Frieden
© SRF/Sava Hlavacek

Inhalt / Kritik

Frieden
„Frieden“ // Deutschland-Start: 25. März 2021 (Arte) // 30. April 2021 (DVD)

Im Frühjahr 1945 ist nach jahrelangem Krieg ein erster Frieden in Europa eingekehrt. Doch die Auswirkungen sind noch auf vielfältige Weise in der Schweiz zu spüren. So hat es sich Egon Leutenegger (Dimitri Stapfer), der in der Bundesanwaltschaft tätig ist, zur Aufgabe gemacht, untergetauchte Nazis aufzuspüren und der Justiz zu überführen. Sein jüngerer Bruder (Max Hubacher) ist derweilen anderweitig beschäftigt. Schließlich steht er kurz davor, Klara Tobler (Annina Walt) zu heiraten und träumt zudem davon, die Tuchfabrik ihres Vaters (Urs Bosshardt) zu leiten. Klara wiederum engagiert sich in dem nahegelegenen Flüchtlingsheim, in dem junge Überlebende aus dem KZ Buchenwald untergebracht werden sollen …

Der Kampf nach dem Krieg

Wenn Filme und Serien den Krieg thematisieren, dann wird gerne mal das Ende der Geschichte mit dem Ende des Krieges zusammengeführt. Denn danach wird ja alles gut, wenn erst einmal die Waffen schweigen – so die Annahme. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht, wie Frieden trotz des etwas provokativen Titels demonstriert. Denn richtig viel Frieden gibt es in der Serie nicht. Immer wieder kommt es zu Konflikten, mal in Form von Machtkämpfen, dann wieder welche, die persönlicher Natur sind. Zudem ist da ja auch noch das Grauen der letzten Jahre, das in der einen oder anderen Form immer wieder hochkommt. Der Krieg in Europa sei vorbei, heißt es an einer Stelle. Der in der Schweiz beginne erst.

Tatsächlich martialisch wird es in Frieden dann zwar nicht. Ein gewaltsamer Zwischenfall in der ersten Folge ist da praktisch schon der „Höhepunkt“. Dafür wird verbal ganz schön ausgeteilt. Ob nun innerhalb der Familie oder mit Geschäftspartnern, eigentlich wird ständig gestritten. Hoch her geht es auch im Flüchtlingsheim, wenn die jungen Menschen lautstark ein besseres Leben einfordern, während sie zeitgleich von den vorherigen Erfahrungen überfordert sind. Hinzu kommt: Mit dem Ende des Dritten Reiches mag der Holocaust vorbei gewesen sein. Der Antisemitismus überlebte jedoch und findet immer wieder seinen Weg in den Alltag. Beschimpfungen von Juden waren nach wie vor salonfähig.

Moral vs. Geld

Das Ergebnis sind Szenen, die zwar nicht sonderlich subtil ausgestaltet sind, aber doch ihre Wirkung entfalten. Vor allem, wenn es darum geht, dass Profitierende aus oberen Kreisen gegen verarmte Juden hetzen, damit also auch noch Elemente des Klassenkampfes eingebaut werden. Das ist immer ein guter Anlass, um sich aufzuregen. Allgemein gibt es nicht gerade einen Mangel an verabscheuungswürdigen Figuren. Die müssen nicht zwangsläufig antisemitisch sein. Manche begnügen sich damit, die Not anderer auszunutzen oder sich auf fragwürdige Weise zu bereichern. Moral mag nett klingen. Geld ist am Ende aber doch netter.

Das ist an manchen Stellen spannend mitanzusehen, etwa wenn es um die geheimen Machenschaften von Politik und Wirtschaft geht. Dann kann es sogar moralisch knifflig werden, schließlich stehen auch die Schicksale anderer unbeteiligter Menschen dabei mit auf dem Spiel. Ist es am Ende vielleicht besser zu betrügen, um den eigenen Angestellten eine Zukunft bieten zu können? Wie viel ist ein reines Gewissen wirklich wert? Frieden zeigt hierbei auf, dass richtige Entscheidungen in der Realität nicht so eindeutig sind, wie wir es gern hätten. Das bekommen auch die Hauptfiguren zu spüren, die zwar grundsätzlich zu den Guten zählen, dabei jedoch immer wieder in ambivalente Szenen abgleiten und nicht ganz so eindeutig heldenhaft sind, wie sie es gerne wären.

Ein bisschen konstruiert

Während Frieden so partiell interessante Sachen zu erzählen hat und mit Max Hubacher (Der Hauptmann), Dimitri Stapfer sowie Annina Walt (Nichts passiert) auf ein engagiertes Trio setzen kann, am Ende ist die Serie dann doch etwas zu bemüht. Die verschiedenen Themen und Handlungsstränge wirken auf diesem engen Raum schon ziemlich geballt. Wenn dann auch noch persönliche Befindlichkeiten hinzukommen und die Figuren sich alle gegenseitig im Weg stehen, dann ist die europäische Coproduktion auch aufgrund ihrer betonten Dramatik nicht mehr so weit weg von einer Seifenoper. In der Summe ist das dann aber schon noch sehenswert, gerade auch weil hier Probleme wie die bittere Armut offen angesprochen werden, von denen niemand etwas wissen wollte. Und eben die skandalösen Machenschaften, mit denen man sich aus der Verantwortung stehlen wollte.

Credits

OT: „Frieden“
Land: Schweiz, Deutschland, Frankreich
Jahr: 2020
Regie: Michael Schaerer
Drehbuch: Petra Volpe
Musik: Annette Focks
Kamera: Christian Marohl
Besetzung: Annina Walt, Max Hubacher, Dimitri Stapfer, Urs Bosshardt, Sylvia Rohrer, Therese Affolter, Stefan Kurt, Oscar Bingisser

Bilder

Trailer

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„Frieden“ erzählt von drei jungen Menschen in der Schweiz direkt nach dem Ende des Krieges 1945. Die Serie erzählt dabei von interessanten Punkten wie anhaltendem Antisemitismus sowie fragwürdigen Hinterzimmer-Machenschaften der Mächtigen. Insgesamt ist das Drama aber etwas überladen, mit einem Hang zur Seifenoper.
7
von 10