Der Zürich-Krimi: Borchert und der verlorene Sohn Das Erste ARD TV Fernsehen
© ARD Degeto/Roland Suso Richter

Der Zürich-Krimi: Borchert und der verlorene Sohn

Inhalt / Kritik

Der Zürich-Krimi: Borchert und der verlorene Sohn Das Erste ARD TV Fernsehen
„Der Zürich-Krimi: Borchert und der verlorene Sohn“ // Deutschland-Start: 30. Dezember 2021 (Das Erste) // 2. Juni 2022 (DVD)

Eigentlich wollte der Anwalt Thomas Borchert (Christian Kohlund) seinem alten Freund Antonius Bildermann (Uwe Kockisch) nur dabei helfen, einen Ehevertrag mit der deutlich jüngeren Mira (Idil Üner) aufzusetzen. Das ist schwierig genug, hält der Rest der Familie doch nicht sonderlich viel von der Neuen, der sie reine Geldgier unterstellen. Aber es kommt noch schwieriger: Thomas’ Sohn Julian (Johannes Meister) wird entführt, das geforderte Lösegeld könnte das Unternehmen und die Bildermanns in den Ruin treiben. Doch für Antonius steht fest, dass er dennoch das Geld auftreiben wird, koste es, was es wolle. Dafür nimmt er auch in Kauf, dass Julian und seinem Bruder Florian (Oskar Belton) nichts mehr bleibt. Borchert erklärt sich zudem bereit, die Übergabe des Geldes zu übernehmen – sehr zum Missfallen von Hauptmann Marco Furrer (Pierre Kiwitt). Denn dem kommt das alles von Anfang an seltsam vor …

Der alte Hund schnüffelt wieder

Es müssen in Krimis nicht immer vor Kraft strotzende Polizisten sein, die sich mit den Schurken irgendwelche Verfolgungsjagden liefern. Das zumindest beweist die ARD-Reihe Der Zürich-Krimi, bei der ein Anwalt jenseits der 70 regelmäßig Verbrecher überführt, ohne sich groß anstrengen zu müssen. An Selbstbewusstsein mangelt es ihm nicht. In Borchert und der verlorene Sohn, dem 13. Teil der Reihe, fährt er unentwegt andere Leute an, lässt sich nicht einmal von bewaffneten Gangstern einschüchtern. Das mag man nicht so wirklich glaubwürdig finden. Erfolg hat er damit trotzdem, sowohl innerhalb der Filme wie auch dem wahren Leben. Sechs bis sieben Millionen Menschen schalten regelmäßig ein, wenn der knurrende Sonderling durch die Gegend trottet und dabei über irgendwelche Leichen stolpert.

Manchmal können diese Filme auch ganz spaßig sein. Borchert und der Mord im Taxi etwa war Anfang des Jahres eine atmosphärische Mischung aus Krimi und Enthüllungsthriller. Doch schon das darauffolgende Borchert und die Zeit zu sterben war eine ziemliche Enttäuschung. Das lag weniger an der Hauptfigur, die weiterhin stoisch ihr Ding durchzog. Vielmehr war das Drehbuch, verbunden mit den schauspielerischen Leistungen, eine Zumutung. Bei Der Zürich-Krimi: Borchert und der verlorene Sohn setzt sich der Abwärtstrend fort. Der Film ist innerhalb des oft ohnehin eher mäßigen TV-Krimi-Segments einer der schlechtesten Genrebeiträge der letzten Zeit. Er ist sogar so schlecht, dass die eigene Laune sich der von Borchert anpasst.

Eine unerwartete Qual

Dabei muss man Drehbuchautor Rainer Ruppert zugutehalten, dass seine Geschichte nicht den erwarteten Verlauf nimmt. Ein Krimi, der damit beginnt, dass ein reiches Familienoberhaupt sich vertraglich mit einer deutlich Jüngeren bindet? Da erwartet man eigentlich, dass kurze Zeit später entweder das besagte Oberhaupt oder die vermeintliche Erbschleicherin das Zeitliche segnet. Stattdessen geht es in Der Zürich-Krimi: Borchert und der verlorene Sohn mit der Entführung weiter. Und selbst diese läuft nicht so ab wie erwartet. Hier wird eben nicht 90 Minuten lang gezittert, ob der Entführte freikommt. Stattdessen geht es 90 Minuten lang darum: Wer steckt dahinter? Ist es ein Fremder? Jemand aus der Familie? War es das Opfer vielleicht sogar selbst?

Das Problem dabei ist jedoch: Nur weil ein Film Fragen aufwirft, ist er deshalb noch nicht spannend. Tatsächlich ist Der Zürich-Krimi: Borchert und der verlorene Sohn sogar eine ziemliche Schlaftablette, bei der weder etwas Interessantes geschieht noch etwas Interessantes gesagt wird. Man kann nicht einmal wirklich mitraten, da ein entscheidender Hinweis erst spät kommt und rein zufällig entdeckt wird. Die restliche Zeit läuft nach dem Prinzip ab: Borchert setzt sich für Julian ein, die anderen zweifeln. Er war es! Nein, war er nicht! Doch! Nee! Abwechslungsreich ist das nicht gerade, es ist zudem völlig unglaubwürdig konstruiert. Zusammen mit den zum Teil peinlichen Dialogen oder missglückten Szenen wie der von der Lösegeldübergabe wird die Suche nach dem Täter recht schnell zur Qual. Borchert selbst mag sich wie ein Ermittler aus einem klassischen Film Noir aufführen, von einem zeitlosen Vergnügen kann hier aber keine Rede sein.

Credits

OT: „Der Zürich-Krimi: Borchert und der verlorene Sohn“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Roland Suso Richter
Drehbuch: Rainer Ruppert
Musik: Michael Klaukien
Kamera: Max Knauer
Besetzung: Christian Kohlund, Ina Paule Klink, Pierre Kiwitt, Uwe Kockisch, Johannes Meister, Oskar Belton, Kirsten Block, Idil Üner, Götz Otto

Bilder

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Der Zürich-Krimi: Borchert und der verlorene Sohn
Fazit
„Der Zürich-Krimi: Borchert und der verlorene Sohn“ geht etwas unerwartete Wege, wenn der Streit ums Erbe zu einer Entführung führt. Das hängt aber mehr damit zusammen, dass die Geschichte völlig unglaubwürdig konstruiert ist. Da zudem jede Spannung fehlt, wird die Suche nach dem Täter schnell zu einer Qual.
Leserwertung11 Bewertungen
4.6
3
von 10