Jusqu'ici tout va bien Willkommen in der Nachbarschaft
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Willkommen in der Nachbarschaft

Jusqu'ici tout va bien Willkommen in der Nachbarschaft
„Willkommen in der Nachbarschaft“ // Deutschland-Start: 18. Juni 2021 (Video on Demand)

Inhalt / Kritik

Bislang war Fred Bartel (Gilles Lellouche), Inhaber einer Werbeagentur, eigentlich ganz zufrieden mit seinem Leben. Doch jetzt kommt es knüppeldick: Nach einer Steuerprüfung ist er gezwungen, mit der Arbeit und der Belegschaft umzuziehen. Konnten sie sich zuvor in einem begehrten Pariser Viertel um eine gehobene Kundschaft bemühen, heißt es sich nun, sich in einem Problemviertel mitten im Banlieue zurechtzufinden. Zu seinem Glück ist da aber noch Samy (Malik Bentalha), der selbst aus einem solchen stammt. Eigentlich hatte sich Fred schon darauf gefreut, den unliebsamen Mitarbeiter endlich loszuwerden. Doch nun ist er auf dessen Hilfe angewiesen, um in der neuen Welt zu überleben …

Humorvoller Blick auf die Problemviertel

In den letzten Jahren hat es eine ganze Reihe von Filmen gegeben, die sich mit dem Leben in den französischen Vorstädten auseinandersetzen. Oft sind die irgendwo zwischen Drama und Thriller angesiedelt, wenn wir in die sozialen Brennpunkte eintauchen. Die Welt, wie sie uns Die Wütenden – Les Misérables oder Athena vorführen, gleicht einem Pulverfass, bei dem es nicht viel braucht, um alles hochgehen zu lassen. Da treffen Kriminalität auf Rassismus und Perspektivlosigkeit zu einem explosiven Gemisch. Das ist alles sehr eindrucksvoll und spannend. Aber oft eben auch sehr ähnlich, da die jeweiligen Filmschaffenden ähnliche Schlüsse ziehen und Geschichten erzählen. Dass man sich auch ganz anders diesem Thema annähern kann, stellt Willkommen in der Nachbarschaft unter Beweis, wenn ein Werbefachmann gegen seinen Willen in einer solcher Banlieue landet.

Genauer wählt Regisseur und Co-Autor Mohamed Hamidi (Unterwegs mit Jacqueline) das Mittel des Humors. Von Anfang an nimmt der französische Filmschaffende das Thema nicht allzu ernst, sondern lädt das Publikum lieber dazu ein, damit gemeinsam Spaß zu haben. Zunächst bedeutet das in erster Linie Culture Clash, wenn bei der Konfrontation von Werbeagentur und Vorort wirklich zwei Welten aufeinanderprallen. In der Hinsicht ist die Grande Nation bekanntlich erfahren, viele Komödien setzen auf solche Konflikte zum Zwecke der Unterhaltung. Und damit dieser Konflikt möglichst groß wird, darf bei Willkommen in der Nachbarschaft gern überzogen werden. Klischees und Karikaturen sind bei Hamidi kein Manko, sondern Teil des Konzepts. Da darf und soll alles überzeichnet sein.

Eher harmlos und versöhnlich

Das ist nicht so bissig, wie es hätte sein können. Obwohl sich Auseinandersetzungen mit diesem Thema auch für eine Satire angeboten hätten, zieht es Hamidi versöhnlicher und netter vor. So gibt es in seinem Film niemanden, der wirklich böse ist. Selbst die diversen Figuren, die der Kriminalität nicht eben abgeneigt sind – und davon gibt es einige in Willkommen in der Nachbarschaft –, gehen kaum als Verbrecher durch. Das geht alles mehr in Richtung verschmitzter Gauner. Dadurch ist der Film mehr für ein Publikum gedacht, das ein bisschen Wohlfühlunterhaltung braucht. Selbst die Probleme, die hier immer wieder auftauchen, sei es in beruflicher oder zwischenmenschlicher Sicht, sind am Ende nicht so schlimm oder werden rasch aus dem Weg geräumt. Man muss nicht einmal viel dafür tun.

Das kann man dann als ganz angenehm empfinden – oder eben als banal bis belanglos. Viel zurück bleibt von diesem Culture-Clash-Abenteuer so oder so nicht. Grundsätzlich ist die Komödie zwar schon irgendwie sympathisch, woran das Ensemble seinen Anteil hat. Gerade die Paarung aus dem erfahrenen Darsteller Gilles Lellouche (Bac Nord – Bollwerk gegen das Verbrechen) und seinem jungen Kollegen Malik Bentalha (Pattaya) funktioniert gut. Man darf nur dabei weder die großen Lacher noch große Erkenntnisse erwarten. Bei beidem ist Willkommen in der Nachbarschaft eher bescheiden. Für einen netten Abend vorm Fernseher reicht das dann, wenn man gerade nichts Besseres zu tun hat. Wer größere Ansprüche als das hat, schaut sich lieber anderweitig um.

Credits

OT: „Jusqu’ici tout va bien“
Land: Frankreich
Jahr: 2019
Regie: Mohamed Hamidi
Drehbuch: Khaled Amara, Mohamed Hamidi, Michaël Souhaité
Musik: Ibrahim Maalouf
Kamera: Laurent Dailland
Besetzung: Gilles Lellouche, Malik Bentalha, Sabrina Ouazani, Camille Lou

Bilder

Trailer

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Willkommen in der Nachbarschaft
fazit
„Willkommen in der Nachbarschaft“ begleitet einen Werbefachmann, der mit seiner Agentur in ein Problemviertel ziehen muss und dabei an seine Grenzen stößt. Die Culture-Clash-Komödie ist schon ganz nett und irgendwie sympathisch, neigt in seiner harmlosen Versöhnlichkeit aber schon ziemlich zur Banalität. Viel zurück bleibt bei dieser Begegnung nicht.
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