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© 2002 Katharina/Pathé/Renn Productions/TF1 Films/ David Koskas/Toni Salabasev

Der Stellvertreter

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„Der Stellvertreter“ // Deutschland-Start: 30. Mai 2002 (Kino) // 3. August 2017 (DVD)

Inhalt / Kritik

Als der SS-Offizier Kurt Gerstein (Ulrich Tukur) damit beauftragt wird, große Mengen von Zyklon B zu besorgen, wird er hellhörig. Normalerweise wird das zu Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Was genau wollen die damit? Als er der Sache nachgeht, erfährt er, dass das Gift in den Konzentrationslagern der Deutschen zum Einsatz kommt, um systematisch Juden und Jüdinnen zu töten. Dies kann er nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, weshalb er versucht, die Geschichte öffentlich zu machen und so aufzuhalten. Er wendet sich sogar an den Vatikan. Doch nur der Jesuit Riccardo Fontana (Mathieu Kassovitz) schenkt den Schilderungen glauben und versucht seinerseits, in der Kirche etwas zu bewegen. Aber auch er scheitert …

Vergeblicher Kampf gegen den Holocaust

Der Holocaust ist gerade wieder in aller Munde, wenn der Krieg in Israel die hässlichen Seiten der Menschheit ans Tageslicht bringt. Da ist es vermutlich ganz gut, dass ältere Filme zu dem tatsächlichen Holocaust wieder gezeigt werden und diese das Publikum daran erinnern, was damals vorgefallen ist. Der Stellvertreter ist einer dieser Filme, die wieder hervorgekramt werden. Wobei die deutsch-französisch-rumänische Produktion den Holocaust selbst nicht zeigt. Er wird zwar immer wieder in Gesprächen aufgegriffen, bleibt dabei aber außerhalb des Blickwinkels. Die vielen ermordeten Menschen sind anonyme Geschichten aus zweiter Hand, bleiben eher hypothetisch, anstatt konkret zu werden.

Das mag dann weniger Eindruck hinterlassen als Filme wie Son of Saul, die den Holocaust tatsächlich spürbar machen. Und doch ist es die richtige Wahl angesichts des Themas. So geht es in Der Stellvertreter eben auch maßgeblich darum, dass niemand die Geschichten glauben will, die Gerstein erzählt. Selbst innerhalb des deutschen Militärs wird abgestritten. In einer Szene wird der Offizier sogar beschimpft, weil die Deutschen zu solchen Taten gar nicht fähig seien. Das Publikum von heute weiß es natürlich besser, sollte es zumindest. Das macht die Art und Weise, wie er von den Leuten ignoriert wird, umso bitterer. Hier war jemand, der das Verbrechen erkannt hat und aufhalten wollte – und niemand interessierte sich dafür.

Aufforderung nicht wegzusehen

Aber auch die katholische Kirche kommt hier gar nicht gut weg. Die Adaption eines Theaterstücks von Rolf Hochhuth klagt an, nicht nur die unteren Vertreter. Bis ganz nach oben gehen die Ersuche. Doch der Papst und seine Schergen wollen damit nichts zu tun haben. Dass es irgendwann sogar Menschen erwischt, die zum katholischen Glauben konvertiert sind, empört sie zwar. Doch sie bleiben in Der Stellvertreter untätig. Zu groß ist offensichtlich die Angst davor, sich mit einem ganzen Staat anzulegen. Zu groß dann auch die Wut beim Anschauen des Films, wie sich alle herausreden und im Zweifel lieber andere Leute angreifen, anstatt Haltung zu zeigen. Wobei die Motivation nie ganz eindeutig wird. Zumindest an einer Stelle schimmert auch Antisemitismus durch.

Regisseur und Co-Autor Costa-Gavras (Vermisst) hat damit einen Film gedreht, der sich auf recht nüchterne Weise eines historischen Themas annimmt. Ob sich das alles so zugetragen hat wie geschildert, ist zwar umstritten. Kurt Gerstein selbst war – auch wenn die Texttafeln am Ende das vereinfachen – immer wieder umstritten. Der Stellvertreter funktioniert aber als Aufforderung, nicht einfach wegzusehen angesichts der Ungerechtigkeit der Welt. Das mag hier am Holocaust aufgezogen sein, einer der größten Ungerechtigkeiten überhaupt. Aber auch in anderen Kontexten kann dies inspirierend sein, selbst wenn der verzweifelte und letztendlich vergebliche Kampf des Offiziers sowie des jungen Geistlichen erst einmal wenig Mut machen, es ihnen gleichzutun.

Credits

OT: „Amen“
Land: Frankreich, Deutschland, Rumänien
Jahr: 2002
Regie: Costa-Gavras
Drehbuch: Costa-Gavras, Jean-Claude Grumberg
Vorlage: Rolf Hochhuth
Musik: Armand Amar
Kamera: Patrick Blossier
Besetzung: Ulrich Tukur, Mathieu Kassovitz, Ulrich Mühe, Marcel Iures, Friedrich von Thun, Sebastian Koch, Hanns Zischler, Michel Duchaussoy, Ion Caramitru

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Berlinale 2002 Goldener Bär nominiert
César 2003 Bester Film nominiert
Beste Regie Costa-Gavras nominiert
Bester Drehbuch Costa-Gavras, Jean-Claude Grumberg Sieg
Bester Hauptdarsteller Mathieu Kassovitz nominiert
Beste Musik Armand Amar nominiert
Beste Kamera Patrick Blossier nominiert
Bester Ton Dominique Gaborieau, Pierre Gamet nominiert
Prix Lumières 2003 Bester Film Sieg

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Der Stellvertreter
fazit
Basierend auf dem gleichnamigen Theaterstück erzählt „Der Stellvertreter“ von zwei Männern, die über den Schrecken des Holocausts informieren wollten und dabei immer wieder abgewiesen werden. Das Drama ist dabei einerseits Erinnerung an die damalige Zeit, gleichzeitig aber auch Aufforderung, angesichts der Verbrechen nicht wegzuschauen.
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