The Haunting of Helena

The Haunting of Helena

(„Fairytale“ directed by Christian Bisceglia and Ascanio Malgarini, 2012)

The Haunting of HelenaEndlich wieder eine eigene Wohnung! Nach der nicht ganz so schönen Trennung von ihrem Mann Robert (Jarreth J. Merz) kann es Sophie (Harriet MacMasters-Green) kaum erwarten, das neue Zuhause zu beziehen. Bei der gemeinsamen Tochter Helena (Sabrina Jolie Perez) hält sich die Begeisterung etwas mehr in Grenzen, dafür entdeckt sie aber einen hübschen alten Schrank. Doch hinter dem anziehenden Äußeren wartet ein nicht ganz so anziehendes Inneres. Eine Zahnfee soll darin wohnen, die nachts zu Helena kommt, um ihre Zähne gegen Geld zu tauschen.

So richtig ernst nimmt Sophie die Erzählungen ihrer Tochter natürlich nicht, zumal sie es war, die Helena von der Legende erzählt hat. Doch statt einem freundlichen Fabelwesen malt die Kleine eine dunkel gekleidete, geradezu furchterregende Frau. Und diese Bilder sind nicht die einzigen mysteriösen Vorkommnisse im Leben der beiden. Als auch noch eine Lehrerin stirbt und Helena steif und fest behauptet, die Zahnfee stecke dahinter, bekommt es auch Sophie mit der Angst zu tun und stellt Nachforschungen an.

Wenn man an italienische Filmgenres denkt, fallen einem vor allem die Spaghetti-Western aus den 60ern sein. Dabei brachte das Land auch einige recht eigene Horrorsparten hervor, wurde in den 70ern für Kannibalenstreifen und auch die sogenannten Giallo-Filme berühmt-berüchtigt. Heute haben andere Länder in Europa Bella Italia aber längst den Rang abgelaufen, was das Horrometier. Vor allem Spanien tat sich in den letzten Jahren durch Filme wie Das Waisenhaus, [REC] oder Painless hervor. Und auch Frankreich konnte mit Martyrs einen echten Erfolg vorweisen. Ein so großer Erfolg, dass dessen Regisseur Pascal Laugier danach in die USA überwechselte und dort The Tall Man drehen durfte.The Haunting of Helena Szene 1

Der Versuch der beiden italienischen Regisseure Christian Bisceglia und Ascanio Malgarini, auch ihr Heimatland wieder auf der Horrorweltkarte zu platzieren, ist dabei sogar nicht mal schlecht geworden. Eine Zahnfee, die über Leichen geht, um an neue Zähne zu kommen, hört sich natürlich wahnsinnig trashig an. Das Ergebnis ist es überraschender Weise aber gar nicht. Vielmehr orientiert sich The Haunting of Helena an klassischen Geistergeschichten, nimmt die alte Mär der Zahnfee, die nachts Zähne gegen Geld tauscht, und verwandelt sie in eine beängstigende, unbarmherzige und zugleich traurige Gestalt.

Abgesehen von der originellen Ausgangssituation wird jedoch inhaltlich altbekannten Mustern gefolgt. Natürlich gibt es auch hier einen älteren, seltsamen Nachbarn, der mehr weiß, als er zugibt, das Motiv ungesühnter Schuld taucht auf, wer sich der Zahnfee oder den Nachforschungen in den Weg stellt, stirbt eines seltsamen Todes. Und auch beim Stil findet man bewährte Elemente der Klassiker. Das bedeutet in Klartext: unheimliche Musik, sich von Geisterhand öffnende Türen, alptraumhafte Zeichnungen und diverse fiese Jump Scares. Das ist an und für sich nicht sonderlich originell, wird hier aber gut umgesetzt.The Haunting of Helena Szene 2

Gruselfans dürfen sich also über einen atmosphärisch dichten Horrorfilm freuen, der Stimmung über Action oder Gewalt stellt. In der zweiten Hälfte fängt die Geschichte an, sich etwas zu ziehen, und allgemein gibt es hier und da Probleme, was das Tempo angeht. Doch wer durchhält, wird bei The Haunting of Helena mit einem Ende belohnt, das deutlich cleverer ausfällt, als man es ihm zugetraut hätte. Ein neues Subgenre wird Italien damit zwar nicht einleiten, für einen netten Videoabend wird aber auf jeden Fall genügend geboten.

The Haunting of Helena ist seit 22. Oktober auf DVD und Blu-ray erhältlich



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Und Italien kann es doch noch: Die Regisseure Christian Bisceglia und Ascanio Malgarini inszenieren bei The Haunting of Helena eine im Grunde altbekannte Geistergeschichte, die aber durch diverse originelle Einfälle und eine dichte Atmosphäre gefällt. Schade nur, dass an manchen Stellen das Tempo nicht stimmt.
6
von 10