Martha Liebermann Ein gestohlenes Leben TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
© ARD Degeto/Stanislav Honzík/Jan Prahl

Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben

Martha Liebermann Ein gestohlenes Leben TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
„Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben“ // Deutschland-Start: 10. Oktober 2022 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Berlin, 1943: Die mittlerweile 85-jährige Martha Liebermann (Thekla Carola Wied) hat in ihrem Leben eine Menge mitgemacht. Dass sie im hohen Alter noch einmal ihre Heimat verlassen soll, hätte sie sich dennoch nicht gedacht. Und doch bleibt der Jüdin nicht viel anderes übrig. Bislang ist ihr dieses Schicksal erspart geblieben, da ihr einige Jahre zuvor verstorbener Mann, der angesehene Maler Max Liebermann (Rüdiger Vogler), eine zu bekannte Persönlichkeit war. Aber dies scheint nun vorbei zu sein. Ihr bleibt entweder die Flucht ins Ausland oder die Deportation in ein Konzentrationslager. Und selbst wenn sich die Witwe entscheiden sollte, das Land zu verlassen, wäre dies mit hohen Kosten verbunden – und wahrscheinlich dem Verlust aller Bilder …

Das Porträt einer starken Frau

Auch wenn Thekla Carola Wied bereits in den 1960ern vor der Kamera stand, es war die Serie Ich heirate eine Familie in den 1980ern, welche sie zu einer der beliebtesten Schauspielerinnen Deutschlands werden ließ. Seither hat sie in unzähligen TV-Produktionen mitgespielt. So gehörte sie zuletzt zum Ensemble der Komödienreihe Familie Bundschuh, wo sie als biestige Großmutter noch einmal ihr humoristisches Talent unter Beweis stellen durfte. Doch damit ist Schluss, kürzlich ließ Wied verkünden, dass sie sich von der Schauspielerei zurückziehen wird. Zuvor erfüllte sie sich aber noch einmal einen Traum und war eine maßgebliche Kraft hinter dem ARD-Drama Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben, mit dem sie an die gleichnamige Witwe erinnern wollte.

Es ist nicht schwer zu erkennen, was die Schauspielerin an dem Stoff so reizvoll fand. Martha Liebermann, die schon als Frau des von den Nazis geschmähten jüdischen Malers Max Liebermann von der Verfolgung der Juden erfuhr, weigerte sich beharrlich, sich unterzuordnen. Die Bilder ihres Mannes waren ihr heilig, ebenso Berlin, das für sie Heimat bedeutete. Zugleich setzte sie sich für die Menschen ein: Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben beschreibt sie als starke, etwas starrsinnige und zugleich mitfühlende Person, der Loyalität sehr wichtig war. Obwohl es immer wieder einfache Auswege gegeben hätte, verweigerte sie sich ihnen. Sie ging ihren eigenen Weg, bis zum bitteren Ende.

Ein filmisches Abschiedsgeschenk

Regisseur Stefan Bühling (Im Abgrund) ist die Faszination für seine Protagonistin auch anzumerken. Zwar tummeln sich um sie herum noch eine Reihe weiterer Figuren mit zum Teil eigenen Geschichten. Aber sie sind dann doch eher Hintergrunddeko. Sie sind auch nicht übermäßig nuanciert gezeichnet. Abgesehen vielleicht von Luise Wagner (Lana Cooper), der Haushälterin der Liebermanns, fällt da niemand übermäßig durch einen Charakter auf. Und die wurde auch noch eigens für den Film erfunden. Beim Rest ist nicht viel zu holen. Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben konzentriert sich dann doch weitgehend auf die Hauptfigur. Die Adaption des Buches Dem Paradies so fern. Martha Liebermann von Sophia Mott ist zuallererst ein Porträt, mit einer deutlich idealisierenden Note.

Aber auch wenn das Drama, das vor der Ausstrahlung unter anderem auf dem Filmfest Hamburg 2022 lief, ein doch eher verengtes Bild aufzeigt, sehenswert ist dieses. Die stark kammerspielartige Anmutung, welche die Wohnung der Protagonistin zu ihrer Bühne macht, sorgt für eine beklemmende Stimmung. Zumindest ein Publikum, welches mit dem Schicksal der Hauptfigur nicht vertraut ist, darf hier bis zum Schluss zittern, ob diese dem Regime entkommen kann. Aber auch die Frage, was mit den Bildern geschieht, sorgt für kleineren Nervenkitzel. So oder so ist Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben ein gelungener Schlussstrich unter der Karriere von Thekla Carola Wieder, die sich und dem Publikum mit ihrer strengen und zugleich würdevollen Darstellung der Witwe ein schönes Abschiedsgeschenk gemacht hat.

Credits

OT: „Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Stefan Bühling
Drehbuch: Marco Rossi
Vorlage: Sophia Mott
Musik: Leonard Petersen
Kamera: Jan Prahl
Besetzung: Thekla Carola Wied, Lana Cooper, Franz Hartwig, Arnd Klawitter, Fritzi Haberlandt, Wanja Mues, Daniel Noël Fleischmann

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben
fazit
„Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben“ erinnert an die Ehefrau des Malers Max Liebermann, die im hohen Alter 1943 vor der Wahl stand: ins Ausland fliehen oder auf die Deportation warten. Die anderen Figuren werden etwas stiefmütterlich behandelt. Die Darstellung von Thekla Carola Wied als unnachgiebige Kunstliebhaberin und Humanistin machen das Drama aber sehenswert.
Leserwertung47 Bewertungen
4.5
7
von 10