Lupin III Special
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Lupin III [Special]

Lupin-Schöpfer Monkey Punch aka Kazuhiko Katō

Eigentlich ist es doch immer eine sehr nette Sache, wenn Kinder die alten Familientraditionen fortsetzen. Auch wenn diese eher weniger nett sind. Siehe die Lupins. Die sind seit mehreren Generationen schon in der guten alten Kunst des Diebstahls bewandert. Mit Arsène Raoul Lupin begann das räuberische Familienunternehmen Ende des 19. Jahrhunderts, sein Enkel Lupin III ist ebenfalls immer dabei, wenn es darum geht, andere Menschen um deren Hab und Gut zu erleichtern. Vor allem bei antiken Schätzen lässt er alles stehen und liegen.

Allerdings hatte er dabei zunächst die eine oder andere Identitätskrise zu überwinden. Während er in Japan heute vor 50 Jahren am 10. August 1967 das Licht das Welt erblickte, in Form eines Mangas von Monkey Punch, tat man sich im Ausland mit dem Namen etwas schwerer. Rupan, Wolf oder auch Edgar wurde er teilweise im Westen genannt, um Copyrightprobleme mit der Romanreihe von Maurice Leblanc zu vermeiden, dem Schöpfer des Original-Lupins.

Immer für einen guten Raubzug zu haben: Meisterdieb Lupin III

Eine schwere Geburt war aber auch die Adaption des Mangas für Kino und Fernsehen. Die spätere Regielegende Gisaburō Sugii (Night on the Galactic Railroad) schlug zwar schon früh vor, die gedruckten Geschichten auch als Anime umzusetzen. Doch irgendwie wollte sich keiner so recht dafür begeistern. Auch wenn der gerade mal 12 Minuten lange Pilotfilm, der wie alle Lupin-Animes beim Studio Tôkyô Movie Shinsha (Detektiv Conan) entstand, ungewöhnlich aufwendig war, konnte er keine finanzkräftigen Investoren anlocken. Mehr als ein Jahr wurde er herumgereicht, bevor die Entscheidung fiel, doch noch eine Fernsehserie produzieren.

 

Comics

Die Ursprünge lagen wie oben geschrieben bei der Mangareihe, die Monkey Punch 1967 begonnen hat. Seither gab es aber mehrere Nachfolgereihen. Von dem Schöpfer selbst stammte eine, die von 1977 bis 1981 lief. In den letzten Jahren kamen aber noch welche von anderen Künstlern und Künstlerinnen hinzu, die das Erbe fortführten.

 

Serien

Diebische Femme Fatale: Fujiko Mine

1971 entstand die erste von mehreren Serien rund um Lupin III. Die gilt heute zwar als Kult, damals hielt sich die Resonanz jedoch in Grenzen. Das könnte aber auch damit zusammenhängen, dass der Dieb von einst mit dem heutigen nicht ganz so viel gemeinsam hatte. Eine Vorliebe für Reichtum hatte Lupin zwar damals schon, eine noch größere aber für Frauen: Er rannte jedem Rock hinterher, der sich ihm bot. Der ganz große Sympathieträger war er nicht, zudem waren die ersten Episoden überraschend düster, geradezu brutal. Und so zog man noch während der ersten Serie die Reißleine, schubste Regisseur Masaaki Ōsumi vom Projekt und setzte stattdessen Isao Takahata und Hayao Miyazaki ein, die späteren Gründer der Edelschmiede Studio Ghibli. Damit wurde der Grundstein gelegt weg von finsteren Krimis, hin zur familientauglichen und humorvolleren Variante. Ein Problem blieb jedoch: Das Budget war bescheiden, die hässliche Optik ist heute eine ziemliche Zumutung. Bei den späteren Serien gab es dann schon deutlich mehr zu sehen: Drei weitere Serien mit mehreren Hundert Folgen wurden bislang produziert, eine vierte ist angekündigt. Hinzu kommt eine Spin-off-Serie zu Fujiko Mine, die ebenso wie Lupin III bei Schätzen ganz große Augen bekommt. Skrupel hat sie dafür keine: Regelmäßig hintergeht sie ihren Diebeskollegen und scheut auch nicht davor zurück, ihre körperlichen Vorzüge einzusetzen.

