Endlich unendlich
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Endlich unendlich

Endlich unendlich
„Endlich unendlich“ // Deutschland-Start: 16. Juni 2022 (Kino)

Inhalt / Kritik

Im Zeitalter von Kryokonservierungen, das heißt dem Einfrieren menschlicher Körper, mit dem Ziel diese in der Zukunft wiederzubeleben, und vielen neuen technologischen Möglichkeiten, steht die Menschheit augenscheinlich an der Schwelle eines neuen Zeitalters. Mit seinem Werk Endlich unendlich hält der österreichische Dokumentarfilmer Stephan Bergmann (Die letzten Gigolos) nicht nur den aktuellen Forschungsstand fest, sondern auch den generellen Umgang mit dem Tod. Im Gespräch mit Wissenschaftlern und visionären Unternehmern werden so medizinische als auch soziale und ethische Fragen zur Verlängerung des Lebens diskutiert.

Der Umgang mit dem Tod

Das Thema der Altersverlängerung und dem Drang nach Unsterblichkeit ist schon lange keine Fiktion mehr, sondern wird Jahr für Jahr immer bedeutungsvoller. Wenig verwunderlich entstehen so die unterschiedlichsten Filmproduktionen, in denen sich mit diesem Thema künstlerisch (Darren Aronofskys The Fountain oder Mr. Nobody von Jaco Van Dormael) als auch dokumentarisch (Eingefroren: Hoffnung auf ein zweites Leben oder The Immortalists) intensiv auseinandergesetzt wird. Endlich unendlich, mit dem Untertitel  „Der Traum vom ewigen Leben“ reiht sich so in die Reihe dieser Filme ein, in denen die enormen wissenschaftlichen Sprünge festgehalten werden. Wie in The Fountain, so heißt es auch hier „Death is a disease“ – der Tod ist eine Krankheit, welche geheilt werden muss. Mit Hochdruck arbeiten so die unterschiedlichsten Unternehmen schon Jahrelang an Lösungsmethoden, um das Leben zu verlängern. Bergmann geht dabei auf eine Vielzahl möglicher Optionen ein, angefangen von Stammzellentherapie, bis hin zu genetischen Modifikationen und portraitiert auch die „Alcor Life Extension Foundation“, um viele Menschen, die sich mit dem Thema auseinandersetzten, zu Wort kommen zu lassen.

Der richtige Zeitpunkt?

Neben den ganzen medizinischen Fragen werden darüber hinaus aber auch soziale und ethische Punkte aufgegriffen, die sich womöglich als noch relevanter erweisen. Bergmann fragt in der Hinsicht beispielsweise „Wenn sie erfahren, dass ihr Kind Leukämie hat, eine Heilmethode jedoch eine Million Euro kostet, was machen Sie dann?“ wodurch bedeutende gesellschaftliche Fragen auf die Goldwaage gelegt werden. Somit stellt sich schnell eine Fragestellung ein, die sich wie ein roter Faden durch die Dokumentation zieht: Ist die Welt für einen darart großen Schritt bezüglich der Altersumkehrung überhaupt schon bereit? Da häufiger Menschen zur Sprache kommen, die eine gewisse Silicon-Valley-Mentalität ausstrahlen, überwiegt jedoch ein kleiner Konsens. „Definitiv“ meinen diese Leute, die sich selbst als Grinder bezeichnen und sich als Versuchskaninchen freiwillig melden, um diese Technologien voranzubringen und, wie sie es selbst sagen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Durch diese leichte Unausgewogenheit stellt sich jedoch ein ungutes Gefühl in der Magengegend ein, da die Risiken und Schattenseiten sowie die Frage, was dies mit dem Menschen und der Welt macht, eher in den Hintergrund treten.

Transhumanismus im Trend

Schnell erhält man so den Eindruck, dass die nächsten Jahrzehnte enorm spannend werden, auch aufgrund neuronaler Schnittstellen, Bewusstseinsübertragung in Clouds und die Verbindung von Künstlicher Intelligenz mit dem menschlichen Körper, die Bergman ebenso aufgreift. Da es sich um die Themen der Gegenwart handeln und viele Menschen auf diesen Zug aufspringen, inklusive Lena Leonhardt, die im Gespräch einmal erwähnte, dass ihre nächste Produktion ebenso dieses Thema umfassen wird, erweckt es den Eindruck, dass uns eine Zeit voller Umbrüche bevorsteht. Dadurch, dass man – wenn man sich nicht gerade in dieser Materie befindet – die bedeutenden neuen Befunde und technischen Möglichkeiten aber oftmals nicht wirklich mitbekommt, eignen sich Filme wie Endlich unendlich sehr gut, um einen groben Einblick zu erhalten, wie es um den aktuellen Stand bestellt ist. Bergmanns Produktion ist damit ein gelungenes und spannendes Werk, welches mehrdimensional auf die Dinge blickt, bei der Ausgewogenheit, wie bereits erwähnt, jedoch ein wenig strauchelt. Mehr Ärzte und möglicherweise auch Menschen, die mehr die Risiken und Schattenseiten eines unendlichen Lebens sehen, hätten vor dem Hintergrund nicht geschadet.

Credits

OT: „Endlich unendlich“
Land: Deutschland, Österreich
Jahr: 2021
Regie: Stephan Bergmann
Drehbuch: Stephan Bergmann
Musik: Bernhard Fleischmann
Kamera: Janis Mazuch

Bilder

Trailer

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Endlich unendlich
Fazit
Schon lange gibt es dem Traum vom unendlichen Leben. Wie weit entfernt ist die Wissenschaft jedoch an diesem menschlichen Drang? Genau dieser Frage geht der österreichische Dokumentarfilmer Stephan Bergmann in "Endlich unendlich" auf die Spur.
Leserwertung6 Bewertungen
8.4