Vermin
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Vermin

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„Vermin“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Langweilig wird es Kaleb (Théo Christine) nicht gerade. Wenn er sich nicht mit seiner Schwester Manon (Lisa Nyarko) zofft, die nach dem Tod der Mutter unbedingt die Wohnung verkaufen will, hat er beruflichen Stress. Schließlich verkauft er gemeinsam mit seinem Kumpel Mathys (Jerome Neil) Sportschuhe unter der Hand. Seine eigentliche Liebe gilt aber den diversen Insekten und Reptilien, die er in der Wohnung in speziellen Terrarien hält. In einem solchen will er auch seine neueste Errungenschaft unterbringen, eine exotische Spinne. Doch bevor es so weit ist, entkommt sie dem provisorischen Schuhkarton, den Kaleb für sie bereithielt. Ehe er es sich versieht, müssen die drei, Kalebs Jugendfreund Jordy (Finnegan Oldfield), Lila (Sofia Lesaffre) und die restlichen Leute in dem Wohnblock um ihr Überleben kämpfen. Denn es handelt sich um keine gewöhnliche Spinne …

Vorsicht vor der Killerspinne!

Kaum ein Tier löst bei vielen Menschen instinktiv so viel Abscheu bis Furcht aus wie die Spinne. Das macht die kleinen Krabbler natürlich zu idealen Gegenspielern bei Horrorfilmen, wo sie beim Publikum für Schrecken sorgen dürfen. Ob nun Klassiker wie Mörderspinnen und Arachnophobia oder die aktuelleren Horrorkomödien Arac Attack – Angriff der achtbeinigen Monster und Lavalantula – Angriff der Feuerspinnen, es gibt in dem Genre doch eine ganze Reihe von Beispielen, wie so etwas aussehen kann. Das macht es für neue Filme natürlich schwieriger, sich zu beweisen. Was will man da schon zeigen, was nicht schon andere zuhauf vorgemacht haben? Und doch kann das Wagnis gelingen, wie Vermin aktuell auf einer Reihe von Festivals bewiesen hat.

Premiere feierte der französische Film dabei als Abschlussfilm der Critics’ Week in Venedig. Das ist insofern bemerkenswert, da in dieser Sektion sonst eher Arthouse-Titel gezeigt werden. Einem Horrorwerk den prominenten Spot als Finale zu geben, ist da schon eine Aussage. Deswegen sollte man aber nicht erwarten, dass Vermin einer dieser betont kunstvollen Beiträge ist, wie man sie in diesem Genre inzwischen so oft findet. Regisseur und Co-Autor Sébastien Vaniček mag es bei seinem Langfilmdebüt lieber bodenständig und direkt. Dann und wann finden sich zwar schon Elemente, die über bloße Schreckensunterhaltung hinausgehen. So spielt die Geschichte in einem heruntergekommenen Wohnblock. Da gibt es Gewalt, Kriminalität – und eine brutale Polizei. Aber die damit verbundenen Themen schwingen nur etwas mit, ohne je zu deutlich zu werden.

Ein Mikrokosmos besonderer Menschen

Dafür wurde das Thema Freundschaft intensiver beackert. Etwas überflüssig ist der Part um Kaleb und Jordy, die als Jugendliche beste Freunde waren, sich dann aber verkracht haben. Die obligatorische Annäherung und Aussöhnung der beiden bringt der Geschichte nicht viel, ist auch zu schnell abgehandelt. Besser gelöst ist das mit dem schwierigen Verhältnis von Bruder und Schwester, da sich das harmonischer ins Szenario einfügt. Was Vaniček aber auf jeden Fall gut gelungen ist, wie er den Wohnblock als Mikrokosmos inszeniert. Der ist vollgestopft mit besonderen Figuren, darunter eine asiatische Hausmeisterin, die regelmäßig zur Szenendiebin wird. Bei Vermin hat man wirklich das Gefühl, inmitten von Leuten unterwegs zu sein, die sich gegenseitig manchmal das Leben zur Hölle machen, dabei aber eine ganz eigene Gemeinschaft bilden.

Das kommt auch dem Horrorpart zugute, der einem dadurch nähergeht, als es bei so manchen Kollegen der Fall ist. Hier darf man tatsächlich mitleiden, wenn es mal wieder jemanden erwischt hat. Und das kommt häufig vor: Dafür, dass das hier mit einer kleinen, unscheinbaren Spinne beginnt, ist der Body Count beachtlich. Dabei wird dann zwar kräftig geschummelt, wenn Vaniček und sein Co-Autor Florent Bernard dem Tier Fähigkeiten zusprechen, die es in der Realität nie haben könnte. Eigentlich ist es sogar ziemlicher Betrug. Aber es ist effektiv und hat jede Menge unterhaltsamer Szenen zur Folge. Zunächst ist die Spannung da noch auf überschaubarem Level, da das zu Beginn recht erwartbaren Bahnen folgt. Im weiteren Verlauf eskaliert das aber gewaltig, gegen Ende hin sind da Momente dabei, die auch bei Zuschauern und Zuschauerinnen Angstzustände auslösen kennen, die sonst weniger anfällig für Spinnen sind. Ob es bei Vermin zu einem Genreklassiker reichen wird, bleibt abzuwarten. Der Film ist zumindest aber eine schöne und sympathische Überraschung im Festivalalltag.

Credits

OT: „Vermines“
Land: Frankreich
Jahr: 2023
Regie: Sébastien Vaniček
Drehbuch: Florent Bernard, Sébastien Vaniček
Musik: Douglas Cavanna
Kamera: Alexandre Jamin
Besetzung: Théo Christine, Lisa Nyarko, Finnegan Oldfield, Jérôme Niel, Sofia Lesaffre

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Vermin
fazit
In „Vermin“ wird ein Wohnblock von einer Spinne terrorisiert, die ungeahnte Fähigkeiten hat. Das ist völlig überzogen, macht aber jede Menge Spaß, wird gegen Ende hin zudem gut spannend. Toll ist auch, wie der Block zu einem Mikrokosmos wird, der irgendwo zwischen Kriegszustand und Gemeinschaft wechselt, selbst wenn manche Stränge etwas unnötig hineingestopft wurden.
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