Skinamarink
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Skinamarink

Skinamarink
„Skinamarink“ // Deutschland-Start: 7. September 2023 (Kino) // 13. Oktober 2023 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Als der vierjährige Kevin (Lucas Paul) und seine zwei Jahre ältere Schwester Kaylee (Dali Rose Tetreault) mitten in der Nacht aufwachen, stellen sie entsetzt fest, dass ihr Vater verschwunden zu sein scheint. Zumindest antwortet er nicht auf ihr Rufen, lässt sich auch nicht blicken. Also beschließen sie, erst einmal unten beim Fernseher zu bleiben, wo sie sich Cartoons anschauen können. Doch die Nacht behält noch einige andere Überraschungen für sie bereit. Denn als sie noch einmal durchs Haus streifen, scheint sich dieses langsam zu verändern. Außerdem sind sie nicht allein …

Ein Horrorfilm, der zum Phänomen wurde

Skinamarink ist einer dieser Filme, über die man ganze Abhandlungen schreiben könnte. Oder auch nur zwei Sätze. Zwei kurze Sätze obendrein. Denn auf der einen Seite greift Regisseur und Drehbuchautor Kyle Edward Ball hierbei auf bekannte und bewährte Elemente zurück, wie man sie in vielen Genrevertreter vorfindet. Er appelliert auch an die Ängste, wie sie wohl in nahezu jedem Menschen schlummert. Und doch ist sein Werk nur wenig mit anderen Titeln zu vergleichen. Am häufigsten wird man in Texten zu dem Film wohl Referenzen an The Blair Witch Project finden. Nicht nur dass es hier Spielereien mit der Kamera gibt, inklusive ungewohnten Perspektiven. Der Film wurde zudem ebenfalls zu einem Phänomen, das viral ging, wenngleich nicht annähernd auf dem kommerziellen Niveau des Found-Footage-Klassikers.

Zu den bekannten Elementen zählt das Setting. Ein dunkles Haus, durch das wir mitten in der Nacht streifen und in dem wir unheimliche Beobachtungen machen? Sehr viel traditioneller geht es nicht. Da werden Erinnerungen an zeitlose Haunted-House-Werke wie Bis das Blut gefriert wach. Auch die kürzlich veröffentlichte Horrorkomödie Deadstream über einen Influencer, der sich in ein Spukhaus wagt, greift darauf zurück. Dazu kommen Elemente wie ein Flüstern, das die Kinder hören, oder auch Menschen, die plötzlich da sind, obwohl sie gar nicht da sein können. Das alles stammt aus der bewährten Trickkiste, Skinamarink unterscheidet sich da auf den ersten Blick gar nicht so sehr von dem, was man in zahlreichen anderen Filmen gesehen hat.

Die Welt als unheimlicher Ort

Dennoch ist das hier von Anfang an alles etwas anders. So verzichtet Ball beispielsweise auf eine Geschichte. Wo selbst seine einfallslosesten Kollegen und Kolleginnen noch so tun, als gäbe es einen narrativen Grund, warum geschieht, was geschieht, da gibt sich Skinamarink sehr minimalistisch. Man sieht auch die Hauptfiguren praktisch nie – und wenn, dann sind sie oft nur angeschnitten. Es ist nicht einmal so, dass da wahnsinnig viel Handlung wäre. Man sieht Teile der Wohnung, den flackernden Fernseher, herumliegende Spielzeuge. Das war es auch schon. Und selbst das „sehen“ muss man in Anführungszeichen setzen, da Bell alles sehr dunkel hält, weshalb da nicht immer viel zu erkennen ist. Einladend ist das nicht, weswegen es kein Wunder ist, dass die Reaktionen sehr gemischt sind. Es gibt nicht eben wenige Leute, die das hier für den schlechtesten oder zumindest langweiligsten Horrorfilm aller Zeiten halten.

Und doch ist er sehenswert, zumindest für ein Publikum, das offen ist für andere Seherfahrungen. So versucht Bell, das Gefühl auf die Leinwand zu projizieren, als Kind durch eine unheimliche und unverständliche Welt zu stolpern. Selbst vertraute Orte, die man jeden Tag sieht, können einem ganz seltsam erscheinen. Monster können überall lauern: im Schrank, unterm Bett, im Keller. Wie viel man von dem Film mitnimmt, hängt deshalb auch davon ab, wie sehr man sich in diese Position hineinversetzen kann und diesen experimentellen Weg mitgeht. Das Ergebnis ist eher verwirrend bis verstörend als nervenaufreibend. Außerdem ist Skinamarink zu lang, das Konzept trägt dann doch keine 100 Minuten. Aber es ist ein faszinierendes Erlebnis, das einen spüren lässt, wie sich die bekannte Welt in ein seltsames Abbild verwandelt, ein bisschen wie in Silent Hill. Wie es sich anfühlt, wenn einem nichts mehr Sicherheit gibt.

Credits

OT: „Skinamarink“
Land: Kanada
Jahr: 2022
Regie: Kyle Edward Ball
Drehbuch: Kyle Edward Ball
Kamera: Jamie McRae
Besetzung: Lucas Paul, Dali Rose Tetreault, Ross Paul, Jaime Hill

Bilder

Trailer

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Skinamarink
fazit
Kaum ein Horrorfilm dürfte in den letzten Jahren das Publikum mehr gespalten haben als „Skinamarink“. Wenn zwei kleine Kinder durch ihr sich seltsam veränderndes Zuhause stolpern, verwendet das bekannte Elemente und ist doch ganz anders. Die surreale bis verstörende Atmosphäre fasziniert. Herkömmliche Spannung sollte man in dem experimentellen No-Budget-Film aber nicht erwarten, da hier praktisch nichts geschieht und es auch keine wirkliche Geschichte gibt.
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