Woid

Inhalt / Kritik

In Woid nimmt uns die deutsche Dokumentarfilmerin Verena Wagner mit in die Tiefen des Bayerischen Walds. Doch was bedeutet Wald überhaupt und worin liegt seine Stärke, wenn es so viele Meditationsvideos gibt, in denen die Geräuschkulisse des Waldes festgehalten wird? In 40 Minuten, die kommentarlos präsentiert werden, wird ein Versuch unternommen, eben jene Magie festzuhalten.

Der Einklang von Stille und Bewegung

Schaut man von weitem in die Tiefe des Waldes, tut sich nicht viel. Wagner packt jedoch die Lupe aus und zeigt Gräserlandschaften voller Leben. Hier ist alles in Bewegung bei den kleinen krabbligen Bewohnern. Die ruhige Atmosphäre währt jedoch nicht lang, da keine fünf Minuten später Kettensägen und Baumfällermaschinen erklingen und bis zum Anschlag dröhnen. Fort ist die idyllische Atmosphäre. Mit einem dezenten Soundtrack unterlegt und ästhetisch aneinander geschnitten, funktionieren solche Naturproduktionen aber meist nur bedingt – besonders wenn die Stille von einer Sekunde auf die andere verpufft, wenn ein rascher Schnitt zu einem schnell dahinfließenden Bach erfolgt. Dies reißt einem zwar ein wenig aus dem „Flow“, obgleich man sich im selben Atemzug fragt, wie die Alternative aussehen würde. Zwei Stunden ungeschnittenes Material würde auf der anderen Seite schließlich wieder andere Probleme mit sich bringen.

Audiovisuelle Spitzenqualität

Die soundtechnische Spitzenqualität fällt dabei besonders auf, die schon fast den Eindruck eines 360 Grad Spektrums hinterlässt und an sogenannte ASMR-Videos erinnert. Dadurch fühlt man sich ziemlich schnell als unmittelbarer Bewohner des Waldes, wodurch man umso stärker aus der ruhigen Atmosphäre gerissen wird, wenn die lauten Geräusche des Manschens ertönen.

Da der Anspruch von Wagner in der cineastischen Nachahmung oder Portraitierung des Waldes bestand, stellt man jedoch schnell fest: Wald bedeutet mehr als nur hübsche Bilder und hervorragende Soundkulisse. Das Kino hat also ganz klar viel zu bieten, jedoch fehlt da etwas, das man (noch) nicht auf die Leinwand zaubern kann – die Gefühlsempfindungen aller Sinne.

Dadurch, dass man sich dessen bewusst ist, dass man sich im Kino befindet, ist dies aber auch rein kognitiv völlig anders. Hier achtet man auf die Bilder, den Schnitt und die Klänge und ob diese sich echt anfühlen. Dies ist natürlich ganz anders, wenn man sich direkt in einem Wald befindet. Die Frage, ob man die Magie des Waldes cineastisch so gefühlsecht wie möglich festhalten kann, stellt sich daher nicht wirklich. Wagners Film ist damit ein gelungenes Experiment, welches jedoch recht schnell abgefrühstückt ist. Für Naturfans ist dies aber definitiv ein Must-See.

Credits

OT: „Woid“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Verena Wagner
Drehbuch: Verena Wagner
Musik: Alex Vičar
Kamera: Felix Press

Bilder



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Woid
Fazit
Kann das einzigartige Gefühl von idyllischer Atmosphäre im Bayerischen Wald auf der Leinwand, im Kino entstehen? Genau diese Frage beschäftigte Verena Wagner, die mit "Woid" ein dokumentarisches Experiment wagt.
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5.6