Wrenn Schmid Interview For All Mankind Staffel 3
Wrenn Schmidt in der Serie "For All Mankind" (© Apple TV+)

Wrenn Schmidt [Interview]

Die US-Schauspielerin Wrenn Schmidt wurde durch wiederkehrende Rollen in den Serien Boardwalk Empire, The Americans und Person of Interest einem breiteren Publikum bekannt. Bei Apple TV+ ist sie seit 2019 in der gefeierten Raumfahrt-Serie For All Mankind in einer Hauptrolle zu sehen und verkörpert dort die NASA-Ingenieurin Margo Madison. Zum Start der dritten Staffel am 10. Juni 2022 haben wir mit ihr über ihre Figur, technischen Fortschritt und die Zukunft der Menschheit gesprochen.

Hallo, Wrenn! Danke für die Gelegenheit, mit dir zu sprechen und herzlichen Glückwunsch zu einer weiteren, spannenden Staffel von For All Mankind.

Danke!

Margo ist meine Lieblingsfigur in der Serie.

Jaaaa!! Ich liebe es, Margo zu spielen. Es macht so viel Spaß!

Bist du genauso ein Workaholic wie sie?

Nein. Ich weiß nicht… Außer dem Präsidenten der Vereinigten Staaten gibt es vielleicht keine Person, die ihren Job so sehr lebt und atmet wie Margo. Aber ich selbst habe eine bessere Work-Life-Balance.

Die Serie gibt uns nur wenige Einblicke in Margos Privatleben. Sie schläft sogar in ihrem Büro und zumindest für mich ist sie in gewisser Weise die mysteriöseste Figur der Serie. Warum hält sie deiner Meinung nach diese kühle Fassade aufrecht und lässt nur selten andere Personen nah an sich heran? Ist das der Preis dafür, über so lange Zeit so erfolgreich im Beruf zu sein, wie sie es ist?

Das ist eine wirklich gute Frage. Margos Karriere startete zu einer Zeit, in der es sehr einfach war, als Frau in der Berufswelt aus fast allen Gründen benachteiligt zu werden. Also war es für Margo sehr leicht, sich zu entscheiden, fast nichts von sich preiszugeben, denn dann musste sie sich keine Sorgen machen, dass irgendwann jemand etwas davon gegen sie verwendet. Wenn sie hart arbeitete, die Arbeit gut erledigte und stets eine der klügsten Personen im Raum war, dann würde sie hoffentlich weiter auf der Leiter nach oben steigen. Das ist also ein wichtiger Grund dafür, warum sie sich entscheidet, nicht viel von sich preiszugeben. Und es ist auch eine Gewohnheit, die man schwer ablegt.

Allerdings haben die Autoren in der dritten Staffel angefangen, ein wenig damit zu brechen. Margo hat nun ganz offen ein Schlafzimmer neben ihrem Büro, hat ein Klavier dort stehen und spielt es, wenn andere Leute anwesend sind. Ich sage den Autoren immer zum Scherz, dass ich es wirklich gernhätte, wenn sie mit Margo mal etwas ganz Neues machen und die Zuschauer sie etwas tun sehen, dass sie überhaupt nicht erwarten, wie zum Beispiel einen Stepptanzkurs zu besuchen. Jedes Jahr frage ich, „Wenn geht Margo zu ihren Tanzstunden?“ Ich finde es interessant, dass wir nur Stück für Stück mehr über sie erfahren. Die Szenen in denen sie alleine, ganz für sich selbst ist, sind für mich beim Drehen oft die liebsten, weil ich sie am interessantesten finde.

Aus irgendeinem Grund bin ich besessen von Margos Brille.

Oh ja, die ist toll.

Ich finde, sie ist eines der Hauptelemente, wenn es um das Aussehen der Figur geht. Vielleicht liege ich falsch, aber ich sehe die Brille als so eine Art Schild, mit dem Margo sich vor der Außenwelt schützt oder sich dahinter versteckt. Kannst du das nachvollziehen? Wie wichtig ist dir das Aussehen deiner Figur im Allgemeinen, wenn es darum geht, sie zum Leben zu erwecken?

Das ist noch eine wirklich interessante Frage. Ich bin mir nicht sicher, ob die Brille ein Schutzschild ist. Für mich war sie immer einfach nur ein interessantes Element, mit dem ich schon in der ersten Staffel spielen konnte. In der zweiten Staffel empfand ich es dann als logische Weiterentwicklung. Schließlich war Margo da in ihren frühen Vierzigern, wo ja viele Leute nicht nur eine Lesebrille brauchen, sondern dauerhaft eine Brille tragen müssen. Was die Brille betrifft, war das für mich also eine natürliche Weiterentwicklung.

Sowohl Margos Frisur, als auch wie sie sich anzieht und die Brille sind für mich in jeder Staffel sehr wichtige Elemente, aus denen die Figur entsteht. Und in der dritten Staffel war das Wichtigste für mich, mir die Haare schneiden zu lassen, weil ich keine Perücke tragen wollte. Außerdem habe ich Nachforschungen über Frauen betrieben, die in besonderen Führungspositionen tätig waren, als das noch etwas wirklich Ungewöhnliches war, und fast alle von ihnen hatten kurze Haare. Also dachte ich mir, das ergibt Sinn – Margo ist macht da nicht viel Aufhebens, also will ich mir die Haare schneiden lassen. Ich habe mich mit dem Studio, Apple und unseren kreativen Köpfen darüber beraten und war sehr froh, als wir das dann umsetzen konnten.

Stimmt es, dass du einen Abschluss in Geschichte hast?