Kinofilme

Lupins ewiger Widersacher Inspektor Zenigata

Fujiko war auch dabei, als Lupin das erste Mal die große Leinwand eroberte. Das war nicht in Das Schloss von Cagliostro, wie so mancher jetzt denken könnte. Der von Miyazaki inszenierte Streifen gilt zwar als bester aller Lupin-Filme, der erste war er jedoch nicht. Gleich zwei andere Werke waren ihm zuvorgekommen. Was viele nicht wissen: Der erste Kinofilm war nicht einmal ein Anime. Stattdessen war Strange Psychokinetic Strategy ein Realfilm, der die komischen Tendenzen der Serie aufnahm, sie aber noch deutlich steigerte – so albern und absurd wurde es im Anschluss nur noch selten. Wobei verrückte Ideen ja zu den Filmen oft dazugehörten. Schon der zweite Kinoausflug, das visuell berauschende The Mystery of Mamo, war eine ziemlich surreale Angelegenheit. So surreal, dass man nicht ganz sicher sein kann, ob da überhaupt eine Geschichte erzählt wurde oder ob das nicht alles ein Fiebertraum war. Wirklich traumhaft waren die Filme nicht immer, da gab es schon beträchtliche Qualitätsunterschiede. Empfehlenswert ist dabei neben Cagliostro vor allem Dead or Alive. Dort führte Monkey Punch selbst Regie, zum ersten und letzten Mal, der Anime selbst orientiert sich wieder stärker an den düsteren Anfängen.

Sonstiges

Durften in keinem Special fehlen: der (meistens) ehrenwerte Samurai Goemon und der coole Scharfschütze Jigen

Zu einem Dauerphänomen in Japan wurde Lupin III aber gar nicht durch die Kinofilme. Vielmehr waren es die Specials, die verhinderten, dass man dem Meisterdieb noch irgendwie entkommen konnte. Ab 1989 wurden sie produziert, bis 2013 kam jedes Jahr ein weiteres ins fernöstliche Fernsehen. Über mangelnden Nachschub konnten sich Fans daher kaum beklagen, wohl aber über mangelnde Abwechslung. Vor allem die ersten Specials hielten sich so eng an die Formel, dass man sie nur schwer auseinanderhalten kann. Ein alter Schatz, eine historische Persönlichkeit, dazu jede Menge bescheuerter Verfolgungsjagden, mehr war nicht nötig.

Auch bei den Figuren gab man sich meist wenig Mühe: So waren Lupins Mitstreiter Goemon und Jigen zwar immer dabei, bekamen aber eher selten wirklich was zu tun. Gleiches gilt für Inspektor Zenigata, dessen Lebensinhalt die Ergreifung von Lupin III ist. Ohne Erfolg jedoch. Erst im Laufe der Zeit etablierte sich die Special-Reihe als lohnenswerte Ergänzung, da angesichts des jährlichen Wechsels viele Regisseure sich an der Vorlage versuchen konnten. Manche der bis heute 25 Specials waren komisch, andere eher actionreich, das spannende Island of Assassins ist ebenso eine Empfehlung wert wie das vergnügliche Crisis in Tokyo. Allerdings muss man sich darauf einstellen, dafür einen Importhändler zu bemühen. Während in den USA, Frankreich und Italien, wo Lupin III besonderen Kultstatus genießt, die Auswahl an Serien, Filmen oder Specials recht ordentlich ist, schafften es nur eine Handvoll Werke nach Deutschland. Aber von solchen Schwierigkeiten lässt sich ein echter Gentleman Thief ja nicht abbringen.



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