Pejzaži otpora Landschaften des Widerstands

Landschaften des Widerstands

Inhalt / Kritik

Pejzaži otpora Landschaften des Widerstands
„Landschaften des Widerstands“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

In der heutigen Zeit hat Widerstand viele Formen angenommen. Neben Demonstrationen und Arbeitsniederlegungen, mit denen man auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam machen möchte, bieten die sozialen Medien wie moderne Technologien generell ein breites Spektrum an Möglichkeiten, wie man sich und seinen Forderungen Gehör verschaffen kann. Jedoch hat Widerstand auch ein anderes Gesicht, denn speziell in Zeiten einer weltweiten Pandemie oder im Kontext von Bewegungen wie Fridays for Future erleben wird eine gefährliche Neuinterpretation des Konzepts. Was man Persönlichkeiten wie den Geschwistern Scholl noch völlig zurecht als Akt der Courage ansah, erscheint gerade in den Kommentarspalten sozialer wie auch etablierter Medien eher ein Zeichen von so zweifelhaften Konstrukten wie „Querdenken“ oder gar als Schwäche. Dabei zeigt gerade eine genauere Betrachtung des Begriffes auf, was Widerstand überhaupt heißt, was es bedeutet und warum er ein zeitloses Konzept ist, das wenig mit aufgeregten Posts bei Facebook und Konsorten zu tun hat.

Gerade im Kontext politischer und gesellschaftlicher Bildung ist Widerstand ein enorm wichtiger Begriff, der für viele Menschen nicht nur mit Geschichtsbüchern und Schulunterricht assoziiert wird, sondern vor allem mit der eigenen Biografie. Bereits in ihrem Dokumentarfilm Yugoslavia: How Ideology Moved Our Collective Body setzte sich die serbische Künstlerin und Regisseurin Marta Popivoda mit Themen wie Erinnerung, Geschichte und Ideologie auseinander, wobei ihr Fokus auf der Historie des ehemaligen Jugoslawiens lag. Für ihren neuen Film Landschaften des Widerstands, der bereits auf dem Internationalen Filmfestival Rotterdam lief und nun im Rahmen des goEast Film Festivals zu sehen ist, geht Popivoda der Frage nach, was Widerstand damals und heute bedeutet. Den Ausgangspunkt für die Dokumentation bilden Unterhaltungen mit Sofija Sonja Vujanović, der ersten Partisanin Serbiens und der Anführerin des Widerstands im KZ Auschwitz, die sie vor deren Tod führte. Vujanovićs Enkelin Ana führte Ko-Regie bei der Dokumentation und schrieb an deren Skript mit.

Der Körper als Zeichen des Widerstandes

Immer wieder ist es der Körper, dessen Textur, Oberfläche und Eigenschaften, die sowohl ästhetisch wie auch erzählerisch das zentrale Bild in Landschaften des Widerstands ausmacht. Lange bleibt die Kamera an der Fassade eines Hauses, eines Steines oder eine Wand hängen, blendet sogleich ins nächste Bild über, was die Verbundenheit dieser „Landschaften“ betont, doch auch ihren Bezug zu den Worten Sofija Sonja Vujanović, welche über ihren Weg hin zu den Partisanen erzählt, ihren ersten Einsätzen wie auch ihren politischen Überzeugungen. Auch über ihre Haut fährt die Kamera, fängt die Narben, die Altersflecken und auch jenen Kennziffer ein, welche KZ-Insassen eintätowiert wurden. Ähnlich wie das Wetter, die Sonne oder die Zeit Spuren in den Texturen von Dingen oder Oberflächen hinterlassen haben, ist auch der Körper gezeichnet, von Folter, Entbehrung sowie dem Mitansehen von unbeschreiblichen Gräueltaten. Doch auch von der Überzeugung, das Richtige getan zu haben und für eine Sache gehandelt zu haben, von der zumindest Sofija zum Zeitpunkt des Gespräches überzeugt war.

Die eindringliche und durchdachte Bildsprache übernimmt noch ein weiteres Element, welches aufzeigt, inwiefern die Überzeugungen Vujanovićs noch in der Gegenwart nachhallen. Abermals durch das Mittel der Überblendung sieht der Zuschauer Auszüge aus Briefen Ana Vujanovićs aus den 2000er und 2010 Jahren, welche Auskunft geben über einen politischen wie auch menschlichen Findungsprozess. Die „verbalen Bilder“, die Popivoda und Vujanović in Landschaften des Widerstandes schaffen, sind nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern unterstreichen jenen Gedanken vom Widerstand als Überzeugung, als ein Konzept, das den Menschen verändert, physisch wie auch emotional.

Credits

OT: „Pejzaži otpora“
Land: Serbien, Deutschland, Frankreich
Jahr: 2021
Regie: Marta Popivoda, Ana Vujanović
Drehbuch: Marta Popivoda, Ana Vujanović
Kamera: Ivan Marković

Trailer

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"Landschaften des Widerstandes" ist eine visuell beeindruckende Dokumentation über die Rolle von Widerstand und politischen Überzeugungen im Leben eines Menschen. Neben den Bildern ist es auch immer wieder die Stimme Sofija Sonja Vujanovićs, die den Zuschauer an die Bedeutung des Konzepts erinnert, welches Wunden es hinterlassen kann, aber genauso, warum es wichtig ist, eine Position zu beziehen.