Broker – Familie gesucht
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Broker – Familie gesucht

„Broker – Familie gesucht“ // Deutschland-Start: 16. März 2023 (Kino) // 27. Juli 2023 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

In einer regnerischen Nacht gibt die junge Mutter So-young (Lee Ji-eun) ihr Kind an einer Babyklappe ab, mit einer Nachricht, dass sie es später wiederholen werde. Dabei hat sie jedoch die Rechnung ohne Sang-hyun (Song Kang-ho) und Dong-soo (Gang Dong-won) gemacht. Denn die verkaufen regelmäßig Babys an Paare, die selbst keine haben können. So-young ist darüber ziemlich wütend, schließt sich den beiden dann aber an, um ein Wörtchen bei der Vergabe mitzureden. Und so reisen die drei durchs Land, auf der Suche nach den passenden Eltern. Dabei ahnen sie nicht, dass zwei Polizistinnen (Doona Bae, Joo-young Lee) ihnen auf den Fersen sind und nur darauf warten, die beiden Kinderhändler auf frischer Tat zu ertappen …

Menschenhandel in der netten Variante

In den letzten Jahren ist Menschenhandel zu einem sehr beliebten Thema im Filmbereich geworden. Vor allem Thriller greifen darauf zurück und erzählen, wie skrupellose Leute andere versklaven, oft in Verbindung mit Prostitution. Auf den ersten Blick könnte auch Broker – Familie gesucht ein solcher Film sein. Nicht nur dass es hier zwei Männer gibt, die Kleinkinder verkaufen und auch Arbeit investieren, um die Spuren zu verwischen – da werden jedes Mal feinsäuberlich die Kameraaufnahmen gelöscht. Verfolgt werden sie zudem von zwei Polizistinnen, die ihnen durchs ganze Land folgen. Und als wäre das nicht schon genug, erfahren wir später noch von einer Leiche, die irgendwie in der Sache mit drin hängt. Das sind schon ziemlich viele Genreelemente.

Doch auch wenn sich die Beschreibung danach anhört, kehrt der japanische Regisseur und Drehbuchautor Hirokazu Koreeda nicht zum Krimigenre zurück, das er 2017 mit The Third Murder einmal ausprobierte. Stattdessen hat er mit Broker – Familie gesucht eine Tragikomödie vorgelegt, verbunden mit Roadmovie-Elementen. Von Anfang an sind die beiden Kindsräuber eher skurrile als bedrohliche Gestalten. Und auch wenn finanzielle Überlegungen eine Rolle spielen, sind sie doch fest davon überzeugt, dass sie den Kindern auf diese Weise helfen. Darüber kann man sich dann streiten, zumal sie den potenziellen Eltern nicht so sehr auf den Zahn fühlen. Böse sind sie aber nicht, so wie die ganzen Figuren hier eher ambivalent angelegt sind, mit ihren Makeln und traurigen Vorgeschichten.

Familienersatz als Crowdpleaser

Damit verbunden ist ein Thema, das man grundsätzlich mit Koreeda in Verbindung bringt: Familie. Immer wieder wendet sich der Japaner diesem in seinem Schaffen zu. Seine Spezialität sind dabei alternative Familienkonstrukte. In seinem preisgekrönten Drama Shoplifters – Familienbande erzählte er von mehreren Generationen, die sich zu einer Diebesbande zusammenfinden und dadurch zu einer Ersatzfamilie füreinander werden. Und auch bei Broker – Familie gesucht führt der Zufall Leute zusammen, die nach und nach zu einer echten Gemeinschaft heranwachsen. Wie es bei Roadmovies meist der Fall ist, ist dabei der Weg das Ziel. Zwar verfolgt die gemeinsame Reise eine Absicht, das Finden einer neuen Familie. Aber das ist dann doch eher ein Mittel zum Zweck, damit der Film sich auf den wilden Haufen konzentrieren kann.

Warum Koreeda hierfür seine Heimat hinter sich lässt und stattdessen nach Südkorea reist, wird nie klar. Man hätte die Geschichte genauso gut in Japan oder einem beliebigen anderen Land erzählen können. Aber das muss ja kein Nachteil sein. Die Tragikomödie, die 2022 um die Goldene Palme in Cannes konkurrierte, ist so universell, dass ein breites Publikum angesprochen wird. Hinzu kommt, dass Broker – Familie gesucht nirgends anecken möchte. Die familiäre Rundreise ist vielmehr ein Crowdpleaser, bei dem man es sich gemütlich machen kann und der einen zum Schluss etwas glücklicher wieder in die Welt da draußen entlässt. Das ist wieder schön geworden, ohne sich in Kitsch zu ertränken, woran auch das Ensemble seinen Anteil hat. Man verbringt einfach gern Zeit mit diesen Menschen, wie sie von einer komischen Situation in die nächste stolpern und dabei auch sich selbst finden.

Credits

OT: „Broker“
Land: Südkorea
Jahr: 2022
Regie: Hirokazu Koreeda
Drehbuch: Hirokazu Koreeda
Musik: Jae-il Jung
Kamera: Kyung-pyo Hong
Besetzung: Kang-ho Song, Dong-won Gang, Doona Bae, Ji-eun Lee, Joo-young Lee, Seung-soo Im, Ji-yong Park

Bilder

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Broker – Familie gesucht
fazit
„Broker – Familie gesucht“ ist ein typischer Film von Hirokazu Koreeda, wenn der sich mal wieder mit alternativen Familienkonstrukten beschäftigt. Das ist wie immer sehenswert: Es macht einfach Spaß, bei dieser Tragikomödie mit Roadmovie-Elementen den Figuren Gesellschaft zu leisten, wenn sie für ein Neugeborenes eine passende Familie suchen.
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