Lupin III – Anthology 2

Als 2019 an einem Sammelband rund um den Meisterdieb Lupin III gearbeitet wurde, war das eine gleichermaßen dankbare wie undankbare Aufgabe. Dankbar, weil es bedeutete, sich mit einer absoluten Ikone der japanischen Popkultur auseinanderzusetzen. Schließlich ist die von Monkey Punch erfundene Figur seit ihrem ersten Auftritt 1967 nicht mehr aus dem Manga- und Anime-Segment wegzudenken. Auch Jahrzehnte später ist er gefragt, zuletzt gab es beispielsweise mit Lupin Zero eine neue Anime-Serie, die von den Anfängen erzählt, als Lupin noch ein Jugendlicher war. Undankbar ist die Aufgabe, weil Monkey Punch doch recht viele Geschichten gezeichnet hatte und es sehr schwierig gewesen sein muss, sich welche davon auszusuchen. Wie geht man da vor? Ein wirkliches Konzept war bei der Auswahl nicht zu erkennen, lesenswert war der Comic aber allemal.

Ein kurzes Vergnügen

Das gilt dann auch für die zweite Anthology, die mit deutlichem Abstand auch bei uns erschienen ist. Darin werden eine Reihe von Abenteuern festgehalten, die Lupin III und seine Crew so erleben. Die meisten drehen sich wenig überraschend um die Beutezüge, welche der Dieb, Scharfschütze Daisuke Jigen und Schwertkämpfer Goemon Ishikawa XIII so erleben. Die beiden anderen ständig wiederkehrenden Figuren, also Inspector Zenigata und Femme Fatale Fujiko Mine, sind ebenfalls mit an Bord. Während Ersterer immer wieder versucht, den Verbrecher zu schnappen, ist Fujiko ein Sonderfall, wechselt regelmäßig die Seiten, wenn sie sich davon Vorteile erhofft. Für Dynamik ist dabei also gesorgt, wenn es um große Diebspläne geht, manchmal auch Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Ein wenig aus dem Rahmen fällt eine Geschichte, die aus drei Kapiteln besteht und von einem Mann erzählt, der eine unbewohnte Insel in Besitz genommen und zu einem eigenen Staat erklärt hat. Denn die Insel würde der Lupin-Familie gehören. Grundsätzlich bringt diese Passage etwas Abwechslung in den Manga. Allerdings wird nie ganz klar, was genau die Diebesdynastie denn mit der Insel angefangen hat und warum sie so wichtig sein soll. Aber inhaltliche Tiefe sollte man bei den einzelnen Teilen sowieso nicht erwarten. Wo die späteren Anime-Filme von großen Abenteuern und ausgeklügelten Beutezügen erzählten, die viel Vorbereitung erforderten, da sind die Kapitel hier nur wenige Seiten lang. Mehr als eine Momentaufnahme ist da nicht drin.

Das Ende eines Coups

Dabei fährt Lupin III schon viel auf, um an sein Ziel zu kommen. Im Gegensatz zu Heist Movies, die viel Zeit in diese Vorbereitungen investieren und das Publikum daran teilhaben lassen, setzt der Manga meist direkt beim Diebstahl an. Nur ganz am Anfang sieht man, wie sich das Team auf einen bevorstehenden Coup vorbereitet, was dann auch ziemlich lustig ist. Wobei auch die Momentaufnahmen Spaß machen können. Die Dreistigkeit des Protagonisten in Kombination mit den Masken, mit denen er sich in jede andere Figur verwandeln kann, ist immer wieder unterhaltsam. Gleiches gilt für die Absurdität, wenn alles mal wieder eskaliert. Wobei es sich aufgrund der Ähnlichkeiten der einzelnen Geschichten empfiehlt, sie nicht am Stück zu lesen, sondern mit Pausen dazwischen.

Optisch ist der Manga ein wenig zwiespältig. Teilweise sind die Bilder schon recht grob, Monkey Punch hatte es nicht so mit filigranen Zeichnungen. Manchmal sind die Konturen zudem so schwach, dass die Figuren oder Objekte vor dem Hintergrund verschwinden. Die Designs sind dafür witzig, schneiden oft riesige Grimassen, die eher an Cartoons erinnern. Und es gibt auch einzelne Hintergründe, die stimmungsvoll geworden sind. In der Summe lohnt sich daher die zweite Anthology. Für Fans ist sie ein Muss, gibt es doch kaum Möglichkeiten, sonst an die gedruckten Abenteuer des Meisterdiebs zu kommen. Aber auch andere können sich hiervon unterhalten lassen und die Anfänge einer Ikone erleben.