Ben Hur 2016
© Paramount Pictures / Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc.

Ben Hur (2016)

Ben Hur DVD
„Ben Hur“ // Deutschland-Start: 1. September 2016 (Kino) // 12. Januar 2017 (DVD / Blu-ray)

Der jüdische Prinz Judah Ben Hur (Jack Huston) und sein römischer Adoptivbruder Messala Severus (Toby Kebbell) sind nicht nur zusammen aufgewachsen, sie sind auch als Erwachsene unzertrennlich. Doch Messala fühlte sich in der Familie, die ihn als Kind aufgenommen hatte, nie wirklich zu Hause. Und so beschließt er eines Tages, sich der römischen Armee anzuschließen. Drei Jahre später begegnen sich die zwei Männer wieder, dieses Mal unter sehr veränderten Umständen. So hat Messala Karriere gemacht, während in der jüdischen Bevölkerung die antirömischen Ressentiments gestiegen sind. Er bittet Judah darum dafür zu sorgen, dass während eines Besuchs von Statthalter Pontius Pilatus (Pilou Asbaek) Ruhe herrscht. Als dennoch ein Anschlag verübt wird, will sich Judah für den Täter opfern, ohne zu ahnen, was dies am Ende für ihn bedeuten wird …

Mit Technik in die Vergangenheit

Als Ben Hur 2016 in die Kinos kam, war die Skepsis groß, was das denn sollte. Nicht nur, dass die Renaissance der Monumentalfilme, die in den 2000er Jahren Hits wie Gladiator oder Troja hervorgebracht hat, schon längst wieder rum war und der Film da einfach zu spät kam. Der Titel ist zudem so untrennbar mit dem Klassiker von 1959 verbunden, dass eine Neuverfilmung wie ein Sakrileg klang. Dabei sprach prinzipiell erst einmal nichts gegen ein Remake. Zum einen war das Original eben nicht der besagte Film, sondern der bereits 1880 veröffentlichte Roman von Lew Wallace. Zum anderen gab es schon vor 1959 Adaptionen desselben. Und danach auch: Die 2016er Fassung war bereits die fünfte, Zeichentrickversionen und die Serie von 2010 nicht mitgezählt. Insofern war es legitim, es noch ein weiteres Mal zu versuchen, dieses Mal mit einer moderneren Technik.

Letztere wird hin und wieder auch eingesetzt. Das Ergebnis überzeugt aber kaum. Gerade das Wagenrennen zum Schluss, mit dem die meisten die Geschichte verbinden werden, wurde schon ein bisschen exzessiv durch den Computer verwandelt. Aber auch an anderen Stellen von Ben Hur geht durch die Technikgläubigkeit das Gefühl verloren, tatsächlich vor Ort zu sein. Die Möglichkeiten, die man heutzutage hat, machen vieles zwar einfacher als zu der Hochzeit der Monumentalfilme, wo man mühsam und mit riesigem Aufwand alles errichten musste. Wenn dadurch aber vieles nicht mehr echt aussieht, schadet das schon der Atmosphäre. Hinzu kommt die heute so oft auftretende Krankheit der Schnittgewitter, die für Dynamik sorgen soll, oft aber nur dazu führt, dass sich nichts entfalten kann. Lediglich bei den Szenen, wenn wir durch das alte Jerusalem laufen, funktioniert die Illusion der Zeitreise.

Langweilige Figuren

Diese visuellen Mängel sind auch deshalb ärgerlich, weil es Regisseur Timur Bekmambetov (Abraham Lincoln Vampirjäger) nicht gelingt, den Inhalt des Buchs spürbar zu machen. Die Geschichte selbst hat dabei eigentlich schon einiges zu bieten. Da geht es anfangs um mangelnde Anerkennung, später kommen Verrat und Rachegefühle auf. Und natürlich spielt Vergebung eine große Rolle: Ben Hur betont den religiösen Aspekt rund um Jesus, der hier immer mal wieder auftaucht und zum Ideal aufgebaut wird. So ganz funktioniert die Verbindung aber nicht. Vielmehr wirkt das schon sehr forciert, da fehlte die Idee, wie sich das alles organisch aufbauen lässt.

Vor allem aber die Hauptfiguren enttäuschen. Bei Messala gibt es zumindest noch eine innere Zerrissenheit, als Mann zwischen zwei Welten, der sich nach Anerkennung sehnt, ist er eine tragische Gestalt. Trotz eines soliden Auftritts von Toby Kebbell ist das insgesamt aber wenig schlüssig. Da fehlen dann doch zu viele Zwischenschritte, die verdeutlichen, wie aus dem Römer der Mensch werden konnte, der im Wagenrennen zu unlauteren Mitteln greift. Während dort aber zumindest noch Potenzial zu sehen ist, fehlt dies bei der Titelfigur völlig. Judah ist dermaßen nichtssagend und leider auch ohne Charisma gespielt, dass man sich in Ben Hur die ganze Zeit fragt, warum man sich für sein Schicksal interessieren sollte. Das Ergebnis: Obwohl die Neuauflage kürzer ist als frühere Fassungen, kommt sie einem länger vor, da sie über weite Strecken einfach langweilig ist.

Credits

OT: „Ben Hur“
Land: USA
Jahr: 2016
Regie: Timur Bekmambetov
Drehbuch: Keith Clarke, John Ridley
Vorlage: Lew Wallace
Musik: Marco Beltrami
Kamera: Oliver Wood
Besetzung: Jack Huston, Toby Kebbell, Rodrigo Santoro, Nazanin Boniadi, Ayelet Zurer, Morgan Freeman, Pilou Asbaek

Bilder

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Ben Hur (2016)
fazit
„Ben Hur“ sollte dem Klassiker zu neuem Leben verhelfen, war dann aber eine Totgeburt. Der exzessive Einsatz von Computer und andere visuelle Mängel treffen auf eine lausige Figurenzeichnung. Allenfalls Toby Kebbell als tragischer Adoptivbruder bleibt einigermaßen positiv in Erinnerung.
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