Ernest & Célestine

Ernest & Célestine

(„Ernest & Célestine“ directed by Benjamin Renner, Vincent Patar, Stéphane Aubier, 2012)

Ernest & Célestine„Ein Bär und eine Maus, das geht nicht zusammen.“

Schon seit Tiergedenken an wird dieser Grundsatz von Generation zu Generation weitergegeben. Die Bären wohnen oben, die Mäuse unten – eine Vermischung ist völlig ausgeschlossen. Und wenn sich doch die beiden Tierarten einmal begegnen, dann hat das fatale Folgen. Eine kleine Maus, so weiß die Erzieherin des Waisenhauses zu berichten, wollte einmal nicht hören und landete daraufhin im Magen des großen, bösen Bären. Célestine, eine der kleinen Waisenmäuse, will dem aber keinen Glauben schenken, malt lieber Bilder anstatt zu arbeiten und träumt davon, eines Tages einem richtigen Bären zu begegnen.

Und tatsächlich: Dieser Traum soll in Erfüllung gehen, endet jedoch fast in einem Alptraum. Ernest, ein großer, eigenbrötlerischer und ständig hungriger Bär findet Célestine, als diese in der Oberwelt gefangen ist. Und wie sich das für einen großen, hungrigen Bären gehört, soll die kleine Mäusedame das Magenknurren etwas vermindern. Doch Célestine kann ihn davon abhalten, indem sie ihm die Vorratskammer eines ansässigen Süßigkeitenverkäufers zeigt. Der Beginn einer großen Freundschaft, aber auch einer von der Gesellschaft verbotenen Freundschaft. Und so muss sich das ungleiche Paar verstecken, vor den Bären und den Mäusen – denn beide Rassen sind sich einig, dass am bisherigen Status Quo nichts geändert werden darf.Ernest & Célestine Szene 1

Ob Die Croods oder Die Monster Uni, Ich – Einfach Unverbesserlich 2 oder Die Eiskönigin – Völlig unverfroren, Turbo – Kleine Schnecke, großer Traum oder Keinohrhasen und Zweiohrküken die Freunde gepflegter Animationskunst hatten auch dieses Jahr wieder im Kino die Qual der Wahl. Die Anhänger traditioneller Zeichentrickfilme sahen hingegen auch 2013 wieder in die Röhre. Wenn nicht einmal der aktuellste Ghibli-Film Der Mohnblumenberg noch einen regulären Kinostart spendiert bekommt, dann zeigt das, wie sehr sich die Filmlandschaft in den letzten Jahren doch verändert und auch verengt hat. Was schade ist, denn mit der Konzentration auf die technisch makellosen aber gleichzeitig etwas gleichförmigen Computerfilme gingen auch die unterschiedlichsten Zeichenarten verloren.

Dabei ist es nicht so, dass es keine traditionellen Animationsfilme mehr gibt. Die gibt es, sehr gute sogar. Sie finden nur nicht mehr den Weg in die Kinos und werden stattdessen fast schon versteckt nur für den Heimgebrauch auf den Markt gebracht. So erging es letztes Jahr den für einen Oscar nominierten Das Geheimnis von Kells und Der Illusionist. Und dieses Jahr eben auch Ernest & Célestine. Auf den Filmfestivals in Cannes und Toronto wurde er 2012 gezeigt und diesen Juni auch in München, wo er den Kinderfilm-Publikumspreis gewann. Und das nicht ohne Grund.Ernest & Célestine Szene 2

Da wären zum einen die wunderschönen Zeichnungen, die an Aquarellmalereien erinnern. Sie sind zwangsweise schemenhafter, weniger bis ins Kleinste ausmodelliert als die üblichen Computergrafiken, was aber sehr gut zum Märchenhaften des französisch-belgischen Films passt. Die Geschichte – eine Umsetzung der Kinderbuchreihe „Mimmi und Brumm“ von Gabrielle Vincent – ist zielgruppengerecht recht simpel gehalten, mit einer klaren Aussage: Wahre Freundschaft kennt keine Klassen, keine Rassen, keine Grenzen. Zwischentöne oder beißenden Witz gibt es keine, Ernest & Célestine ist ein klassischer Kinder- bzw. Familienfilm.

Dennoch wird man auch als Erwachsener hier des Öfteren schmunzeln, wenn nicht sogar lachen dürfen, etwa wenn Ernest und Célestine auf den Süßigkeitenbären treffen: Der Vater verkauft alles von Schokolade bis zu Marshmallows, die Mutter neue Zähne – so können sie doppelt Geld scheffeln. Und auch die alternative Unterwelt, in der nur Nager wohnen, gefällt mit vielen witzigen Details. Zwischendurch hat der Film zwar kleine Längen, wenn die Handlung nicht recht von der Stelle kommt. Insgesamt ist Ernest & Célestine aber ein unglaublich charmantes und warmherziges Zeichentrickod, dem man es wünschen würde, dass er an Heiligabend unter so manchem Weihnachtsbaum liegt und so doch noch sein Publikum findet.



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Die Geschichte ist simpel, die Aussage klar, die Aquarellzeichnungen wunderschön: Die charmante und warmherzige Verfilmung der Kinderbuchreihe ist ein klassischer Zeichentrickfilm für die Familie mit vielen witzigen Details.
8
von 10