Ein Baby auf Abwegen Un bébé à livrer Benjamin Renner Comic
© Avant-Verlag

Ein Baby auf Abwegen

Ein Baby auf Abwegen Un bébé à livrer Benjamin Renner Comic
„Ein Baby auf Abwegen“ // Deutschland-Start: 1. März 2021

Inhalt / Kritik

Eigentlich gingen die Ente und das Kaninchen nur unbekümmert ihrem Alltag nach, als sie aus heiterem Himmel Besuch von ganz oben erhalten. Ein Storch ist über ihnen abgestürzt, ein kleines Baby in der Obhut. Ob die beiden es nicht nach Avignon bringen könnten, zu den Eltern? Ehe es sich die beiden versehen, ist der Fremde bereits auf und davon und überlässt ihnen das plärrende Bündel. Das herbeieilende Schwein kann seinen Ohren und Augen kaum glauben, erklärt sich aber bereit, dem chaotischen Duo bei seiner Mission zu unterstützen. Schließlich ist dieses nicht unbedingt vertrauenswürdig, da braucht es jemanden mit Format und Verstand! Doch auch das Schwein kann nicht verhindern, dass der Weg zum Zielort von zahlreichen Pannen und Missverständnissen verbunden ist und die Operation Babyauslieferung immer wieder vor dem Aus steht …

Schmerzhaft komisch

Mit Raus aus dem Teich bewies kürzlich der französische Regisseur Benjamin Renner, der zuvor mit mehreren traditionellen Animationsfilmen von sich reden machte, dass er auch mit zeitgenössischer CGI-Optik ein Publikum erreichen kann. Seine Wurzeln liegen aber eindeutig im per Hand gezeichneten Bereich. Das zeigt sich nicht nur an seinen Filmen, sondern gerade auch an seinen Comics. Zwei große Werke hat er bislang vorgelegt. Das bekanntere von beiden dürfte Der große böse Fuchs (2015) sein, eine absurde Komödie über einen Fuchs, der ungewollt zur Küken-Mama wird. Doch auch sein Debüt Ein Baby auf Abwegen, welches bereits 2011 erschienen ist, ist bis heute mehr als nur einen Blick wert. Umso schöner, dass es wie der zweite Comicband auf Deutsch erhältlich ist, während Filmfans nach wie vor auf eine reguläre Veröffentlichung von Der kleine Fuchs und seine Freunde – Das große Kinoabenteuer warten, der beide Comics adaptierte.

Wer den anderen Comic kennt, hat bereits eine gute Ahnung davon, was einen hier erwartet. In beiden Fällen geht es darum, dass vermenschlichte Tiere von einer chaotischen Situation in die nächste geraten. Tatsächlich tauchen in Ein Baby auf Abwegen auch ein Schwein und ein Kaninchen auf, die später in Der große böse Fuchs als Nebenfiguren zu sehen sind, wenngleich nie verraten wird, ob es wirklich dieselben Tiere sind. Der Humor ist aber ähnlich, setzt auf eine Mischung aus Absurdität, Missverständnissen und peinlichen bis schmerzvollen Situationen. Da gibt es einiges an Cartoon-Gewalt. Aber auch an elterlichen Gefühlen: In beiden Geschichten müssen sich Tiere um einen fremden Nachwuchs kümmern, der ihnen dann selbst ans Herz wächst.

Ständig auf Achse

Der große Unterschied zwischen den beiden Comics: Wo der Fuchs recht statisch war und die Geschichte mal im Wald, mal auf dem Bauernhof spielte, da ist Ein Baby auf Abwegen das Pendant zu einem Roadmovie. Von dem Moment an, an dem das Kaninchen und die Ente das Baby erhalten, sind sie ständig auf Achse. Wobei sich die Truppe mit der Zeit etwas vergrößern wird. Die Abwechslung ist dadurch hier etwas größer als beim Zweitwerk von Renner. Optisch zeigt sich diese aber weniger. Schließlich verzichtet der Franzose überwiegend auf Hintergründe, sondern zeigt seine Figuren freischwebend vor weißer Fläche. Der Fokus liegt auf den Charakteren, die dafür sehr ausdrucksstark und völlig überzogen sind.

Das ist komisch anzusehen. Aber auch die Dynamik innerhalb des komplett dysfunktionalen Teams macht Spaß, besonders wenn mal wieder ein völlig idiotischer Plan ersonnen wird und das Schwein stellvertretend für die Leser und Leserinnen aus allen Wolken fallen darf. Später gilt das übrigens auch wortwörtlich, es gibt in Ein Baby auf Abwegen schon erstaunlich viele Actionszenen. Das macht insgesamt ziemlich viel Spaß, weshalb es bedauerlich ist, dass Renner nach den beiden Comics „nur“ noch Filme gemacht hat. Dafür ist die tierische Odyssee eine Bereicherung für das heimische Regal, sowohl für ein jüngeres Publikum wie auch Erwachsene.

Credits

OT: „Un bébé à livrer“
Land: Frankreich
Jahr: 2011
Text: Benjamin Renner
Zeichnungen: Benjamin Renner

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Ein Baby auf Abwegen
fazit
„Ein Baby auf Abwegen“ ist eine vergnügliche Odyssee um ein Tiertrio, das ein Baby zu seinen Eltern bringen will. Dabei wird Absurdität mit chaotischen Situationen und reichlich Action gekreuzt. Das macht nach wie vor Spaß, selbst wenn sich die abwechslungsreichen Settings nicht in der Optik widerspiegeln.
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4.5