Daft Punks Electroma
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Daft Punk’s Electroma

Inhalt / Kritik

Daft Punks Electroma
„Daft Punk’s Electroma“ // Deutschland-Start: 28. Mai 2021 (Arte)

Als das französische Electro Music Duo Daft Punk im Februar 2021 seine Auflösung bekannt gab, kam das zwar nicht so wahnsinnig überraschend, schließlich lag dessen letztes Album Random Access Memories bereits acht Jahre zurück. Dennoch war es das Ende einer Band, die in diesem sehr schnelllebigen Business trotz überschaubarer Diskografie irgendwie unvergleichbar war. Dabei machten Guy-Manuel De Homem-Christo und Thomas Bangalter nicht nur durch ihre Musik von sich reden, die unter dem Deckmantel der French House eine Vielzahl an Stilen miteinander verschmolz. Auch optisch waren die beiden Männer, die öffentlich nur mit Roboterhelmen auftraten, unverkennbar und eigensinnig.

Ein wortloser Trip

Beide Adjektive darf man ohne Zweifel auch auf Daft Punk’s Electroma anwenden. Dass die zwei Ausnahmekünstler die Schnittstelle zwischen Musik und Bildern suchen, das wurde bereits 2003 mit Interstella 5555: The 5tory of the 5ecret 5tar 5ystem deutlich. Das Science-Fiction-Anime-Musical war seinerzeit jedoch noch als Begleitwerk zu ihrem Album Discovery konzipiert. Bei Electroma lösten sie sich von ihren Alben. Sie lösten sich sogar komplett von ihrer Musik: Anstatt wie zu erwarten gewesen wäre, stammt der Soundtrack eben nicht von dem Duo. Das beschränkte sich darauf, Regie zu führen und das Drehbuch zu schreiben. Vertont wurde das Ganze durch Lieder und Stücke anderer.

Gemeinsam ist beiden Filmen jedoch, dass auf jegliche Sprache verzichtet wurde. Erzählt wird allein durch die Bilder. Wobei man ohnehin keine reguläre Geschichte von Electroma erwarten sollte. Daft Punk schicken hier zwei Alter Egos von sich auf eine Reise, jeweils mit einem Roboterhelm ausgestattet. Wer die beiden sind, wird nicht verraten. Sie haben nicht einmal Namen. Immerhin: Anhand der Farbigkeit der Helme kann man sie auseinanderhalten: Der eine trägt Gold, der andere Silber. Das war es aber auch schon mehr oder weniger im Hinblick auf Individualität. Wobei der Film durchaus etwas zu diesem Thema beizutragen hat. Genauer begegnen die beiden namenlosen Helden unterwegs anderen Robotern, wo es unter anderem um die Herstellung von Gesichtern geht – was nicht ganz so funktioniert wie gedacht.

Ein surreales Fest zum Grübeln

Über diese und weitere Szenen darf sehr viel nachgedacht, spekuliert und diskutiert werden. Daft Punk’s Electroma ist ein Film, der sehr viel mit Symbolen arbeitet, ohne je so richtig konkret zu werden. Wie viel man aus dem Ganzen für sich herausholt, hängt deshalb maßgeblich von der eigenen Empfänglichkeit für derartige experimentelle Werke ab. Wem beispielsweise Gerry, bei dem ebenfalls zwei wortkarge Männer durch die Wüste laufen, schon zu viel war – bzw. zu wenig –, der wird hiermit kaum glücklich. Durch die Entmenschlichung der beiden Figuren wird auch jede Entwicklung verhindert. Man sieht einfach zwei Robotern zu, wie sie durch die Gegend marschieren.

Zu sehen gibt es dennoch einiges. Vor allem in der ersten Hälfte gibt es einige schön surreale Szenen. Daft Punk’s Electroma, das 2006 bei den Filmfestspielen von Cannes Premiere feierte, ist in den besten Momenten eine bizarre Videoclip-Sammlung, mit Denkanstößen zu Konformität, Entfremdung und unserem Bezug zu der Natur. Das stieß seinerzeit auf eher wenig Gegenliebe, entwickelte später aber Kultstatus. Da das Duo diesen Film ausgegraben hat, um den eigenen Abschied zu visualisieren, ist es zudem der vorzeitige würdevolle Schlusspunkt einer Karriere, bei der vieles etwas anders lief.

Credits

OT: „Daft Punk’s Electroma“
Land: USA, Frankreich
Jahr: 2006
Regie: Guy-Manuel De Homem-Christo, Thomas Bangalter
Drehbuch: Guy-Manuel De Homem-Christo, Thomas Bangalter, Cédric Hervet, Paul Hahn
Musik: Steven Baker
Kamera: Thomas Bangalter
Besetzung: Peter Hurteau, Michael Reich

Bilder

Trailer

Filmfeste

Cannes 2006

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In „Daft Punk’s Electroma“ schickte das französische Electroduo zwei Roboter auf eine Reise durch die Wüste. Obwohl die Musik von anderen stammt, ist das experimentelle Werk ein Muss für die Fans der beiden Ausnahmekünstler. Der Rest darf sich an surrealen Aufnahmen erfreuen, über die viel diskutiert werden kann – auch weil ein konkreter Inhalt fehlt.