Apartment 212 Gnaw
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Apartment 212

Inhalt / Kritik

Apartment 212
„Apartment 212“ // Deutschland-Start: 13. September 2019 (Blu-ray)

Eigentlich hatte sich Jennifer (Penelope Mitchell) auf die Wohnung gefreut. Endlich wieder auf eigenen Füßen stehen, unabhängig sein von Boyd (Chris Johnson), der sie viel zu lange misshandelt hat. Sie wollte noch einmal völlig von vorne anfangen. Sicher, die Leute in dem Wohnkomplex sind etwas gewöhnungsbedürftig. Abgesehen von Hausmeister Terry (Kyle Glass) sind sie alle irgendwie grauenvoll. Aber davon lässt sie sich nicht entmutigen. Womit sie schon mehr Probleme hat: Sie hört nachts eine Frau weinen, wieder und wieder und wieder. Als sie endlich herausfindet, um wen es sich handelt, ist es bereits zu spät. Ihre Hoffnung, nun endlich Ruhe zu finden, zerschlägt sich jedoch bald, denn plötzlich scheint Ungeziefer in ihrer Wohnung zu sein, welches ihr den Schlaf raubt …

Das neue Heim, dein Alptraum

Es gehört zu den immer wieder gern verwendeten Motiven des Horrorgenres: Jemand zieht um und muss dann feststellen, dass in dem neuen Zuhause etwas nicht stimmt. Klassischerweise handelt es sich dabei um sehr alte Gebäude mit einer langen Vorgeschichte, die sehr abgelegen auf ihre Opfer warten, traditioneller Haunted House Horror à la Bis das Blut gefriert. In den letzten Jahren gab es aber auch eine Reihe von Beispielen, dass das Grauen mitten in der Stadt stattfinden kann. Der Schrecken von etwa Malasaña 32 – Haus des Bösen liegt gerade auch darin, dass Alltag und Alptraum so eng beieinander liegen. Während drumherum alles normal weiterläuft, geschehen lauter eigenartige Dinge, für die es keine Erklärung gibt.

Zumindest anfangs sieht es so aus, als wäre Apartment 212 ein weiteres Beispiel für dieses Horror-Subgenre. Da ist die neue Umgebung, da sind die seltsamen Leute, bei denen klar ist, dass etwas nicht stimmt. Vor allem ist da aber dieses Weinen, das nicht eindeutig zuzuordnen ist und das auf eine finstere Geschichte verweist. Zunächst bleibt dabei offen, ob das Weinen real oder eingebildet ist, da sich ansonsten niemand daran zu stören scheint. Hinzu kommt, dass Jennifer in ihrer Beziehung misshandelt wurde. Da ist es durchaus möglich, dass sich die eigenen Erfahrungen in der Wahrnehmung niederschlagen. Das Genre spielt bekanntlich gern mit der Frage, ob da etwas echt oder nur eingebildet ist. Während der Protagonist bzw. die Protagonistin zunehmend in den Abgrund schlittert, werden sie vom Umfeld für verrückt gehalten.

Wenig Mystery, noch weniger Spannung

Grundsätzlich ist das hier genauso. Allerdings verrät Regisseur und Co-Autor Haylar Garcia recht früh, womit der Alptraum zusammenhängt. Der Mystery-Faktor, der ansonsten fester Bestandteil solcher Geschichten ist, hält sich damit eher in Grenzen. Aber auch im Hinblick auf die Spannung hat Apartment 212 nicht unbedingt Vorbildcharakter. Das anfängliche Weinen sorgt zwar für eine gewisse beklemmende Atmosphäre. Das Gefühl von Bedrohung will sich aber nicht einstellen. Stattdessen sehen wir Jennifer dabei zu, wie sie eigentlich nicht wirklich etwas tut. Die Freundschaft zu Terry ist schon irgendwie charmant. Sie ist aber ebenso ohne Konsequenz wie die traumatische Vorgeschichte von Jennifer. Überhaupt darf man sich hier immer wieder fragen: Und was genau soll das Ganze?

Immerhin, die Auflösung fällt überraschend aus. Nur darf man geteilter Ansicht sein, ob diese Überraschung nun gelungen ist oder nicht. Apartment 212 geht dann eher in eine komische Richtung, bei der man sich nicht ganz sicher ist, ob das jetzt so gemeint war oder nicht. Wäre der ganze Film in diesem Stil gewesen, hätte das amüsant sein können. So aber bleibt ein Film, der nichts wirklich konsequent macht und dadurch kaum Eindruck hinterlässt. Die schauspielerischen Leistungen gehen dabei durchaus in Ordnung, die genreerfahrene Penelope Mitchell (Becoming – Das Böse in ihm, Look Away) darf hier mal eine richtig kaputte Fassung von sich zeigen. Aber das ist eben nicht genug, um einen Film zusammenzuhalten, der nichts Halbes und nichts Ganzes ist.

Credits

OT: „Gnaw“
Land: Spanien, USA
Jahr: 2017
Regie: Haylar Garcia
Drehbuch: Haylar Garcia, Jim Brennan, Kathryn Gould
Musik: Mario Grigorov
Kamera: Antón Fresco
Besetzung: Penelope Mitchell, Kyle Gass, Chris Johnson, Sally Kirkland

Trailer

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Eine junge Frau zieht in eine neue Wohnung und macht bald eigenartige Erfahrungen. „Apartment 212“ wirkt anfangs wie ein klassischer Haunted House Horror, verliert anschließend aber seinen Fokus. Spannend ist der Film nicht, zum Ende hin wird es auf eine irritierende Weise komisch.
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