu freuen, an Nachschub wird es auf absehbare Zeit nicht mangeln: R.E.D. 2 kam unlängst in die Kinos, an The Expendables 3 wird bereits gearbeitet.

Dass ein Schauspieler durch einen solchen augenzwinkernden Actionkracher aber einen Popularitätsschub bekommt, vielleicht sogar dadurch bekannter ist als je zuvor – das ist selten. Und doch passierte das 2010 in Machete. Danny Trejo, sonst eher in Nebenrollen und als Gegenspieler gebucht, spielte in der Actionkomödie einen ehemaligen mexikanischen Bundesagenten, der sich mit wenig Skrupel, dafür umso mehr markigen Sprüchen durch Feindeshorden ballert. Substanz hatte das wenig, dafür aber einen hohen Coolnessfaktor und Over-the-Top-Szenen, sodass Machete Cortez schnell zur Kultfigur avancierte. Seither steht der Name Danny Trejo bei mal mehr (Violet & Daisy), mal weniger gelungen Filmen (Zombie Hunter) immer ganz oben in den Credits, selbst wenn es nur Nebenrollen waren.Machete Kills Szene 1

Drei Jahre später durfte der Mexikaner aber nun selbst mal wieder an die vorderste Front und als Machete dort weitermachen, wo er aufgehört hat. Zumindest am Anfang von Machete Kills sieht es ganz danach aus, als hätte sich nicht viel geändert. Noch immer kämpft er gegen Verbrecher und Korruption, noch immer steht er immer einen Schritt vor dem Abgrund: Sartana Rivera (Jessica Alba), seine Partnerin aus dem ersten Teil, wird bei einem Einsatz getötet, er selbst baumelt schon am Strick eines sadistischen texanischen Kleinstadtsheriffs. Bis der rettende Anruf kommt, der Präsident der USA (Charlie Sheen unter seinem bürgerlichen Namen Carlos Estévez) braucht seine Hilfe. Der mexikanische Psychopath Marcos Mendez (Demian Bichir) droht, eine Atomrakete auf Washington zu feuern. Und Machete ist der einzige, der ihn noch stoppen kann.

Moment, eine Atomrakete? Genau, wer eine direkte Fortsetzung von Machete erwartet, wird bald eines Besseren belehrt. Die Themen mexikanische Einwanderer und Drogenkämpfe sind passé, stattdessen stand hier eindeutig James Bond Paté, durchgeknallte Antagonisten, brillante Wissenschaftler und technische Gimmicks inklusive. Später kommt dann auch noch eine gewaltige Portion Science Fiction hinzu mit Anspielungen auf Star Wars und Star Trek. Wem gerade die absurden Einfälle des ersten Teils gefallen haben, wird auch hier genügend vorfinden, vielleicht sogar mehr, als er gewollt hat. Tatsächlich ist Robert Rodriguez’ Hang zu verrückten Szenen bei Machete Kills völlig aus dem Ruder gelaufen. Zu lachen gibt es da mehr als genug, vor allem die Unvorhersehbarkeit seiner Ideen, aber auch die satirischen Kommentare provoziert ein ums andere Mal das Zwerchfell. Nachteil ist, dass dieses Sammelsurium sich nicht recht zu einem Film zusammenfügen will, da war der erste Teil doch deutlich mehr aus einem Guss.Machete Kills Szene 2

Und auch als Actionfilm will Machete Kills nicht mehr so recht funktionieren. Bot Machete bei aller Übertriebenheit doch noch sehenswerte Schusswechsel, ist hier auch das völlig ad absurdum geführt worden. Schlimmer noch: Danny Trejo ist mit seinen nunmehr 69 Jahren zwar noch immer eine imposante Erscheinung, doch eben leider auch am Ende seiner Kräfte. Agil und rasant ist da nichts mehr, darüber können auch die wie immer übertriebenen Splattereinlagen nicht hinwegtäuschen. Im Gegensatz zu den Actionszenen enttäuscht die Besetzung aber keineswegs. Waren schon im ersten Teil erstaunlich viele bekannte Schauspieler vertreten (Robert De Niro, Don Johnson, Steven Seagal, Cheech MarinLindsay Lohan, Jessica Alba), sind diesmal unter anderem Charlie Sheen, Mel Gibson, Amber Heard und Vanessa Hudgens mit von der Partie. Höhepunkt des Films ist aber der Killer Chamäleon, der ständig sein Aussehen verändert und zuerst von Walton Goggins, dann Cuba Gooding Jr. und später sogar von Lady Gaga und Antonio Banderas gespielt wird. Auch wenn die Fortsetzung schwächer ist und nicht den Reiz des ersten Teils hat, allein für diese absurde Szenen hat sich Machete Kills dann doch noch irgendwie gelohnt. Ach ja, ein dritter Teil wird auch dieses Mal angeteasert. Und sollte Rodriguez seine Pläne so umsetzen, wie im Trailer angekündigt, dann scheinen ihm die verrückten Einfälle noch lange nicht auszugehen.



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Machete Kills übernimmt die Tugenden des ersten Teils – markige Sprüche, absurde Einfälle, trashige Splattereinlagen, einen coolen Protagonisten – übersteigert das aber so sehr, dass der Film am Ende auseinanderbricht. Und auch die Actionszenen sind weniger gelungen als im Kultvorgänger.
5
von 10