Monstrous
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Monstrous

„Monstrous“ // Deutschland-Start: 2. September 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Laura (Christina Ricci) flieht mit ihrem siebenjährigen Sohn Cody (Santino Barnard) vor ihrem ehemaligen Ehemann. In Kalifornien zieht sie in ein abgelegenes Haus in der Nähe eines Sees. Gerade einem Ungeheuer entkommen, scheint aber bereits das nächste auf sie zu warten: Cody ist sicher, dass sich unter der Wasseroberfläche ein Monster verbirgt. Nicht nur das, es hat ihn angeblich auch in seinem Zimmer besucht … Laura sieht sich bald nicht mehr nur damit konfrontiert, dass Cody keinen Anschluss in der neuen Schule findet. Auch der neue Job als Tippse zehrt an ihr, zumal ständig die Angst im Nacken sitzt, ihr Ex könnte sie aufspüren und den beiden einen unwillkommenen Besuch abstatten. Richtig schlimm wird es allerdings erst, als Cody von dem unbekannten Wesen nur noch als schöne Dame aus dem See spricht und zu allem Übel auch noch übernatürlich Kräfte entwickelt zu haben scheint …

Gelungene Kameraarbeit

Kamerafrau Senda Bonnet hat zwar auch schon das ein oder andere größere Projekt fotografiert, etwa den Mystery-Thriller Chariot. Den Hauptteil ihrer Filmographie machen jedoch Kurzfilme aus. Damit ist sie in gewisser Weise die passende Person für den Job bei Monstrous, doch dazu später mehr. Hier geht es jetzt erst einmal rein um die Bildgestaltung, und diese ist in Monstrous über weite Teile ziemlich gelungen. Totalen, wenn sie angebracht sind. Close-ups, wenn sie nötig sind. Lange Einstellungen, wenn die Szenerie etabliert werden soll. Kurze, wenn das Geschehen davon profitiert. Mit anderen Worten: Die Kamerasprache wird in angemessener Art und Weise dazu verwendet, die Geschichte zu erzählen. Trotz des Lobs darf hier jetzt keine Oscar-Nominierung erwartet werden, dennoch gehört die Kameraarbeit positiv hervorgehoben. Bonnet versteht es, die Augen des Publikums an den Bildschirm zu fesseln, selbst wenn dieses vielleicht gar nicht unbedingt hinschauen möchte.

Damit sind zum einen die etwas gruseligeren Szenen gemeint, in welchen das ominöse Monster (stellenweise wortwörtlich) auftaucht. Zum anderem aber vor allem leider eben auch der Film an sich, welcher, wie später noch herauszuarbeiten sein wird, gravierende Schwächen hat und daher so manchen Zuschauer verprellen mag. Zunächst gibt es jedoch glücklicherweise noch mehr Positives über Monstrous zu sagen. Christina Ricci, welche aktuell wohl am ehesten für ihre Rolle in der Serie Yellowjackets, generell aber für die Verkörperung von Wednesday in Die Addams Family und Die Addams Family in verrückter Tradition aus den Jahren 1991 beziehungsweise 1993 bekannt ist, gibt die darstellerische Leistung betreffend eine wunderbare Protagonistin ab. Da sie durch das ihr zur Verfügung gestellte Material ziemlich limitiert wird, ist das noch eine umso beeindruckendere Errungenschaft. Darüber hinaus überzeugt Monstrous mit seinem Soundtrack und seiner Ausstattung, alles hier erinnert schön an die 1950er-Jahre, in welchen der Film zu spielen scheint.

Mäßiges Drehbuch

Mit dem Schauspieltalent Riccis kann leider nicht jeder in Monstrous mithalten. Eine Rückblende etwa, in welcher die junge Laura (Lola Grace) mit ihrer Großmutter spricht (Sally Elbert), ist schon ziemlich amateurhaft gespielt. Colleen Camp überzeugt zwar als weibliche Hälfte des Vermieterehepaares, ihre Rolle ist aber seltsam antagonistisch angelegt. So tritt sie Laura gegenüber von Anfang an ablehnend auf, ohne dass auch nur im Entferntesten ersichtlich wäre, woher diese Antipathie stammen könnte. Mit einer an den Kopf gehaltenen Waffe zur Spekulation darüber gezwungen, ihren Ursprung zu erklären, würde das Tippen auf eine nicht verwendete (oder gedrehte) Szene wohl die höchsten Überlebenschancen bieten (Haftung für Schäden, die aufgrund dieser Einschätzung entstehen, wird nicht übernommen). Das ist aber leider nicht das einzige Problem an der Geschichte. Und da kommen wir eben zum Grund, wieso der Film viele Zuschauer wohl bestenfalls enttäuscht zurücklassen wird.

Drehbuchautorin Carol Chrest legt nach über 20 Jahren Pause ihr zweites Skript vor und scheint es leider für deutlich cleverer zu halten, als es ist. Die Auflösung ist viel zu früh sonnenklar, was Monstrous wie einen in die Länge gezogenen Kurzfilm wirken lässt, wodurch die 90 Minuten Laufzeit langsamer zu vergehen scheinen als sie es in Wirklichkeit tun. Trotz Vorhersehbarkeit soll es hier keine Spoiler geben, weshalb die Story auch nicht minutiös auseinander genommen und nur auf Treu und Glaube versichert werden kann, dass Monstrous kaum Überraschungen bietet. Das einzige, was viele unvorbereitet treffen oder ratlos zurücklassen mag (da es tatsächlich Aufmerksamkeit erfordert, um es kommen zu sehen), ist ein sekundärer Twist, aber für Chrest und Regisseur Chris Sivertson wahrscheinlich die Hauptattraktion. Die funktioniert nur leider auch eher nicht. Es wirft zudem selbst dann viele Fragen und Konflikte mit dem Rest auf, wenn sie vorhergesehen oder zumindest hinterher verstanden wurde.

Credits

OT: „Monstrous“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Chris Sivertson
Drehbuch: Carol Chrest
Musik: Tim Rutili
Kamera: Senda Bonnet
Besetzung: Christina Ricci, Santino Barnard, Don Durrell, Colleen Camp, Sally Elbert, Lola Grace, Rachael Edlow

Bilder

Trailer

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Monstrous
fazit
Wer sich durch Kameraführung und Schauspiel nicht von einer schwachen Geschichte ablenken lässt, schaut in „Monstrous“ besser nicht rein. Alle anderen können einen Blick riskieren, und sei es nur der anfangs erwähnten Elemente wegen.
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von 10