No Reason

No Reason

(„No Reason“ directed by Olaf Ittenbach, 2010)

So hat sich Jennifer Göttler (Irene Holzfurtner) bestimmt nicht die restlichen Tage vor dem Umzug in eine neue Wohnung vorgestellt. Nachdem die junge Mutter ihren Sohn bei der Nachbarin abgegeben hat, um kleinere Einkäufe zu tätigen, wacht sie am nächsten Tag nackt in ihrer Wohnung auf.

Ringsherum unzählige Leichen, literweise Blut und verstümmelte Körperteile. Ihr einziger Hinweis auf den Verbleib ihres Sohnes und die Antwort auf die herrschenden Umstände lässt sich auf einer DVD finden. Eine düstere Stimme befielt ihr, diese in den DVD-Player einzulegen und kommentiert die gezeigten Bilder. Während Jennifer mit Tränen in den Augen mitverfolgen muss, wie ihre Nachbarn auf grausamste Art gefoltert werden, stellt der Unbekannte ihr eine Aufgabe: Sie soll den Sinn ihres Daseins ergründen. Für falsche Lösungsansätze warten mehr oder wenige brutale und blutige Bestrafungen auf sie.

Wer bei diesen Worten an ein detailgetreue Nachbildung des US-Kassenschlagers Saw (I-XII: 2004-2010) denkt, liegt genau richtig. Massig Blut, perfide Foltermethoden, etwas Selbstjustiz und mangelndes Talent der Schauspieler sind hier an der Tagesordnung. Die Story ist zu Beginn sehr freundlich inszeniert. Eine junge Frau führt ein glückliches Leben, welches durch einen kranken Killer aus dem Gleichgewicht gebracht wird und sie in eine gestörte Welt entführt, welche von Gewalt und Blut regiert wird. Fetische in Form von Orgien und extrem viel nackter Haut sind nach 1/3 des Films keine Seltenheit mehr. Gegen Ende wirkt die Atmosphäre fast wieder harmonisch, denn Jennifers Psyche wird analysiert und die krankhaften Ausmalungen ihres Geistes werden ausgelebt.

Die Dialoge wirken nahezu amateurhaft, die dazugehörige Mimik hätte deutlich gefühlvoller sein können, die Schauspieler wirken geradezu fehl am Platze. Selbst die grausamsten Quälereien, die man keinem Mitmenschen wünscht, wirken hier keinesfalls glaubhaft, eher lächerlich. Die Darstellung in Form von Farbe, Licht/Schatten sowie das Setting, welches vermuten lässt, dass die meisten Szenen in einem Keller eines uralten Hauses gedreht wurden, lassen selbst andere Low- Budget-Filme wie großes Kino wirken.

Mit einer abgekupferten Story, einem schauspielerischen Talent, welches einem das Blut in den Adern gefrieren lässt, was garantiert nicht im Sinne des Regisseurs war, einem Setting, welches mehr als Wünsche übrig lässt und einem Ende, welches absolut nicht zum Prolog bzw. dem vorgestellten Charakter der Protagonistin passt und gar Verwirrung stiftet, erhält die Liste der unteren C-Klasse-Filme einen weitere Eintrag. Wer jedoch auf eine ordentliche und „realistische“ Gewaltdarstellung steht und auf eine gut und treibende Handlung verzichten mag, darf hier zugreifen.

Aber Vorsicht: Der Name ist Programm.

No Reason ist seit 2. Dezember auf Blu Ray und DVD erhältlich



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