Ja, den habe ich. Es ist seltsam… für einen so großen Teil meines Lebens und meiner Karriere war es eine riesige Hilfe, diesen Hintergrund zu haben.

Was glaubst du, kann uns alternative Geschichte wie For All Mankind beibringen? Sind solche Geschichten einfach nur unterhaltsam anzuschauen oder bieten sie irgendwelche nützlichen Einblicke in die Fragen danach, wo die Menschheit herkommt und wo es mit uns hingeht?

Ich glaube auf jeden Fall, dass es zum Teil einfach nur Unterhaltung ist. Das ist auch wirklich wichtig und war ganz besonders wichtig zu Beginn der Pandemie als die Leute eine Flucht aus dem Alltag brauchten. In einem früheren Interview erwähnte jemand, das Besondere an unserer Serie sei, dass sie Frauen in Führungspositionen zeigt… sie sind die Entscheidungsträgerinnen. Ich will nicht einmal „Führungspositionen“ sagen – die Frauen sind die Entscheidungsträgerinnen und in unserer Serie wirkt das nicht außergewöhnlich, sondern ganz normal. Ich würde sehr gerne in einer Welt leben, wo das die Norm ist. Ich glaube, wir sind auch langsam auf dem Weg dahin, aber ich würde die Dinge gerne wie in For All Mankind beschleunigen. Ein paar Jahrzehnte nach vorne springen. Denn ich glaube, es gibt einige wirklich außergewöhnliche Leute da draußen, die ganz einfach nicht die Möglichkeiten bekommen, die ihnen zur Verfügung stünden, wenn es einfach nur nach ihrer Leistung ginge. Das gehört meiner Meinung nach zu den interessanten Aspekten unserer Serie.

Was ich auch sehr mag, sind die Fragen über die Vor- und Nachteile von Technik, die die neue Staffel aufwirft. Ein Vorteil ist die saubere Energiegewinnung, ein Nachteil die Frage, was man mit all den Leuten anfangen soll, die bisher in den Industrien gearbeitet haben, die nun obsolet geworden sind. Was den Fortschritt angeht, geht es in meinen Augen immer zwei oder drei Schritte vorwärts und einen oder zwei Schritte zurück. Es ist interessant, wie unsere Serie das widerspiegelt.

Gibt es denn irgendeinen technologischen oder wissenschaftlichen Durchbruch, den du noch gerne miterleben würdest? In der Serie existieren ja Technologie und Raumfahrt, wie wir sie in der realen Welt noch nicht haben. Aber gibt es etwas Bestimmtes, dass du noch gerne Realität werden sehen würdest – ganz egal ob es in der Serie vorkommt oder nicht?

Ich würde mir wirklich wünschen, dass wir alle zu hundert Prozent auf saubere, ökologische Energien umsteigen könnte und gleichzeitig einen Weg finden könnten, diejenigen zu unterstützen, die ihren Lebensunterhalt mit fossilen Brennstoffen verdient haben. Ich würde mir wünschen, dass alle Länder einen Weg finden, diesen Menschen zu helfen, sie in anderen Berufen ausbilden und einen Weg für sie finden, sich produktiv zu fühlen und ihren Lebensunterhalt auf eine Weise zu verdienen, die sie befriedigt, während wir so gleichzeitig die Menschheit retten. Denn im Moment habe ich das Gefühl, dass wir geradewegs auf die Klimaapokalypse zusteuern.

Die Pandemie hat uns allen gezeigt, was möglich ist, wenn Wissenschaftler und Leute, denen es ums Entdecken geht, wirklich unter Druck gesetzt werden. Die kurze Zeit, bis wir einen Impfstoff hatten, ist wirklich Wahnsinn, wenn man darüber nachdenkt. Ich glaube, wenn alle Länder sich vornehmen würden, den Klimawandel in den Griff zu bekommen und sich mit aller Macht dafür einsetzen würden, genau wie das bei der Erschaffung eines Impfstoffs der Fall war, weil nur so die Lockdowns überall auf der Welt beendet werden konnten, dann wäre das wirklich wunderbar. Momentan habe ich das Gefühl, dass das Streben nach finanziellem Profit dem eine Grenze setzt. Ich würde mir also sehr wünschen, dass sich das ändert und so schnell wie möglich Realität wird.

Dieses Jahr werden wir dich in Jordan Peeles Nope auch auf der großen Leinwand sehen. Wie war es, mit ihm zu arbeiten?

Das hat so viel Spaß gemacht und war eine der besten Zusammenarbeiten, die ich je hatte. Er ist so ein interessanter Regisseur. Er versteht die Geschichte, aber gibt den Schauspielern, mit denen er arbeitet, Raum zu spielen. Die Arbeit mit ihm war so eine fantastische, wunderbare Zeit und ich hatte großes Glück, dass unsere großzügigen Produzenten von For All Mankind Raum im Drehplan gemacht hatten, damit ich für vier oder fünf Tage zu den Dreharbeiten von Nope abhauen konnte. Das war eine Zusammenarbeit zwischen Apple TV+, Sony, unseren Produzenten und den Produzenten von Nope. Es hat so viel Spaß gemacht! Ich kann gar nicht abwarten, den Film zu sehen! Ich habe noch nichts davon gesehen!

Du hast noch gar nichts davon gesehen? Ich bin auch schon sehr gespannt darauf, genauso wie auf zukünftige Folgen und Staffeln von For All Mankind. Noch einmal herzlichen Glückwunsch zur neuen Staffel!

Vielen, vielen Dank!

Vielen Dank für das Gespräch.



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