Joan Baez How Sweet the Sound
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Joan Baez – How Sweet the Sound

Inhalt / Kritik

Joan Baez How Sweet the Sound
„Joan Baez: How Sweet the Sound“ // Deutschland-Start: 30. April 2021 (DVD)

Selbst wenn sich viele Künstler ihren Ruhm und Einfluss für politische oder soziale Zwecke einsetzen, hält sich dennoch vehement die Idee, dies geschähe meist nur aus Gründen der Publicity. Speziell in einer Zeit geprägt von Influencern und sozialen Medien ist oft nicht zu unterscheiden, wann es sich um ein ernst gemeintes Statement handelt und wann nur um eine bloße Pose, mit der man Aufmerksamkeit erhaschen will. In einer Zeit, in der jeder um das temporäre Licht des medialen Scheinwerfers bettelt, leidet nicht zuletzt auch das Konzept des Engagements, verkommt zu einem Trend oder einer Modeerscheinung, die nach einer Weile schon wieder vergeht und die dann keiner mehr so richtig ernst nehmen will. Jedoch gibt es sie noch, jene Künstler, die ihre Kunst mit einer Position arrangiert haben, die keinesfalls nur ein leeres Statement ist, sondern ehrlich und authentisch. Insbesondere in den 1960er Jahren, mit ihren vielen Bewegungen gegen das Establishment, gegen Kriegstreiberei und für die Rechte von Frauen, hat viele solcher Menschen hervorgebracht und eine von ihnen ist ohne Frage Joan Baez.

Neben Sängerinnen wie Janis Joplin gilt Joan Baez als eine der erfolgreichsten und zugleich politisch engagiertesten Figuren der US-amerikanischen Kunstszene. Gelten ihre Songs und Interpretation der Werke anderer, wie beispielsweise The Night They Drove Old Dixie Down, Diamonds & Rust oder We Shall Overcome, teils als Hymnen der Gegenkultur, waren die Themen ihrer Lieder nicht bloß Worte auf Papier. Bis heute setzt sich Baez für soziale Belange ein, sodass ihr Engagement gegen den Vietnamkrieg, ihre Unterstützung für Bewegungen wie Occupy Wall Street oder ihr Einsatz für klimapolitische Themen sie zu einer einflussreichen Größe in der amerikanischen Kultur gemacht haben, die ihre Stimme nicht nur für die Musik nutzt, sondern auch für ihre Überzeugungen. Im Rahmen der von ihr mitproduzierten und mit einem Emmy ausgezeichneten Reihe American Masters, welche sich mit Größen der US-amerikanischen Kultur befasst, ihrem Leben wie auch ihrem Werk, widmet sich Regisseurin Mary Wharton der Karriere Joan Baez’, ihren Ursprüngen, ihrem Privatleben, ihrer Kunst und ihren politischen Überzeugungen.

Das Arsenal der Gewaltlosigkeit

Wie bei vielen Dokumentationen, die sich dem Leben einer facettenreichen Künstlerin wie Baez widmen, kommt es naturgemäß eher zu einem Grundriss der Person und weniger zu einem vollständigen Porträt. Dennoch weiß Wharton in Joan Baez – How Sweet the Sound durchaus kluge Akzente zu setzen, wenn sie die Karriere Baez’ als die einer engagierten Künstlerin zeigt, wobei die zahlreichen Interviews mit der Musikerin selbst, aber auch mit Weggefährten wie Bob Dylan, Steve Earle, Reverend Jesse Jackson oder Roger McGuinn, die einzelnen Stationen um viele Aspekte, Perspektiven und nicht zuletzt auch Anekdoten anreichern. Darüber hinaus sind es die Archivaufnahmen von Konzerten oder wichtigen Ereignissen in Baez’ Leben und Karriere, wie beispielsweise ihr Auftritt während des Marsches nach Washington Anfang der 1960er Jahre oder ihr Besuch in Sarajevo während des Krieges. Immer wieder wechselt die Dokumentation zwischen diesen zwei Aspekten, diesen zwei Personen, die eigentlich ein und dieselbe sind, denn Baez kann und will die politische Aktivistin nicht von der Sängerin trennen.

Wünschenswert wäre bisweilen eine stärkere Konzentration auf die Musik, insbesondere die Rolle der Folkmusik und wie diese sich bereits Ende der 1950er Jahre veränderte, gewesen, jedoch bleibt der Fokus auf dem Werdegang Baez’. Neben der Entdeckung und Perfektion der eigenen Technik, gibt die Künstlerin Einblick in die Genese ihrer politischen Überzeugungen und wie sie diese in ihrer Kunst unterbringt, bis heute. Herauskristallisiert sich langsam aber sicher das Bild einer Frau, die nach wie vor auftritt und „angekommen“ zu sein scheint, nicht nur, was ihre Rolle als Aktivistin angeht, sondern auch als Künstlerin. Nicht zuletzt ist es ein sehr warmherziges Porträt einer authentisch gebliebenen Musikerin.

Credits

OT: „Joan Baez: How Sweet the Sound“
Land: USA
Jahr: 2009
Regie: Mary Wharton
Drehbuch: Mary Wharton, Mark Spector
Kamera: Ben Bloodwell, James Fideler

Bilder

Trailer

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„Joan Baez: How Sweet the Sound“ ist das Porträt der Musikerin und politischen Aktivistin Joan Baez. Auch wenn man an mancher Stelle durchaus mehr Tiefgang hätte erwarten können, ist Mary Whartons Dokumentation dennoch eine durchaus gelungene Rekapitulation der wichtigsten Eckpunkte des künstlerischen Schaffens und politischen Engagements dieser inspirierenden Persönlichkeit.