Die Katze und der Kanarienvogel The Cat and the Canary

Die Katze und der Kanarienvogel

Inhalt / Kritik

Die Katze und der Kanarienvogel The Cat and the Canary
„Die Katze und der Kanarienvogel“ // Deutschland-Start: 19. Dezember 2002 (DVD)

Zwanzig Jahre ist Cyrus West (Wilfred Hyde-White) mittlerweile schon tot, da wird es doch höchste Zeit, endlich einmal die Sache mit dem Erbe zu klären. Das lassen sich seine letzten lebenden Verwandten nicht zweimal sagen: Annabelle West (Carol Lynley), Harry Blythe (Daniel Massey), Susan Sillsby (Honor Blackman), Charlie Wilder (Peter McEnery), Paul Jones (Michael Callan) und Cicily Young (Olivia Hussey). Und so sind sie alle zum abgelegenen Landhaus gekommen, alle in der Hoffnung, das Vermögen des Alten zu bekommen. Doch wer wird es am Ende sein? Zu dem Zweck hatte der ebenso vermögende wie exzentrische Eigenbrötler noch zu Lebzeiten ein Video gedreht, in dem er seinen letzten Willen verkündet. Und das ist nicht das einzige, was an diesem Abend für Aufregung sorgen wird. Denn da ist auch noch der irre Mörder, der sich für eine Katze hält und aus dem nahegelegenen Sanatorium ausgebrochen sein soll …

Ein Mord mit Tradition

Eine gute Geschichte kann auch mehrfach erzählt werden. Und die von John Willard ist es sicherlich. Ein halbes Dutzend mal wurde sein Theaterstück The Cat and the Canary seit seinem Debüt am Broadway 1922 verfilmt. Eine der bekannteren Versionen ist die britische Die Katze und der Kanarienvogel aus dem Jahr 1978. Der grundsätzliche Inhalt ist dabei natürlich gleich geblieben. Jedes Mal dreht es sich darum, dass ein reicher alter Mann sein Vermögen vererben will, was naturgemäß zu gewissen Spannungen bei den sonstigen Familienmitgliedern führt. Blut mag dicker als Wasser sein, wie es so schön heißt. Aber wenn es darum geht, wer in Zukunft in einer Luxusvilla leben darf, mitsamt Bediensteten und einem wertvollen Schmuckstück, da hört dann auch die größte Familienzusammengehörigkeit auf.

Nicht dass die hier übermäßig ausgeprägt wäre. Noch bevor die eigentliche Geschichte beginnt, darf bereits kräftig gestritten werden. Viel zu sagen haben sich die entfremdeten Verwandten nicht unbedingt, vorzuwerfen dafür schon. Das zusammen reicht, damit man selbst ohne Kenntnis des Theaterstücks oder früherer Adaptionen weiß: Das wird blutig enden! Tatsächlich wird das auch recht früh in Die Katze und der Kanarienvogel so angekündigt, wenn eine Uhr, die 20 Jahre geschwiegen hat, auf einmal sieben Mal schlägt. Klarer Fall: Eine der acht Personen wird sterben, so lautet die Schlussfolgerung. Dass das ein ziemlicher Gedankensprung ist, den man nicht unbedingt nachvollziehen muss, ist dabei ausnahmsweise kein Mangel des Drehbuchs. Vielmehr soll das alles hier etwas schräg und komisch sein.

Aus Spaß an der Gemeinheit

Deswegen wird seit Jahrzehnten schon darum gestritten, welchem Genre man Die Katze und der Kanarienvogel nun eigentlich zuordnen sollte. Von Komödie über Krimi und Thriller bis zu Horror ist da so ziemlich alles dabei. Tatsächlich stellt der Film eine humorvollere Variante des bekannten Szenarios dar, in dem Menschen in einem abgelegenen Landhaus nach und nach ermordet werden. Um eine reine Parodie wie etwa Eine Leiche zum Dessert oder Alle Mörder sind schon da handelt es sich jedoch nicht. Anstatt sich über den Krimi als solchen lustig zu machen, reicherte man ihn vielmehr durch einige eigenwillige Ideen an. Schon die Testamentsverlesung, die der Verstorbene nutzt, um seine ihm nicht einmal alle bekannten Verwandten aus dem Grab heraus zu beleidigen, ist geprägt von bissigem Witz.

Das macht Spaß, auch weil das Ensemble sich in der Gemeinheit gefällt. Vor allem der Auftritt von Wilfred Hyde-White als reichem Ekel ist brillant. Aber auch Honor Blackman (James Bond 007: Goldfinger) unterhält und verbreitet genüsslich Panik mit dem Verweis auf den frei umherlaufenden Killer – angestachelt von dem seltsamen Testament des alten Herren. Leider wird dieser Aspekt der zunehmenden Angst jedoch nicht so wirklich konsequent verfolgt. Der eigentliche Ablauf der Geschichte ist ohnehin weniger außergewöhnlich. Ganz im Stil der klassischen Whodunnits darf das Publikum darüber nachgrübeln, wer denn hinter dem Mord und der grotesken Maske stecken könnte. Das ist solide, ohne aber innerhalb des Genres wirklich für Überraschungen zu sorgen. Dafür gibt es reizvolle Aufnahmen aus dem Landhaus, in dem man sich gerne verläuft und in dem hinter jeder Ecke eine blutrünstige Bestie warten könnte, sei sie nun auf zwei oder vier Beinen unterwegs.

Credits

OT: „The Cat and the Canary“
Land: UK
Jahr: 1978
Regie: Radley Metzger
Drehbuch: Radley Metzger
Vorlage: John Willard
Musik: Steven Cagan
Kamera: Alex Thomson
Besetzung: Honor Blackman, Michael Callan, Edward Fox, Wendy Hiller, Olivia Hussey, Wilfred Hyde-White, Beatrix Lehmann, Carol Lynley, Daniel Massey, Peter McEnery

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

In „Die Katze und der Kanarienvogel“ werden die Nachkommen eines vor 20 Jahren gestorbenen Exzentrikers zusammengerufen, damit das Testament verlesen wird. Der Film wechselt zwischen Komödie, Krimi und Thriller, variiert beliebte Genremotive mit bissigem Witz und sonderbaren Einfällen. Selbst wenn die Geschichte nicht ganz ihr Potenzial erfüllt, Spaß macht das mörderische Wochenende auch so.
7
von 10