
Für den Biobauer Andi Gruber (Tobias Moretti) bricht eine Welt zusammen, als er erfährt, dass seine Rinder mit Schadstoffen belastet sind und eine Schlachtung unausweichlich ist. Wie konnte es nur dazu kommen? Was hat er falsch gemacht? Während er herauszufinden versucht, was es mit dem Ganzen auf sich hat, trifft er auf den Biochemiker Dr. Kroetz (Tilo Prückner), der gerade im Sterben liegt. Offensichtlich war er einer großen Sache auf der Spur und muss dafür mit seinem Leben bezahlen: Jemand hat ihn mit einem Bolzenschussgerät erschossen. Als wäre die Lage für Gruber nicht auch so schon kompliziert genug, ist die Polizei davon überzeugt, dass er der Mörder ist. Wenn er seine Unschuld beweisen will, braucht es drastische Maßnahmen. Und so erführt er die Wissenschaftlerin Silvie Kraus (Bernadette Heerwagen), die ihm helfen soll, Licht ins Dunkle zu bringen …
Die Abgründe der Landwirtschaft
Dass die Landwirtschaft kein Zuckerschlecken ist, das ist bekannt. Das wird immer wieder in den Nachrichten angesprochen, aber auch Filmschaffende haben das Thema für sich entdeckt. Titel wie Das Land meines Vaters, Drift Away oder Milchkrieg in Dalsmynni zeigten auf, wie schwierig es ist, in diesem Bereich zu überstehen, eingekesselt von Großkonzernen, Bürokratie und Erneuerungszwang. Grundsätzlich geht auch Bauernopfer in diese Richtung, wenn wir an der Seite eines Bauern erschreckende Einblicke in die Machenschaften in diesem Wirtschaftszweig erhalten. Während die meisten Beiträge dies jedoch als Drama umsetzen und einzelne Menschen beim Überlebenskampf porträtieren, da versucht sich die österreichisch-deutsche Fernsehproduktion an einem Thriller.
Genauer wandelt man hier auf den Spuren bewährter Verschwörungsthriller, wenn der Protagonist in finstere Machenschaften hineingezogen wird, die vertuscht werden sollen. Mal wieder stellt sich heraus, dass die Industrie nur noch auf die eigene Bereicherung aus ist und diesem Zweck alles unterordnet. Zur Not geht man über Leichen, wenn es darum geht, eigene Interessen durchzudrücken. Originell ist das jetzt weniger, Bauernopfer bestätigt nur die üblichen Klischees, die man in diesem Zusammenhang immer wieder findet. Das wird auch gern mal etwas reißerischer. Wer sich eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema erhofft, darf das gleich wieder zu den Akten legen. Das hier ist gleichzeitig völlig überzogen und doch bloß schematisch. Man will in erster Linie unterhalten, die Realität ist eher Nebensache.
Austauschbar und oberflächlich
Das funktioniert, auch weil man auf ein Szenario zurückgreift, das sich hundertfach bewährt hat. In der Filmgeschichte wimmelt es von Filmen, in denen die Hauptfigur eines Verbrechens beschuldigt wird, bevorzugt eines Mordes, und versuchen muss, die eigene Unschuld zu beweisen. Da ihr niemand glaubt, muss die Spurensuche auf eigene Faust geschehen, oft verfolgt von den wahren Schuldigen. Auf der Flucht und Co. lassen grüßen. Bauernopfer wählt dafür dann auch wieder einen Menschen, der bislang ein völlig unbescholtenes Leben geführt hat und eigentlich gar nicht dafür gemacht ist, solche Abenteuer zu bestehen. Das sorgt dann für die notwendige Identifikationsfläche. Ein harmloser Landwirt ist den meisten Zuschauern und Zuschauerinnen dann doch näher als etwa ein Elite-Soldat oder ein Geheimagent.
Die Kehrseite der Medaille: Je mehr man sich an bewährte Elemente hält, umso schneller wird ein Film austauschbar. Und das ist hier eben der Fall. Weder ist Gruber ein besonders interessanter Protagonist noch geschieht bei seinen Auseinandersetzungen mit den Abgründen etwas, woran man sich erinnern müsste. Bauernopfer versucht nicht einmal, sich von der Konkurrenz abzuheben, verlässt sich allein auf das Thema. Natürlich ist das schon etwas brisanter und erinnert bewusst an Skandale. Das allein reicht aber nicht aus, da wird die zu geringe inhaltliche Auseinandersetzung zum Problem. Schlecht ist der Film damit nicht, man kann sich schon anderthalb Stunden damit vertreiben, das erfüllt alles seinen Zweck. Mehr aber auch nicht, die TV-Produktion ist anspruchsloses Fastfood.
OT: „Bauernopfer“
Land: Österreich, Deutschland
Jahr: 2011
Regie: Wolfgang Murnberger
Drehbuch: Uli Brée, Rupert Henning
Musik: Stefan Bernheimer
Kamera: Thomas Benesch
Besetzung: Tobias Moretti, Bernadette Heerwagen, Tilo Prückner, Maria Happel, Paula Nocker, Kristian Wanzl, Johannes Krisch, Sven Pippig
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)