Daylight
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Daylight

Inhalt / Kritik

Daylight
„Daylight“ // Deutschland-Start: 6. Februar 1997 (Kino) // 30. April 2021 (Mediabook)

Mehrere Personen, darunter die erfolglose Autorin Madelyne Thompson (Amy Brenneman), der selbstverliebte Geschäftsmann Roy Nord (Viggo Mortensen) und mehrere Strafgefangene (u.a. Sage Stallone), werden im New Yorker Holland Tunnel durch Explosionen, die durch eine Verfolgungsjagd verursacht werden, eingeschlossen. Der frühere Chef des New Yorker Katastrophenschutzes Kit Latura (Sylvester Stallone), der mittlerweile als Taxifahrer arbeitet, ist zufällig in der Nähe. Ohne zu zögern eilt er den Eingeschlossenen zu Hilfe, obwohl ihm der neue Chief (Dan Hedaya) deutlich macht, dass er unerwünscht ist. 30 Meter unter dem Hudson River drohen die Überlebenden der Katastrophe nicht nur durch giftigen Rauch und Feuer zu sterben, auch bilden sich gewaltige Risse in der Tunneldecke und alles droht einzustürzen und geflutet zu werden.

„Wenn du bleibst, bleib ich auch.“

Die 90er waren für Sylvester Stallone nicht das erfolgreichste Jahrzehnt. Startete es mit den Komödienversuchen Oscar (1991) und Stop! Oder meine Mami schießt (1992) katastrophal, konnten Cliffhanger – Nur die Starken überleben und Demolition Man (beide 1993) diese Flops noch halbwegs wieder gut machen. Doch schon die nächsten Filme (The Specialist (1994), Judge Dredd und Assassins – Die Killer (beide 1995)) begruben Stallones Karriere fürs erste und zogen reichlich Häme nach sich. Bis zum Schulterklopfen der Kritiker für Cop Land (1997) dauerte es noch etwas und das Box Office-Comeback mit Rocky Balboa im Jahr 2006 war auch noch weit entfernt. Auftritt: Daylight! Ein Starvehikel aus Versatzstücken früherer Stallone-Hits, klassischem Familienkino und den Katastrophen-Blockbustern der 70er. Rob Cohens Stallone-Vehikel reiht sich in die Katastrophenfilme der zweiten Welle ein, die mit Twister (1996), Dante’s Peak (1997) oder Deep Impact (1998) mit bis dahin noch nicht dagewesenen Materialschlachten die Zuschauer ins Kino ziehen sollten.

„Sie würde nicht wollen, wenn sie auch sterben!“

Daylight folgt schnörkellos dem Aufbau des klassischen Katastrophenfilms: Mehrere möglichst unterschiedliche Charaktere werden 90er Jahre typisch plump eingeführt (in den Referenzfilmen der Katastrophenfilme der 70er war das tatsächlich charmanter), durch die Katastrophe auf sich selbst zurückgeworfen und zeigen nun unter Lebensgefahr ihr wahres Gesicht. Dabei bedient sich Drehbuchautor Leslie Bohem großzügig aus dem Handbuch der Filmklischees. Jede Minute von Daylight atmet förmlich die 90er! Was nicht mal böse gemeint ist. So funktionierten Filme dieses Kalibers nun mal zu dieser Zeit. Sätze wie „Ich gehe nicht ohne dich!“ sind hier wirklich ernst gemeint, keine Ironie weit und breit. Man kann buchstäblich vorhersehen, wer wann drauf geht und wer was als nächstes tut.

Dazu gehören auch die typischen Figuren – von Charakteren kann man beileibe nicht sprechen: Da ist das vorlaute Teeniegirl, der Witze reißende dunkelhäutige Cop, die hysterische Frau, das goldige Rentnerpaar, das sogar im Angesicht des Todes Händchen hält oder eben der schmierige Yuppie. Hier gibt es kein grau, nur schwarz-weiß. Doch Daylight hat seine Momente. Speziell die Action Set Pieces können mit handgemachten Effekten, tollen Modellaufnahmen und gigantischen Explosionen überzeugen. Sei es der Unfall, der den Tunnel zum einstürzen bringt, Kit Laturas Einstieg ins Lüftungssystem, das Einstürzen der Tunneldecken oder die Überflutung durch eindringendes Flusswasser – Fans von Action- und Katastrophenfilmen kommen voll auf ihre Kosten. Die damals neumodischen Computereffekte kommen noch sehr sparsam zum Einsatz und werden nur für Hintergründe und in Totalen eingesetzt.

„Lasst mich zurück!“

Viele bekannte Gesichter des 80er und 90er Kinos sorgen dafür, dass man sich schnell orientieren kann. Amy Brenneman kennt der Filmfan aus Heat (1995) und NYPD Blue (1993), Dan Hedaya aus Cheers (1984) und der Addams Family (1991) und Viggo Mortensen … Nun, es gab eine Zeit, in der auch Viggo noch nicht so wählerisch bei seinen Rollen sein konnte. Den schmierig-arroganten Yuppie spielt er zumindest mit großer Freude an der Karikatur. In jedem Fall stiehlt niemand dem Hauptdarsteller die Show. Slys Kit Latura ist ein gebrochener Mann (was sonst), durch dessen Schuld vor Jahren einige Menschen bei einem Einsatz ums Leben kamen. Jetzt fährt er Taxi und hat sein Trauma tief im Herzen begraben. Als es im Tunnel zur Sache geht, sieht er sich genötigt zu helfen, obwohl der Einsatzleiter ihn heimschickt. Natürlich pfeift Kit auf die Ansage und macht sich auf eigene Faust auf in den Tunnel. Stallone gibt alles; springt, taucht, klettert – you name it. Die kolportierten 20 Millionen Dollar Gage hat er sich redlich verdient. Der Einsatz hat nur leider nicht all zu viel geholfen, um Daylight zu einem Hit zu machen. Bei 80 Millionen Dollar Budget spielte der Film gerade so das Doppelte ein, was wahrlich weit unter den Erwartungen war.

Die Neuauflage von Daylight im Mediabook hat es in sich: Neben einem neuen HD-Master und aufbereitetem Sound, gibt sich Regisseur Cohen alle Mühe, um sein von der Presse ungeliebtes Baby zu präsentieren. Dazu gehören ein Audiokommentar, ein Vorwort im Booklet sowie ein Interview in selbigem. Und dieses Booklet ist auch ein echtes Schmankerl: Autor Tobias Hohmann ist ein echter Stallone-Fanboy und gibt hier allerlei Hintergründe zum Besten. Zudem bietet das Mediabook Making of (ca. 33 Minuten), zwei Featurettes (je ca. 7 Minuten), eine Doku über Make-Up-Künstler Giannetto De Rossi (Rambo III, Dune, Conan) über seine Arbeit mit Sylvester Stallone mit dem Titel „Memories with Muscle“ (ca. 12 Minuten), Produktionszeichnungen und Trailer.

Credits

OT: „Daylight“
Land: USA
Jahr: 1996
Regie: Rob Cohen
Drehbuch: Leslie Bohem
Musik: Randy Edelman
Kamera: David Eggby
Besetzung: Sylvester Stallone, Viggo Mortensen, Dan Hedaya, Amy Brenneman

Bilder

Trailer

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Für Fans von 90er Jahre Action, handgemachten Effekten und Sylvester Stallone sowieso, ist „Daylight“ eine sichere Bank. Alle anderen werden sich an klischeebeladenen Figuren und einer ebensolchen Geschichte stoßen. Dennoch macht Daylight aufgrund seiner straighten und schnörkellosen Inszenierung Spaß.
7
von 10